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Zwei Designerinnen, die die Leichtigkeit des Seins zelebrieren

Von Weixin Zha

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Bild: Halolabels AW19

Kann Kleidung für einen Moment die Grenzen und den Ballast des Alltags vergessen lassen? Vielleicht, wenn Frauen die Entwürfe von Julia Heuer und Ala Sowiar überstreifen.

Auch wenn Plissé und Prints das Markenzeichen von Julia Heuers gleichnamigem Label sind und vielschichtige und transparente Textilien das von Sowiars Marke Halo Labels, eint die beiden doch ihr Zugang zu Mode und die ungewöhnlichen Kleidungsstücke, die dadurch entstehen. Beide denken nicht in klassischen Modekollektionen; ihre Arbeitsweise ist von den Studienjahren an der Kunstakademie geprägt. Die Designs folgen dem Zeitgeist, aber keinen Trends, die Kleidungsstücke entstehen durch die sorgfältige Erforschung von Materialien und die langjährige Entwicklung von eigenen Techniken.

Die Poesie zwischen Form und Funktion liegt auch in den leichten bis durchscheinenden Stoffen. Die Schnitte sind einfach, zu viel Dekoration würde nur von der Essenz ablenken. Es braucht nicht viel, um die Leichtigkeit des Seins zu zelebrieren.

Bild: Julia Heuer AW21 NPCLoom

Julia Heuer: Plissierte Fantasie und Freude

Julia Heuer entwirft ihre flirrenden, farbenprächtigen Prints selbst, überhaupt sind das Zusammenspiel von Mustern und Farben ihr Metier. Bevor sie 2017 ihr Label gründete, entwarf sie beim Schweizer Textildesign-Unternehmen Jakob Schlaepfer Prints für große Modehäuser. Wenige Teile ihres Labels sind noch handbemalt, die meisten Prints werden digital auf leicht durchscheinende Stoffe gedruckt. Ausgehend von der japanischen Shibori-Technik entwickelte Heuer eine eigene Methode, die im Zusammenspiel mit den Prints den Kleidungsstücken ihr Aussehen und die finale Form verleiht.

„Unsere Stärke ist, dass wir von einem anderen Ausgangspunkt kommen. Wir haben nicht wirklich eine Modekollektion im klassischen Sinne entwickelt; wir arbeiten mit der Kombination aus Printdesign und Shibori, in die wir uns vertieft haben”, erzählt Julia Heuer. „Dadurch haben wir ein Produkt entwickelt, das ein auffälliges Merkmal hatte, was anders war als andere Produkte. Ich kenne kein anderes Label, das auf diese Art und Weise Drucke und handgemachtes Plissé verbindet.”

Bild: Julia Heuer AW21 NPCLoom. Fotograf: Boris Camara

Mit Shibori kam Heuer während eines Auslandssemesters in Dänemark zum ersten Mal in Berührung, als sie noch an der Stuttgarter Kunstakademie studierte. Die luftigen Silhouetten aus Prints und Plissés haben sich seitdem zu ihrem unverwechselbaren Erkennungszeichen entwickelt und dem Label geholfen zu wachsen – bei dem kanadischen Onlinehändler SSense ist die Marke mittlerweile zu finden, aber ebenso bei dem US-Warenhaus Nordstrom oder der Frankfurter Boutique Supermercado. Ein kleines Team aus Frauen in Estland hat ihre Technik erlernt und hilft ihr seitdem die Kleidungsstücke herzustellen, nur durch das manuelle Plissieren können sie ihre Formen bekommen. Julia Heuer hofft auch, mit ihrem Label größer zu werden, um mehr Mitarbeiter einstellen zu können und selbst mehr Zeit zum Kreieren zu haben.

„Ich würde gerne weiter wachsen – wachsen, in dem Sinne dass wir in neue Techniken eintauchen und unsere Kollektion erweitern können”, sagt Heuer. „Auch die Technik des Shibori selbst bietet noch so viele weitere Entwicklungsmöglichkeiten. Mein Ziel ist es, in diesen Bereichen weiterhin einzigartige Kollektionen zu kreieren.”

Vertrieb: Julia (julia@juliaheuer.de) oder Quentin(quentin@juliaheuer.de)

Zielgruppe: Frauen zwischen 18 und 85 Jahren

Verkaufspunkte: Vornehmlich Boutiquen in USA und Japan, aber auch in Kanada, Deutschland, Schweiz und Indonesien. Einen eigenen Webshop betreibt Julia Heuer nicht.

Preise (Vk): 330 Euro für ein ärmelloses Top bis hin zum Kaftan für 820 Euro

Bild: Halolabels SS21 Supersensible

Halo Labels: Transparenz, Licht und Textil

Ihre Faszination an Textilien begleitet die Künstlerin Ala Sowiar schon lange. Als sie Media Art studierte, projizierte sie ihre digitalen Arbeiten auf Stoffe. Und auch bei ihrem Markenzeichen, den zarten Gauze-Shirts, spielt das Durchscheinen des Lichts zwischen den unterschiedlichen Lagen eine entscheidende Rolle. Den für Bekleidung unüblichen Mullstoff, entdeckte Sowiar auf einem Flohmarkt und versuchte den transparenten Effekt nachzuahmen, der sie faszinierte.

„Ich wurde schon immer durch Transparenz angeregt. Ich fühle mich sehr hingezogen zu dieser Idee von Unschärfe und Fluidität, die die Transparenz mit sich bringt, und auch zu der Art und Weise, wie das Licht auf einem Textil bricht, wenn es transparent ist”, erklärt Sowiar.

Bis zu vier Lagen an feiner Gaze brauchen ihre taktilen Shirts auf einer Seite. Erst dadurch wird das Material, das sonst in der Medizin oder Buchbinderei eingesetzt wird, als Kleidungsstück tragbar. Ala Sowiar färbt die Gauze mit Hand; um nachhaltig zu arbeiten, beginnt sie mit der hellsten Farbe und hört mit der dunkelsten auf. Das Zusammenlegen von unterschiedlichen farblichen Lagen erschafft das matte Flimmern auf den Oberflächen ihres Bestsellers.

Bild: Gauze-Shirt von Halo Labels

Bei den anderen Kleidungsstücken arbeitet die Designerin viel mit Deadstock-Stoffen, ihre genderfuiden Kollektionen entstehen intuitiv. Ihre Kollektionen entwirft sie in ihrem Studio in Berlin, gefertigt werden die Teile von einem zweiköpfigen Team in Polen. Ihre Marke Halo Labels, die ihren Namen von dem englischen Wort für Heiligenschein hat, sieht sie in Zukunft weiterhin bei Boutiquen mit ähnlichen Werten und sich selbst als Künstlerin.

„Ich sehe mich nicht dabei, ein großes Unternehmen zu betreiben, sondern möchte lieber mit dem künstlerischen Bereich verbunden bleiben. Und vielleicht sogar mein Schaffen ein bisschen mehr auf die Kunst ausweiten”, erzählt Sowiar. Am liebsten möchte sie mehrere Projekte betreiben, wie ihre Modelinie und daneben Kunstobjekte oder Filme zu machen. „Ich bin dankbar, dass ich mit einer Modemarke auch andere Projekte machen kann, die sich um dieses Universum, um Textil und Mode drehen. Ich würde mich gerne noch ein bisschen mehr als Künstlerin weiterentwickeln, ich denke, das sind zwei Bereiche, die sich immer wieder berühren werden.”

Vertrieb: über info@halolabels

Zielgruppe: Frauen und Männer

Stockists: Größtenteils Boutiquen in USA und Japan, aber auch Australien. Zwei Drittel der Verkäufe stammt derzeit aus dem eigenen Webshop.

Preise (Vk): 89 Euro für ein T-Shirt bis hin zu 179 Euro für ein Jacket

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