Die Arbeit von Maren Wiebus: Creative Director der Premium Group
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Die Messen der Premium Group, Premium und Seek, werden im Juli wieder zur Station Berlin zurückkehren. Mit dem Umzug an die neue alte Adresse am Gleisdreieck, an der die Premium bereits von 2006 bis 2020 zu Hause war, findet auch eine komplette Neuorientierung der Veranstaltung statt, die sich mehr als Plattform denn als Messe versteht.
Nach der gebündelten Messe im letzten Jahr auf dem Gelände der Messe West unter dem Funkturm gab es Kritik am Veranstaltungsort und an der Auswahl der vertretenen Marken, was für einige Grund war, die Relevanz der Messe in Frage zu stellen. FashionUnited sprach mit Kreativdirektorin Maren Wiebus (per E-Mail) über die Neupositionierung und ihre Arbeit als Kreativdirektorin und Projektmanagerin.
Frau Wiebus, Sie arbeiten bereits seit vielen Jahren im Messebereich - für die Seek seit über 14 Jahren und für die Premium seit über 17 Jahren. Können Sie ein bisschen Ihren Aufgabenbereich umreißen und beschreiben, wie er sich im Laufe der Jahre verändert hat? Gibt es einen „typischen Tag“ für Sie?
Typisch ist, dass ich mich bemühe, die erste im Büro zu sein, um für Überraschungen Puffer zu haben. Mein Arbeitsalltag ist vielseitig und kreativ - wir beschäftigen uns immer damit, was die Branche jetzt wissen muss, um in Zukunft erfolgreich sein zu können. Es geht immer darum: „What’s next?“
Was sind einige Höhepunkte, an die Sie sich erinnern, was reizt Sie an Ihrem Beruf?
Obwohl ich eine eher introvertierte Persönlichkeit bin, genieße ich es, mit so vielen wundervollen Menschen zu tun zu haben. Mindestens zweimal im Jahr kommen auf unseren Events in Berlin alle zusammen - oder auch dazwischen mal und anderswo. Die meisten sind wunderbar großartig, andere wunderbar interessant, einige auch wunderbar anders. Langweilig wird es auf jeden Fall nie!
Und was sind Seiten (falls es sie gibt), auf die Sie verzichten könnten?
Die letzten Wochen vor den Events sind immer besonders stressig, weil manchmal noch „einige lose Enden über mir schweben“. Die verknoten sich dabei auch mal. Dafür ist aber die Erleichterung, wenn alles am Ende aufgeht und zusammenpasst, umso erfüllender.
Hat Ihre Ausbildung an der AMD Düsseldorf Sie gut auf Ihren derzeitigen Beruf vorbereitet?
Die Zeit an der AMD war auf jeden Fall eine gute Basis. Letztendlich geht es darum, was man selbst aus einer solchen Basis macht und welche Lehren einem das Leben mit auf den Weg gibt. Die Wichtigkeit, ein starkes Netz zu bilden und zu pflegen, begleitet mich nach wie vor jeden Tag. Mit meinen liebsten Studienkolleg:innen, die auch tolle Jobs in unserer Branche gefunden haben und mit denen ich teilweise sogar zusammenarbeite, bin ich nach wie vor eng verbunden. Ich bin ziemlich stolz auf uns!
Und wie schwer war es, nach dem Abschluß Fuß zu fassen? Was würden Sie Neueinsteiger:innen raten?
Ganz viel Zuhören, Augen weit offen halten - und dann einfach machen!
Die Premium und Seek am 11. und 12. Juli werden mit Spannung erwartet. Berlin hat das Potenzial, Modemetropole des Sommers zu sein. Trotzdem wurde die Veranstaltung auf zwei Tage verkürzt - welche Überlegungen gaben für diese Entscheidung den Ausschlag?
Genau diese effiziente Bündelung macht die hohe Relevanz und Attraktivität aus. Das Feedback dazu war ausnahmslos positiv. Wir recherchieren und kuratieren über Monate mit viel Leidenschaft und Neugier; das Ergebnis kann man dann kompakt an zwei Tagen auf unseren Events erleben. Wir liefern ein fokussiertes, organisiertes und inspirierendes Branchentreffen.
Die Kombination aus Premium/Seek ist die einzige europäische Messe, die Damen- und Herrenmode sowie Schuhe und Accessoires an einem Ort zusammenbringt. Wie wählen Sie die Brands aus und worauf haben Sie nach der Kritik bei der kommenden Ausgabe Wert gelegt?
Richtig, alleine dieser Fakt macht unsere Events in Europa einzigartig. Wir nehmen das Feedback der Branche sehr ernst und gehen proaktiv in den Dialog mit Entscheider:innen, um gemeinsam möglichst viel Mehrwert für Brands, Retailer und Fashion Professionals zu generieren. Beispielsweise haben wir dafür in den letzten Monaten im In-und Ausland mehrere Round Tables organisiert, um über die Zukunft von Formaten wie unseren zu sprechen.
Als Plattform (wir wollen weg von dem verstaubten Wort Messe) befinden wir uns mitten in einer großen Transformation und das wirkt sich dementsprechend auch auf die Kuration unserer Brand-Portfolios aus. Wir fragen uns: Was sind die spannendsten Trends für die Branche? Was macht ausgewählte Brands anders oder besonders? Warum verdient es eine Marke gesehen oder entdeckt zu werden? Passt die Strategie der Brand zu den Konsument:innen-Wünschen unserer Zeit? Wo bietet diese Brand Mehrwert für Händler”innen?
Welche Neuerungen werden Besucher:innen und Aussteller:innen im Juli erwarten?
Ganz neu ist beispielsweise das ‘The Ground Format’, das wir in Kooperation mit der Platte Berlin umsetzen werden. Im Fokus steht die Community der Gen Z, ihre Wünsche, Ansichten und Ideen. Diese werden in einen Modekontext übersetzt und Brands sowie Besucher:innen können sich durch Stil-Interpretationen inspirieren lassen.
In dieser Edition setzen wir neben dem Brand-Portfolio einen weiteren Schwerpunkt auf unser Networking- und Content-Programm. Besucher:innen können sich auf spannende „How To“-Inhalte aus den Bereichen Fashion, Sustainability, Business, Tech und Beauty freuen. Auf der Premium wird nach dem Erfolg im Winter ein weiterer Schwerpunkt auf Beauty liegen.
Neu ist auch das „Berlin Scents“-Format auf der Seek, das sich auf Nischen-Brands aus dem Bereich Fragrances fokussiert sowie eine Aktivierung mit D2C Brands, die sich zum ersten Mal dem B2B Wholesale-Business öffnen.
Wie wichtig ist Nachhaltigkeit bei der Planung und Gestaltung der Messe?
Sehr wichtig. Abgesehen von einer großen Anzahl herausragend nachhaltig agierender Aussteller:innen wie Armedangels, Veja, Lanius, Thinking Mu, Dedicated und vielen mehr, sind wir auch als Veranstalter stets bestrebt, unseren Impact schrittweise zu optimieren. Beispielsweise bieten wir ein nachhaltiges Standkonzept, bei dem Mobiliar und Wände eingelagert und so über viele Jahre wiederverwendet werden können. Das spart nicht nur Kosten und Ressourcen, sondern reduziert auch Müll. Gleichzeitig kooperieren wir aus Überzeugung mit der Deutschen Bahn und lokalen Food-Expert:innen, die biologische und regionale Produkte verwenden. Dies sind nur ein paar ausgewählte Schräubchen, an denen wir drehen, um immer stetig ‘besser’ zu werden.