Saint Laurent ohne Hedi Slimane
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Nach wochenlangen Gerüchten um seinen bevorstehenden Ausstieg hat Hedi Slimane nun zum zweiten Mal das Modehaus Yves Saint Laurent verlassen. Offenbar war sein Vertrag als Creative und Image Director mit dem zu Kering gehörenden Modehaus am vergangenen Donnerstag ausgelaufen.
Slimanes Vermächtnis bei Saint Laurent
François-Henri Pinault bedankte sich bei Slimane dafür, dass er den Weg bereitet habe und das Haus auf einen Kurs gebracht habe, welcher der legendären Brand Langlebigkeit garantiere. Auch YSL-CEO Francesca Bellettini pries Hedi Slimanes Errungenschaften für das Label.
Slimane machte sich in den 90er Jahren einen Namen als wohl einflussreichster Mensweardesigner seiner Zeit, indem er zuerst bei Yves Saint Laurent Rive Gauche Homme und anschließend bei Dior Homme die Herrenmode mit einer neuen Skinny Silhouette revolutionierte. Er verließ YSL im Jahre 2000 und kehrte 2012 nach einer Auszeit, in der er sich auf die Fotografie verlegte, zu dem ikonischen Modehaus zurück. Damals löste er Stefano Pilati ab, der die Marke acht Jahre kreativ geführt hatte. Von seinem Zuhause in Los Angeles aus, krempelte er das Label gründlich um: ein neuer Name, eine neue grafische Identität und ein neues Store Konzept wurden zum Erfolgsrezept für die Brand, die durch diese Maßnahmen enorm wuchs. Erst im vergangenen Quartal konnte das Modehaus einen Umsatzzuwachs von 37,4 Prozent verzeichnen. Slimanes subkulturell und musik-inspirierte Kollektionen, die ihm wegen ihrer scheinbaren Einfallslosigkeit und Repetition auch viel Kritik einbrachten, verhalfen Saint Laurent zu einem Wachstum, das von kaum einer anderen Marke übertroffen wurde. Eine starke Verknüpfung des Modehauses mit Musikern, Models und dem kalifornischen Lifestyle traf den Nerv einer neuen Generation von Modeinteressierten.
Slimane und Dior?
Die Chance, dass Hedi Slimane das Zepter bei Dior übernimmt, sei laut ihm nahestehender Quellen, die bei WWD zitiert wurden, gering. Seine Art, die Kontrolle über so viele Bereiche einer Brand wie möglich zu erlangen, dürfte bei Dior zum scheitern verurteilt sein. Dort sind die verschiedenen Linien und Produktgruppen streng aufgeteilt: Kris Van Assche ist der Designer der Menswear, Victoire de Castellane kümmert sich um die Haute Joaillerie, Peter Marino ist der kreative Kopf hinter der Shoparchitektur.
Die Nachricht vom Ausscheiden Hedi Slimanes bei Saint Laurent kommt nicht unvorhergesehen. Nachdem zuerst Raf Simons Dior und Alber Elbaz Lanvin verließen, schürt auch diese Trennung die Vermutung, dass eine grundlegende Veränderung der Modeindustrie und ihrer Führungsetagen stattfindet. Raf Simons hatte in einem Interview geklagt, dass einfach nicht mehr genug Zeit für den schöpferischen Prozess sei und dass das immer schneller werdende Business einen zu hohen Druck auf die Kreativen erzeuge.
Anthony Vaccarello als Nachfolger gehandelt
Branchenintern wird Anthony Vaccarello als wahrscheinlichster Nachfolger für Slimane bei Saint Laurent gehandelt. Kering bestätigte dies bisher nicht und ließ verlauten, dass eine neue kreative Organisation des Hauses in Kürze verkündet würde. Der 33-jährige Belgier wurde 2006 beim Hyères International Festival of Fashion and Photography entdeckt, nachdem er Skulptur an der L’Ecole de la Cambre in Brüssel studiert hatte. 2009 machte er sich mit seinem Label Anthony Vaccarello selbständig und zeigt seine Kollektionen seither in Paris. Zuletzt machten seine Entwürfe Donatella Versace auf ihn aufmerksam, die ihn im September zum Creative Director von Versus machte. Er wäre erst der vierte Kreativdirektor bei YSL, nach Tom Ford, Alber Elbaz und Yves Saint Laurent selbst.