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Auf Wholesale-Kurs: Gerry Weber baut NOS-Programm und Denim aus

Von Regina Henkel

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Die neue SS24 Kollektion von Gerry Weber Bild: Gerry Weber

Gerry Weber will mit dem Ausbau des Never-out-of-Stock-Programms (NOS-Programm) und der Denim-Linie ein klares Zeichen in Richtung Handel setzen. Angesichts der laufenden Insolvenz der Retail-Tochter und der damit verbundenen Neuausrichtung will das Unternehmen künftig den Wholesale und die Zusammenarbeit mit den Händler:innen stärken. 1973 wurde das deutsche Modeunternehmen Gerry Weber gegründet, in diesem Jahr also feiert das Modehaus sein 50. Firmenjubiläum. Dennoch gab es nicht nur Grund zum Feiern. Allen voran die laufende Insolvenz der Retail-Tochter und der daraus resultierenden Schließung von 122 Stores und Outlets in Deutschland machte Negativschlagzeilen. Bis Ende September sollen die Schließungen umgesetzt sein. Übrig bleiben 49 profitabel arbeitende Standorte, die auch in Zukunft Potenzial haben. Der Wholesale soll künftig wieder stärker in den Fokus rücken, „mit der konsequenten Hinwendung zum Wholesale-Geschäft kehrt Gerry Weber zu seinen Wurzeln zurück“, erklärt CEO Angelika Schindler-Obenhaus.

Mehr Risiko: Ausbau der SS24-Kollektion

Mit welchen Lösungen will das Unternehmen jetzt die Händler:innen zurückgewinnen? „Wir haben in der neuen Frühjahr-/Sommerkollektion 2024 viel Neues zu bieten“, erklärt Brigitte Danielmeyer, die im November 2022 die Rolle des Brand Director bei Gerry Weber übernommen hat. Dazu gehört beispielsweise der Ausbau des NOS-Programms, das Gerry Weber jetzt nicht nur als Ganzjahresprogramm anbietet, sondern auch saisonal und ausgestattet mit einer Farbpalette, die in die Folgetermine passt. „Das sind volumenfähige Artikel wie beispielsweise T-Shirts, Popeline-Blusen und leichter Sommerstrick“, so Danielmeyer weiter. T-Shirts sind hier schon für 39 Euro im VK zu haben. „Damit gehen wir voll ins Risiko“, so Danielmeyer weiter.

Die Denim-Linie von Gerry Weber SS24. Bild: Regina Henkel / FashionUnited

Erweiterte Denim-Kollektion

Auch beim Thema Denim haben die Westfalen noch eins draufgesetzt. Zwei neue Fits wurden entwickelt und die gesamte Präsentation überarbeitet, damit sie im Handel – allen voran in den Stammabteilungen – besser funktioniert. Beispielsweise wurden die Gesäßtaschen der Jeans jetzt mit angehefteten textilen Fahnen versehen, auf denen schnell und einfach Modell, Größe, Passform und so weiter abzulesen sind. Auch das Etikett ‚Gerry Weber Denim‘ ist neu, das auch in den neuen Jeansjacken zu sehen ist. Insgesamt bietet das Unternehmen jetzt zwölf unterschiedliche Denim-Passformen, auch leichte Shapewear ist dabei.

Die Händler:innen hätten sich den Ausbau von NOS-Programm und Denim-Linie gewünscht, erklärt Danielmeyer, während sie im Düsseldorfer Showroom im Haus 29 durch die Kollektion führt. „Und wir wollten ein sensationelles Preis-Leistungsverhältnis erreichen, damit der Handel gute Geschäfte machen kann.“ Auch eine starke modische Aussage und eine kuratierte Kollektion seien in Zeiten wie diesen wichtig, wo es viel Verunsicherung im Markt gäbe. Nicht alle Händler:innen hätten mehr die Zeit, sich voll und ganz auf die Zusammenstellung der Sortimente und die Ausrichtung auf die eigenen Kund:innen zu konzentrieren.

Brigitte Danielmeyer, Brand Director bei Gerry Weber. Bild: Gerry Weber

Eine kleinere Kollektion will Gerry Weber nicht anbieten, auch wenn aktuell viele Mitbewerber:innen diesen Schritt gehen. Danielmeyer: „Viele Kollektionen haben sich verkleinert und sehr konzentriert. Das ist gut, wenn die Kundin dann tatsächlich genau so ist. Aber was ist, wenn nicht? Wir bedienen verschiedene internationale Märkte in unterschiedlichen Klimazonen, wir brauchen eine gewisse Auswahl. Hier kann sich jeder aussuchen, was er braucht."

Ausbau der Digitalisierung

Einsparen möchte Gerry Weber eher an den Prototypen bei der Produktentwicklung. Zu Brigitte Danielmeyers Aufgabe gehört auch der Bereich Digitalisierung, der nun weiter vorangetrieben werden soll. „Wir zeichnen schon in 3D und arbeiten mit Supplier:innen zusammen, die das gleiche System nutzen wie wir“, berichtet Danielmeyer. Die neue T-Shirt-Kollektion gehöre zu den ersten digitalen Projekten, die umgesetzt wurden. Insgesamt zehn Prozent an Prototypen hätte Gerry Weber so bereits einsparen können.

Trends SS24: Anlassmode und Farbe

Und was läuft derzeit im Handel, was suchen die Händler:innen? „Starke Abverkäufe hatten wir mit Anlassware, die Leute feiern wieder“, erklärt Danielmeyer. Auch für die kommende Sommersaison 2024 erwartet sie in diesem Bereich eine gute Entwicklung und hat den Märztermin nochmal ausgebaut. Daneben spielen bei Gerry Weber die Farben Weiß, Creme und Schwarz eine zentrale Rolle, wobei der aktuelle Farbboom noch nicht verschwunden ist. Vor allem bei den Prints wird es bunt, beispielsweise mit einem großen Allover-Pflanzen-Print auf Cargohose und Bluse. Wichtig sei das Thema Layering, also dass die Teile einfach untereinander kombinierbar sind, das hilft nämlich Einkäufer:innen und Kund:innen gleichermaßen.

Die neue SS24 Kollektion von Gerry Weber. Bild: Regina Henkel / FashionUnited
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