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Denim Deal wird weiter ausgerollt: Erst Deutschland, jetzt Frankreich, bald weltweit

Von Caitlyn Terra

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Mehrere Akteur:innen des Denim Deals 2.0 auf der Kingpins in Amsterdam im April 2024. Bild: Denim Deal / Nicolas Prophte

Nach der Eröffnung eines regionalen „Germany Hubs“ wird am 16. Oktober auch das französische Zentrum des Denim Deals eröffnet. Die Ambitionen gehen jedoch darüber hinaus, denn es laufen bereits Gespräche über ein Zentrum in Nordamerika und Wünsche für andere Kontinente. Das gemeinsame Ziel: Bis 2030 sollen 1 Milliarde Jeans mit einem Anteil von mindestens 20 Prozent recycelter Baumwolle auf den Markt gebracht werden.

Einer der Befürworter eines globalen Denim Deals ist Nicolas Prophte. Er war früher Vizepräsident bei PVH im Denim Center und ist derzeit Mitglied des Lenkungsausschusses des Denim Deals. Er erzählte FashionUnited mehr über die Einführung des Deals.

„Wir wollten nicht nach dem ersten Denim Deal aufhören“, erklärt Prophte während eines Videoanrufs. „Es wäre eine Schande, wenn wir einen Schlüssel zum Erfolg hätten und es dabei belassen würden. Wir haben die Methodik und die Branchenrichtlinien, um den Denim Deal in anderen Teilen der Welt umzusetzen.“

Denim Deal 1.0:

Der Denim Deal wurde am 29. Oktober 2020 von 28 Parteien unterzeichnet. Er lief bis 2023, wobei die Zahl der Unterzeichnenden auf 54 anwuchs. Die drei erklärten Ziele: 1. Die Teilnehmenden des Abkommens sollten mindestens 5 Prozent recycelte Baumwolle in neue Produkte einbauen. 2. Sie sollten ihre eigenen Ziele für die Verwendung von recycelter Baumwolle festlegen und erreichen. 3. Die teilnehmenden Parteien setzten sich auch eigene Ziele, um das gemeinsame Ziel von 3 Millionen Jeans auf dem niederländischen Markt zu erreichen, die mindestens 20 Prozent recycelte Baumwolle enthalten.

Das Ergebnis: 3 Millionen Jeans mit 20 Prozent recycelter Baumwolle auf dem niederländischen Markt wurden nicht erreicht, aber insgesamt 12 Millionen Jeans mit einem Recyclinggehalt von mindestens 20 Prozent auf dem internationalen Markt. Der niederländische Markt erwies sich als zu klein, um dieses Niveau zu erreichen, da fast jedes Paar Jeans der teilnehmenden Marken 20 Prozent recycelte Baumwolle enthalten müsste.

Am Ende der Aktion enthielten 63 Prozent aller Jeansartikel, die von den Teilnehmendem auf den niederländischen Markt gebracht wurden, mindestens 5 Prozent recycelte Baumwolle; zu Beginn lag diese Zahl bei nur 8 Prozent.

So werden in Europa regionale Zentren eröffnet („Wir glauben, dass Englisch gut für den internationalen Denim Deal ist, aber um lokale Akteur:innen einzubinden, muss man die Muttersprache verwenden“, glaubt Prophte), aber auch Brasilien, Nordamerika, Südasien und Asien-Pazifik angepeilt. Es gibt bereits fortgeschrittene Gespräche mit dem Bundesstaat Kalifornien über die Einrichtung eines Denim Deals, insbesondere jetzt, da der Staat für seine eigene erweiterte Herstellerverantwortung (EPR) gestimmt hat. Regionale Zentren sind auch deshalb wichtig, weil die Gesetzgebung oft von Region zu Region verschieden ist. Frankreich zum Beispiel ist mit dem EPR, das seit fast zehn Jahren umgesetzt wird, schon weiter. „Man muss sich an die lokalen Gegebenheiten anpassen“, so Prophte.

Bei der Wahl des Standorts dieser lokalen Zentren schaue man sich beispielsweise an, wo es viele Denim-Produzierenden gebe und in welchen Ländern viele Verbraucher:innen Denim tragen. Ein solches Land sei zum Beispiel Brasilien, so Prophte. „In Brasilien gibt es mehrere große Denim-Produzenten und außerdem ist es ein protektionistischer Markt, wenn es um Importe und Exporte geht.“ Prophte bestätigt, dass bereits Gespräche mit wichtigen lokalen Akteur:innen und der Stadt Sao Paulo geführt werden. „Sie sind an unserer Initiative sehr interessiert.“

Denim Deal „Hubs“ werden unabhängig sein, aber mit derselben Methodik arbeiten

„Alle Zentren werden in Bezug auf die Leitung und das Budget unabhängig sein und ihre eigenen Ziele verfolgen, um zum Gesamtziel beizutragen, aber die gleiche Methodik und das gleiche Berichtsystem verwenden. Manchmal beinhaltet das auch die gleichen Workshops oder sogar Vorschriften“, erklärt Prophte.

Die Verwendung derselben Methodik und desselben Berichtsystems setzt einen Industriestandard und ermöglicht es allen Teilnehmenden, von ihren Partner:innen dasselbe zu verlangen. „Wir wollen eine Nachfrage nach recycelter Baumwolle schaffen und sicherstellen, dass wir aus Markensicht das Gleiche von den Lieferbetrieben verlangen“, ergänzt Prophte. Er weist darauf hin, dass in der Branche derzeit alles uneinheitlich sei und Marken von ihren Lieferantbetrieben alles Mögliche verlangten, so dass Veränderungen nur langsam vorankämen. Wenn man mit einer großen Gruppe ein und dieselbe Forderung stelle, könnten schnell Fortschritte erzielt werden.

Während der erste Denim Deal von der niederländischen Regierung finanziert wurde, muss der Denim Deal 2.0 nun neue Finanzmittel finden. „Wir wollen nicht von öffentlichen Geldern abhängig sein. Wir suchen jetzt nach einem alternativen Geschäftsmodell für uns.“, so Prophte. Die Partnerschaft wird daher eine Kombination aus öffentlichen und privaten Mitteln sein. „Wir sind nicht auf der Suche nach einer Finanzierung für ein Jahr, sondern nach einem stabilen Finanzstrom für fünf oder sogar sieben Jahre. Wir sind also auf der Suche nach Zuschüssen und Stipendien“. Es wurde auch ein System eingerichtet, bei dem die Teilnehmenden von Denim Deal 2.0 eine Mitgliedschaft wählen, worin die Teilnahmekosten von 2.500 Euro enthalten sind. Es gibt „Standard“, „Momentum-Keeper“ und „Lenkungsausschuss“. Die Teilnehmenden können selbst entscheiden, wie weit sie gehen möchten.

Für die Teilnehmenden entstehen nicht nur Kosten, sondern auch Vorteile. Durch die Teilnahme an der Initiative fällt es etwa leichter, mit Wettbewerber:innen und Kolleg:innen in den Dialog zu treten, um das eigene Unternehmen, aber auch die gesamte Branche nachhaltiger zu gestalten.

Darüber hinaus bietet der Denim Deal Schulungen und Workshops an, die den Teilnehmenden auf ihrem Weg helfen sollen, laut Prophte aber auch ein starkes Beispiel für die „Mythenzerstörung“ sind. Beispielsweise besteht immer noch das Vorurteil, dass recyceltes Material nicht so stabil sei wie Neumaterial. Mitmachen bedeutet also auch Zugang zu viel Wissen. Zu diesen Teilnehmenden gehören Modemarken, Einzelhändler:innen, Textilsammel- und Recyclebetriebe, Textil- und Garn produzierende Betriebe und andere Interessengruppen innerhalb der Produktionskette.

Es gibt noch viele Wünsche und Möglichkeiten für den Denim Deal 2.0. Mit Kalifornien würde die ursprünglich niederländische Initiative den ersten Schritt über den Atlantik machen. Der erste Denim Deal hat gezeigt, dass dank Zusammenarbeit große Fortschritte erzielt werden können. Jetzt ist es an der Zeit, die „Best Practices“ des Deals im Rest der Welt umzusetzen.

Mit der Erneuerung des Denim Deals wurde auch das Logo überarbeitet. Bild: Denim Deal

Dieser Artikel erschien ursprünglich auf FashionUnited.nl. Übersetzt und bearbeitet von Simone Preuss.

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