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Ein Jahr Auszeit: Ex-Foot Locker-Chef Sebastian Janus spricht über seine Erfahrungen

Von Simone Preuss

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Business |INTERVIEWS

Regelmäßige und treue FashionUnited-Leser erinnern sich vielleicht an ein Interview vor inzwischen gut zwei Jahren, das wir mit Sebastian Janus führten, dem ex-Finanzchef des Foot Locker e-Commerce-Geschäfts in Europa. Damals hatte er sich entschieden, seine sichere Position bei Foot Locker aufzugeben und ein Jahr zusammen mit seiner Frau um die Welt zu reisen. Das hat er getan und ist inzwischen seit 15 Monaten wieder in Deutschland. Fashion United hat sich erneut mit Sebastian Janus unterhalten und mehr über seine Auszeit und seine inzwischen neu gestarteten Projekte erfahren.

Herr Janus, einer Ihrer Hauptbeweggründe, sich als erfolgreicher Unternehmer ein Jahr Auszeit zu nehmen und sich für den NGO-Sektor zu entscheiden war damals „den Kopf zu weiten“ und „neue Kulturen und Menschen kennenzulernen“. Ist das so passiert?

Das ist passiert; wir haben alles gemacht, was wir uns vorgenommen hatten. In Laos haben wir auf einem Reisfeld gearbeitet - was Knochenarbeit ist - und wir haben auch Englisch unterrichtet in einem armen Dorf in Thailand. Dort waren viele junge Mädchen in der Klasse und wir haben gemerkt, dass der Unterricht und gerade das Englischlernen ihre einzige Möglichkeit ist, in der Tourismusbranche Arbeit zu finden. Sonst bleibt leider oft nur der Weg in eine unsichere Zukunft, nicht selten in die Prostitution. Und obwohl unsere Schüler und Schülerinnen nicht viel hatten, waren sie doch glücklich. Ich bekomme jetzt noch eine Gänsehaut, wenn ich an diese Zeit denke und wie ich vor der Klasse stand.

Nach Thailand folgten dann Myanmar, Malaysia, Hongkong, die Philippinen, Australien, Neuseeland und Südamerika wie geplant. Wir haben wohltätige Arbeit in einem Elefantencamp geleistet, in Kindergärten, im Tierheim und in Südamerika mit Streetworkern zusammengearbeitet.

Hätten Sie gerne noch Zeit drangehängt?

Nein. Ich muss sagen, dass ich mich am Ende sehr auf zu Hause gefreut habe. Man ist alle zwei bis drei Tage woanders und muss planen, wie man von einem Ort zum anderen kommt.

Wie war es, plötzlich wieder in Deutschland zu sein?

Wir sind seit letztem Juni wieder da und am Anfang war es schon ungewohnt, wieder in Deutschland zu sein, mit seinen Strukturen, angefangen beim Einkauf im Supermarkt. Auf einmal hat man wieder Zugang zu allem, was man vermisst hat, Brot und Brötchen zum Beispiel. Aber nach zwei bis drei Wochen waren wir wieder drin. Und die Selbstständigkeit jetzt ist anders als das Hamsterrad der Anstellung.

Das ist das Stichwort: Vermissen Sie die Sportartikelindustrie?

Ja, definitiv. Ich habe immer noch sehr viele Schuhe zu Hause, da ich sneakerverrückt bin. Was das Arbeiten im Konzern angeht - nein, das vermisse ich nicht so sehr. Ich bin Unternehmer; ich habe heute eine Idee und möchte sie morgen umsetzen. Im Konzern damals habe ich meine Aufgaben gemacht, habe mich aber persönlich nicht weiterentwickelt. Heute fühle ich mich sehr wohl mit dem, was ich mache.

Erzählen Sie uns mehr darüber. Was sind Ihre Projekte derzeit?

Ich bin nun stark aktiv als Interims-CFO für Scale-ups; ich habe zwei Finanzierungsrunden als Interims-CFO verantwortet, darunter eine vom Start-up Staffbase, die 23 Millionen US-Dollar von einem der größten Silicon Valley Investoren bekommen haben. Aktuell bin ich bei Dataguard, einem Start-up im Bereich Datenschutz.

Parallel habe ich das Hautpflege-Start-up BeautySelf.de mit meiner Frau gelauncht. Unser Ziel ist, die größte Plattform für Inspiration und Shopping im Bereich Hautpflege zu werden.

Das klingt interessant. Wie sind Sie auf die Idee gekommen?

Durch ein eigenes Bedürfnis im Bereich Akne. Da ist der Customer Journey aktuell entweder sehr aufwendig oder kaputt. Man geht ins Internet und landet auf Google und geht von dort vielleicht zur Apothekenrundschau, Amazon, etc. Aber welches ist das richtige Produkt? Die Wahl hängt sehr stark mit persönlichen Erfahrungen zusammen; hier ist die Community sehr wichtig und genau da setzen wir an.

Wie genau setzen Sie an?

BeautySelf ist eine ganzheitliche Plattform mit Blockartikeln, Explainern, Grafiken und Diskussionen; es geht sehr viel um die Inspiration. Wir wollen die größte Plattform im Bereich Hautpflege werden und bis jetzt läuft es sehr gut: Wir haben im Februar dieses Jahres gestartet und haben seit Juli eine neue Website. Wir haben inzwischen 6.000 Follower auf Instagram aufgebaut, mit überdurchschnittlicher Rate, das heißt, das Interesse ist sehr groß. Derzeit sind vegane Kosmetik und Naturkosmetik gefragt; das ist ein Trend, den wir nutzen. Und wie gesagt, herkömmliche Anbieter zeigen vielleicht Hochglanzfotos mit Models, aber nichts Persönliches. Das wollen wir ändern. Auf Pinterest, das in in Deutschland sehr stark im Kommen ist, haben wir bereits über eine Million Betrachter und sind der größte Account zum Thema Hautpflege.

Wie sind die Reaktionen von Leuten, mit denen Sie wieder Kontakt aufgenommen haben? Haben Sie Menschen inspiriert?

Ich denke schon. Viele haben gesagt: Das war ein mutiger Schritt, eine tolle Position aufzugeben für eine unsichere Zukunft, aber man muss einfach an seine eigenen Fähigkeiten glauben. Was mich positiv überrascht hat, ist der Netzwerkeffekt: Ich habe viele Kontakte geknüpft und Leute aus der Vergangenheit angeschrieben und dann gute Kontakte hergestellt.

Was würden Sie jemandem raten, der oder die etwas Ähnliches vorhat?

Es ist wichtig, einen Fokus auf das Mentoring zu legen und Erfahrungen weiterzugeben. Damals hatte ich auch einen Mentor und das hat mir sehr geholfen. Ich habe meine 14-jährige Mentee Jolina bei ihrer Geschäftsidee begleitet, den Schiedsrichtermangel durch eine eigene App zu bekämpfen und gemeinsam kamen wir auf den zweiten Platz des höchstdotierten Business Plan Wettbewerbs in Deutschland von Start-Up Teens.

Fotos: Sebastian Janus

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