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Frauen in Führungspositionen: Martina Brown, VP Brand, Schiesser

Von Barbara Russ

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Business|Interview
Martina Foto: Brown, VP Brand, Schiesser

Martina Brown ist Vizepräsidentin Brand bei der Schiesser AG und verantwortet Brand und Kommunikation des 1875 gegründeten deutschen Wäscheunternehmens. Über ihre gesamte Karriere, mit einem kurzen Abstecher zu Villeroy & Boch, hat sie in der Wäschebranche gearbeitet: bei Falke, Wolford und Aubade. Im Interview verrät sie, was sich in der Branche in den letzten Jahren und Jahrzehnten verändert hat und worauf sie bei Bewerbern schaut.

Frau Brown, wie ist es als Frau in Führungsposition in ihrer Branche?

Bei Schiesser besteht die Geschäftsleitung aus zehn Mitgliedern, alle haben den Titel Vice President, nach Bereichen aufgeteilt, davon sind sieben Frauen. Das ist eine tolle Quote, finde ich. Im Laufe meiner Karriere in der Wäschebranche gab es immer einen hohen Frauenanteil.

Oft ist es ja in der Modebranche so, dass allgemein der Frauenanteil hoch ist, aber die Geschäftsleitung dann aus Männern besteht – ich denke an Victoria’s Secret, ein prominenter Fall in den letzten Jahren. Und das seine Schlüsse daraus gezogen hat.

Ja, das stimmt, dass das häufig so ist. Und ich denke, dass Me Too diese Strukturen aufgerüttelt hat. Ich glaube, man muss das in die richtige zeitliche Perspektive bringen: Die Frauenbewegung in Europa und den USA ist etwa 200 Jahre alt, es hat sich seither einerseits vieles getan und andererseits ist es noch ein weiter Weg.

Da spricht die Soziologin, oder?

Ja, das stimmt. Ich habe Politik-und Kulturwissenschaften, Soziologie und französische Literatur in Tübingen, Paris und Brügge studiert, nebenher aber immer im Textilbereich gearbeitet. Nachdem ich mit dem Studium fertig war, habe ich überlegt, was ich machen will und für mich stand fest, dass es Marketing sein sollte – mich faszinieren die Analysen der Verhaltensweisen von Menschen, egal, ob es sich um die Partei, die sie wählen handelt, oder um die Unterwäsche, für die sie sich entscheiden. Außerdem waren meine Frankophilie und meine außergewöhnlichen Sprachkenntnisse immer eine Besonderheit. Beim Unternehmen Falke hatte ich das Glück, dass mich ein aufgeschlossener Personalchef eingestellt hat und ich somit einen Quereinstieg bei einer renommierten Marke hatte.

Foto: Schiesser x Noah Becker SS22

Quereinstiege sind in Deutschland bis heute eher eine Seltenheit, oder?

Ja, leider. Dabei ist ein Mentor, der an einen glaubt, so wichtig. Ich habe stets versucht, selbst auch die Türe für Menschen mit anderen Erfahrungen offen zu halten und Gespräche mit Leuten zu führen, die aus ganz anderen Bereichen kommen – wenn es die ausgeschriebene Stelle zulässt, versteht sich. Aber gerade im Marketingbereich sehe ich Quereinsteiger als eine absolute Bereicherung.

Ihre Karriere war stark auf Wäsche und Dessous ausgerichtet. Wie hat sich die Branche verändert, seit sie dort angefangen haben?

Seitdem ich in der Branche tätig bin, haben die Innovationszyklen eine unfassbare Beschleunigung erlebt. Produktseitig ist da in der letzten Generation immens viel passiert, ob es um Invisible- und Seamless-Produkte geht, um die Schalenentwicklung oder um Nachhaltigkeit. Das Bewusstsein darüber, wie man mit seiner Umwelt und ihren Ressourcen umgeht, das hat sich total gewandelt. Und auf Seiten der Konsumentin hat sich das Verhältnis der Frau zu ihrem Körper verändert. Body Positivity, die Bildsprache. Frauen möchten einfach zu sich stehen und überholte Diktate ablegen. Die Diskriminierung von egal welcher Gruppe wird zunehmend weniger akzeptiert. Das empfinde ich als etwas sehr Positives.

Sie sind seit knapp einem Jahr bei Schiesser. Welche Veränderungen wollen Sie in ihrem Bereich Brand vorantreiben?

Mein Ziel ist es, auf der Basis des historischen Erbes und Tradition der Marke neue Zielgruppen für Schiesser zu begeistern. Wir haben eine loyale Anhängerschaft in der Generation der Baby Boomer und teilweise auch Gen X, die die Qualität unserer Produkte schätzen. Mit dem Neustart nach der Pandemie, mit der Frühjahr/Sommer Kollektion 2022, geht auch eine neue Bildsprache einher, die Freude, Unbekümmertheit und Purismus zelebriert. Dafür sind wir eine Kollaboration mit Noah Becker eingegangen, die Millennials und Gen Z ansprechen soll. Zugleich bleibt Schiesser seinen Grundwerten wie Nachhaltigkeit, Qualität und Verlässlichkeit kompromisslos treu.

Foto: Schiesser x Noah Becker SS22

Sehen Sie sich als Mentorin für andere Frauen? Wie fördern Sie sie?

Ich versuche, für meine Teams zum Austausch zur Verfügung zu stehen. Ich nehme Feedbackgespräche sehr ernst und versuche, mir Zeit zu nehmen und meine Erfahrungen und Wissen weiterzugeben. Wenn man an die Menschen glaubt und sie wertschätzt, kann man beobachten, wie sie sich in eine tolle Richtung entwickeln – besonders wenn man sie fördert, Selbstbewusstsein und Perspektive gibt.

Welche Tipps würden Sie Ihrem jüngeren Selbst in seinen 20ern, oder aktuellen Absolventen, im Bezug auf ihre Karriere geben?

Die Essenz von dem, was ich gerne jüngeren Leuten mitgeben möchte ist: Liebe, was du machst und bewahre dir deine Leidenschaft!

Im August konzentriert sich FashionUnited auf das Thema Arbeit in der Mode. Alle Artikel zu Work in Fashion finden Sie hier.

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