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Galeria schließt 52 Filialen: Kommentare und Kritik

Von FashionUnited

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Foto: Galeria Karstadt Kaufhof GmbH

Nach monatelangen Spekulationen ist es seit Montag offiziell: 52 der verbliebenen 129 Galeria-Filialen sollen schließen.

Die letztendliche Zahl der Schließungen, von denen nach Angaben des Unternehmens rund 4.000 Mitarbeitende betroffen sein sollen, fällt höher aus als die Schätzung von “über 40 Filialen”, die Galeria Karstadt Kaufhof zuletzt angepeilt hatte. Die Zahl ist jedoch auch niedriger als die 90 Häuser, die Medienberichte Ende Dezember prophezeiten. Ein Umdenken bei einzelnen zur Schließung vorgesehenen Filialen schließt der Konzern ebenfalls nicht aus, so ein Unternehmenssprecher am Dienstag in Essen gegenüber der Deutschen Presse-Agentur.

„Dies ist ein rabenschwarzer Tag", erklärte der Gesamtbetriebsrat von Galeria und auch bei den Mitarbeitenden des Warenhauskonzerns habe die Ankündigung gestern Nachmittag heftige Emotionen ausgelöst. „Da sind gestern sehr, sehr viele Tränen geflossen", berichtete Anja Sabrowski, Mitglied des Betriebsrates am Standort in Gelsenkirchen am Dienstagmorgen im Rundfunksender WDR. Als man in einer Telefonkonferenz von den Plänen erfahren habe, sei das "wie ein Schlag in die Magengrube" gewesen. Es handle sich um einen Einschnitt ins Leben, sagte Sabrowski. Viele Kolleg:innen hätten eine sehr lange Betriebszugehörigkeit und seien “familiär verbunden". Doch nicht nur innerhalb des Konzerns melden sich Stimmen zu Wort, auch in der Politik und auf den sozialen Netzwerken wird das Aus der 52 Filialen kommentiert und kritisiert.

Vorwürfe an Galeria Wirtschaftsminister Robert Habeck bedauerte die angekündigte

Schließung der Warenhäuser des Konzerns. Die Entscheidung sei schwer für die betroffenen Mitarbeiter:innen, sagte der Grünen-Politiker am Montag am Rande eines Besuchs in Brasilien. Nun werde es die Aufgabe der Sozialpartner:innen sein, eine Lösung zu finden, die es den betroffenen Menschen möglichst einfach mache, einen neuen Arbeitsplatz zu finden, so Habeck. Die Grünen Dortmund meldeten sich auf Twitter zu Wort und teilten ein Statement der Politikerin Hannah Rosenbaum. „Das Galeria-Karstadt-Kaufhof-Management hat mal wieder vollkommen versagt und das auf dem Rücken der Beschäftigten. Wir sind solidarisch mit allen Mitarbeitenden”, so Rosenbaum, die seit Dezember 2020 Teil des Kreisvorstands Dortmund ist.

Ähnliche Töne schlug auch der Co-Fraktionschef der Linken, Dietmar Bartsch, gegenüber dem RedaktionsNetzwerk Deutschland an. Der Politiker bezeichnete die Schließungen als Tragödie und nahm besonders den Eigentümer René Benko in die Mangel. „Benko hat versagt“, sagte er. „Vom vermeintlichen Warenhaus­retter zum Filialschließer und Rausschmeißer. Zweifel sind angebracht, ob es Benko jemals um Galeria ging und nicht immer zuerst um sein Immobilien­geschäft“, so Bartsch. Des Weiteren wandte er sich auch an Habeck, denn dieser müsse ihm zufolge nun “endlich einschalten und Anwalt der Beschäftigten werden”.

Arbeitsminister verspricht Unterstützung für Galeria-Mitarbeitende

Arbeitsminister Hubertus Heil blickt wiederum bereits in die Zukunft und setzt darauf, dass möglichst viele Mitarbeiter:innen eine neue Beschäftigung finden. Laut Galeria werde eine Transfergesellschaft eingerichtet, um die Menschen bei einer beruflichen Neuorientierung zu unterstützen, diesen Schritt begrüßt der SPD-Politiker. „Ich hätte mir gewünscht, dass man betriebsbedingte Kündigungen vermeiden kann. Wenn das nicht der Fall ist, ist das das richtige Instrument”, so Heil am Montagabend in der ARD-Sendung “Hart aber fair”.

Die Schließungspläne bezeichnet er als “verdammt bittere Nachricht, auch für viele Innenstädte.” Manchmal müssten Beschäftigte unternehmerische Fehlentscheidungen aus der Vergangenheit ausbaden. „Aber ich sage von dieser Stelle auch an die Beschäftigten: Wir werden mit den Möglichkeiten, die wir haben, wenn eine solche Vereinbarung für eine Transfergesellschaft zustande kommt, mit der Bundesagentur für Arbeit mithelfen, dass auch – wo immer es geht – Menschen Anschluss finden.”

„Wir stehen hinter den Beschäftigten und ihrem berechtigten Anliegen, ihre Filialen und dadurch ihre Arbeitsplätze zu erhalten”, so Nasser Ahmed, Vize-Generalsekretär der SPD in Bayern und Vorsitzender der SPD Nürnberg, auf Twitter. In Nürnberg sollen zwei der drei Galeria-Standorte geschlossen werden. „Die hart arbeitenden Beschäftigten dürfen keine Bauernopfer für Managementfehler sein”, so Ahmed.

Unmut und die Frage der “Schuld” in den Medien und den sozialen Netzwerken

Die von Ahmed angesprochenen Managementfehler, der neue Sanierungsplan und auch der bevorstehende Stellenabbau werden des Weiteren auch in verschiedenen Medien sowie in den sozialen Netzwerken heiß diskutiert. „Das gleiche Konzept, was schon mehrfach Insolvenz gegangen ist, fortsetzen und tatsächlich denken, dass es dieses Mal besser wird. Ohne Innovation, ohne Reformen helfen auch staatliche Hilfen nicht”, kommentiert Grünen-Politikerin Gollaleh Ahmad den Sanierungsplan von Galeria Kaufhof, der neben den Ladenschließungen unter anderem auf die Modernisierung der verbleibenden Filialen setzt. „Wann habt ihr eigentlich zuletzt etwas bei Galeria Karstadt Kaufhof gekauft?”, fragte der Twitter-Nutzende @PetrusCostals. Die Frage ist durchaus berechtigt, denn auch ARD-Korrespondent Michael Heussen stellt diese in einem Kommentar in den Tagesthemen. „Es drohen Leerstände, weitere Geschäftsaufgaben, Verfall von ganzen Einkaufsstraßen. Doch wenn Sie jetzt Tränen des Mitleids vergießen: Wann sind Sie zuletzt in Ihrer Innenstadt gewesen? Wann haben Sie dort etwas Größeres gekauft?” In den Kommentaren unter dem Videoclip, der auf dem Twitter-Account der ARD-Tagesthemen geteilt wurde, wird diskutiert – liegt die Schuld bei den Konsument:innen, der Politik, den Städten oder doch bei Galeria-Eigentümer Benko?

Eine Antwort auf die Frage, findet man in den Kommentaren nicht, doch der Twitter-Nutzende @Philippopulus1 fasst die Situation in einem Beitrag mit den folgenden Worten zusammen: „Wer nicht mit der Zeit geht, muss mit der Zeit gehen”. Andere Nutzende wiederum sehen die Situation scheinbar humoristisch. „Galeria Karstadt Kaufhof schließt gut die Hälfte seiner Filialen”, schreibt @Mett_Salat auf Twitter. „Vielen wäre beinahe vor Schock der Amazon-Karton auf die Füße gefallen.” (dpa/FashionUnited)

Galeria Karstadt Kaufhof
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