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GreenChange: Wie baut EK Fashion eine Brücke zwischen Handel und nachhaltigen Modemarken?

Von Weixin Zha

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GreenChange bei Kaufhaus Woha Drexel in Crailsheim. Credits: EK Fashion

Das Thema Nachhaltigkeit ist in der Modebranche präsenter geworden, aber ökologisch produzierte Kleidung ist noch kaum im herkömmlichen Multilabel-Handel zu finden. Der Einkaufsverbund EK Fashion bietet dem Handel mit seinen Green-Change-Flächen die Möglichkeit, nachhaltige Marken zu testen, bevor sie ins Sortiment aufgenommen werden. Im Gespräch mit FashionUnited spricht Account-Manager Marco Schütte darüber, wie die temporären Flächen von EK Fashion bisher bisher laufen und warum es noch zu wenig grüne Mode im konventionellen Handel gibt.

GreenChange, so funktioniert’s für den Handel

EK Fashion bietet seit fast drei Jahren Bausteine für grüne Flächen im Modehandel an, die Mitgliedsunternehmen vorübergehend im Store aufstellen können. Die Warenträger der Fläche verzichten auf Metall und Plastik, sind aus Karton aus nachwachsenden Papierfaserrohstoffen.

Fünf bis sechs grüne Marken können dort für eine Laufzeit zwischen sechs bis 18 Monaten auf Kommissionsbasis getestet werden. Die Account-Manager von EK überlegen sich gemeinsam mit dem Modehaus, welche Marken passen könnten. Sie bieten auch Training für die Mitarbeitenden auf der Fläche an, damit sie ihr Fachwissen zum Thema Nachhaltigkeit ausbauen und kompetent gegenüber der Kundschaft auftreten können.

„Das Ziel ist es, sich mit Nachhaltigkeit am Point of Sale zu profilieren, um dann die Brands, die auf der GreenChange-Fläche sehr gut performen, in die konventionellen Sortimenten zu integrieren”, sagt Schütte, Account-Manager bei EK Fashion. Die Vision ist es, dass Kund:innen im Modehandel eines Tages – ähnlich wie im Lebensmittelhandel – konventionelle Kleidung und eine nachhaltige Alternative nebeneinander vorfinden.

Nach den Test auf den GreenChange-Flächen haben es bisher zwei Brands geschafft, dauerhaft in die konventionellen Sortimente aufgenommen zu werden. „Hier passte der Modegrad, das Preis-Leistungs-Verhältnis und Kund:innen haben es honoriert, dass am POS mehr nachhaltige Brands sichtbar wurden. Also alles richtig gemacht“.

Inhaber Jörg Tippkemper und Team in der Fair Fashion Fläche mit Wäsche. Credits: EK Fashion

Insgesamt wurden bisher sieben temporäre Flächen bei Handelsunternehmen wie May Fashion oder Modehaus Schneider aufgestellt. Die erste nachhaltige Pop-up-Fläche in Österreich wurde vergangenes Jahr bei Modehaus Kutsam in St. Valentin eröffnet. Seit Mai wird zum ersten Mal eine GreenChange-Fläche mit Wäsche getestet – und zwar bei Textilhaus Tippkemper im nordrhein-westfälischen Oelde.

Wenig grün im konventionellen Handel

Der Marktanteil an nachhaltigerer Kleidung steigt. Weltweit könnte der Markt für faire Kleidung von 8,8 Milliarden US-Dollar im laufenden Jahr auf 11,1 Milliarden US-Dollar innerhalb von drei Jahren wachsen. Allerdings ist der Anteil am gesamten Modemarkt noch gering, derzeit sind es 5,1 Prozent und 2026 könnte das Verhältnis auf 6,1 Prozent steigen. Das zeigen Schätzungen des Datenanbieters Statista.

Aber Nachhaltigkeit findet außerhalb von spezialisierten grünen Läden im konventionellen Modehandel noch wenig statt. Das stellt auch Schütte fest: „Leider kann ich noch nicht feststellen, dass der Anteil von nachhaltigen Brands sich signifikant im konventionellen Markt erhöht hat."

Am Verkaufspunkt spiele das Thema Nachhaltigkeit, beispielsweise bei einem Hosenkauf im konventionellen Markt, noch eine untergeordnete Rolle. Der Grund: „Erst entscheidet die Optik, dann die Passform und der Preis und zum Schluss ein Add-on, das Thema Nachhaltigkeit”, erklärt er.

Dazu kommt, dass der konventionelle Modehandel zurückhaltend beim Thema Nachhaltigkeit ist, obwohl das Thema seit einigen Jahren nicht mehr wegzudenken ist. Das liegt nicht zuletzt an den Preissteigerungen, die die Konsumlaune der Menschen belastet. Themen wie faire Produktion und grünere Materialien werden bei Unternehmen und Konsumentinnen zurückgestellt.

Was EK noch vorhat

Aber Schütte ist überzeugt davon, dass sich die Bekleidungsbranche zunehmend mit nachhaltigeren Praktiken auseinandersetzen muss, nicht zuletzt auch wegen strengerer Gesetzgebung von staatlicher Seite. Eine Studie des Handelsverbands Deutschland zeigt, dass bereits fast die Hälfte der Menschen in Deutschland nachhaltig einkauft.

„Diese Bewusstseinsveränderungen, die können Sie nicht mehr zurückbringen. Der Druck, speziell auf die Fashionbranche, wird zunehmen. Es hat schon zugenommen, aber wird deutlich erhöht werden”, sagt er. Künftig will EK seine GreenChange-Flächen auch Gastmitgliedern zugänglich machen, sowie ein Nachhaltigkeitslexikon erstellen.

Die Modesparte des Einkaufsverbundes EK will auch mehr grüne Marken überzeugen, Regulierungspartner zu werden. Zur Zeit zählt der Verbund 29 grüne Vertragslieferanten wie Lana, Alma & Lovis oder Feuvogl. Die Marken entscheiden selbst, ob sie auf Kommission bei den GreenChange-Flächen mitmachen möchten.

„Ich brauche eine große Basis von unterschiedlichsten Brands in unterschiedlichen Preislagen, in verschiedenen Sortimentsausrichtungen, um dann dem Händler Ideen mit auf den Weg zu geben, welches Brand in seinem Markenumfeld bei ihm auf die Fläche passt”, sagt der Account Manager.

Dieser Beitrag wurde um 10:48 Uhr am 26. Juni 2024 mit zusätzlichen Informationen zu Pop-up-Flächen und Daten zur Nachhaltigkeit im Handel aktualisiert. Der Name des EK-Account-Managers wurde zu Marco Schütte korrigiert.

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