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Kann ein 250-Millionen-Euro „Circularity Fund“ Shein kreislauffähig machen?

Von Simone Preuss

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Business

Find your Shein Style. Bild: Shein.

Es mag als verkehrte Welt erscheinen, aber gerade der Ultra-Fast-Fashion-Riese Shein brüstet sich mit zirkulären Maßnahmen: Durch einen neuen „Circularity Fund“, den Shein in der EU und Großbritannien in Höhe von 200 Millionen Euro launcht plus weitere 50 Millionen Euro für „umfassendere ESG-Maßnahmen“ will das Unternehmen in den nächsten fünf Jahren insgesamt 250 Millionen Euro in die Kreislaufwirtschaft investieren. Als Hauptinvestor wird das Unternehmen mit Sitz in Singapur jedoch auch globale Unternehmen, Finanzinstitute und Staatsfonds einladen, Kapital in den Fonds einzubringen.

„Shein investiert in Initiativen, die es europäischen und britischen Marken, Designer:innen und Handwerker:innen ermöglichen, ihr Geschäft online und darüber hinaus auszubauen. Der führende Circularity Fund wird in Start-ups und andere Unternehmen in der EU und in Großbritannien investieren, die Kreislauflösungen vorantreiben“, heißt es in einer Pressemitteilung vom Dienstagnachmittag.

Konkret soll die Finanzierung die Aufnahme von mehr europäischen und britischen Künstler:innen und Designer:innen in das Design-Inkubator-Programm Shein X erlauben, das es Nachwuchsdesignern:innen ermöglicht, ihre Entwürfe zu vermarkten, indem sie mit Shein in den Bereichen Produktion, Marketing und Logistik zusammenarbeiten. Zudem soll europäischen und britischen Unternehmen Unterstützung beim Einstieg in die Marktplatz-Plattform von Shein gewährt werden.

Neuer Fond baut auf bestehenden Programmen auf

Der Circularity Fund wird auf Sheins bestehenden Programmen zur Förderung von Forschung, Entwicklung und Innovation im Bereich Kreislaufwirtschaft aufbauen und soll Start-ups und Unternehmen in ganz Europa und Großbritannien bei der Entwicklung von Technologien und Lösungen der nächsten Generation unterstützen.

Hier nennt der Konzern Innovationen im Bereich recycelter Materialien wie etwa Textil-zu-Textil-Recycling als Beispiel. Ebenso sollen Abnahmevereinbarungen oder kommerzielle Partnerschaften mit erfahrenen Start-ups geschlossen werden, die bereits über Produktionskapazitäten für recycelte Textil-zu-Textil-Materialien oder neue bevorzugte Fasern verfügen.

„Als weltweit führendes Unternehmen in unserer Branche hat Shein sowohl die Verantwortung als auch die Möglichkeit, Innovationen zu beschleunigen, die den ökologischen Fußabdruck der Modebranche verbessern können. Der Circularity Fund baut auf unserer Unterstützung für Unternehmer:innen und Unternehmen auf, die an der Spitze der Innovation bei Kreislaufinitiativen stehen. Der Schwerpunkt liegt auf der Unterstützung von Unternehmertum und Innovation in der EU und in Großbritannien, wo einige der inspirierendsten Aktivitäten in diesem Bereich stattfinden“, kommentiert Donald Tang, Vorstandvorsitzender der Shein Group, in der Mitteilung.

„Neben der Finanzierung von Start-ups in der Frühphase, die neue Technologien erforschen, planen wir auch Investitionen in erfahrenere Start-ups, die ihre Innovationen vermarktet haben und bereit sind, sich zu vergrößern. Angesichts seines Umfangs und seiner Reichweite kann Shein ein Katalysator für die breite Einführung dieser Lösungen in der Branche sein“, fügt Tang hinzu.

Das Unternehmen unterstreicht des Weiteren seine bestehenden Nachhaltigkeitsbemühungen, die der Circularity Fund unterstützen soll: Eine Partnerschaft mit dem New Yorker Datenvermarkter Queen of Raw etwa, um überschüssige Stoffe oder Deadstock anderer Marken zu kaufen, die für die Herstellung neuer Shein-Kleidung verwendet werden sollen.

Shein nennt auch den verstärkten Einsatz der Cool-Transfer-Denim-Drucktechnologie bei seinen Lieferbetrieben, die statt herkömmlicher Indigofarben hochfixierende Tinten verwenden, die deutlich weniger Wasser verbrauchen. Ebenso eine mehrjährige Forschungskooperation mit akademischen Einrichtungen, die im letzten Jahr gestartet wurde. Diese erforscht, wie eine kommerziell skalierbare Produktion recycelter Polyesterfasern durch chemisches Recycling erreicht werden kann und produzierte laut Shein bereits erfolgreich experimentelles recyceltes Polyestermaterial.

Insgesamt verschleiert der Fond kaum, worauf Shein es anlegt: Den lukrativen europäischen und britischen Markt weiter auszubauen und sein Designtalent anzuzapfen. Statt die Produktion zu drosseln und aufzuhören, den Konsum durch immer schneller verfügbare Styles weiter anzutreiben, will der Konzern das Gewissen der Verbraucher:innen beruhigen, die sich damit trösten, Artikel aus zirkulären Materialien zu kaufen. Bis jedoch das hundertprozentige Textilrecycling gelungen ist, werden diese Maßnahmen nur Pflaster auf der klaffenden Fast-Fashion-Wunde bleiben.

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