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Neuer Beschwerdemechanismus entlang der Lieferkette stellt Mitarbeitende in den Mittelpunkt

Von Simone Preuss

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Business|Interview
Umschlagshafen. Bild: Kua Chee Siong /St_Singapore Press Holdings via AFP

Eine neue Allianz für Beschwerdesysteme in Lieferketten will zusammen mit Einzelhandelsunternehmen und ihren Zulieferbetrieben ein internationales Beschwerdemanagement aufbauen. Ein Pilotprojekt im Bereich Obst und Gemüse aus Spanien soll mit den Partnern Kaufland, Edeka, Migros, Markant, Aldi Nord, Aldi Süd, Rewe und Lidl im ersten Quartal 2024 an den Start gehen. FashionUnited sprach mit dem ehemaligen Global-Gap-Chef Kristian Möller, jetzt EHI und Leiter des Appelando genannten Projekts, über dessen Ziele und Meilensteine.

Durch seine Arbeit an Global-Gap-Lösungen konnte Kristian Möller mehr als 20 Jahre lang Erfahrung mit der Qualitätssicherung von landwirtschaftlichen Betrieben sammeln, die eingeführt und etabliert wurden. Diese sind inzwischen zu einem internationalen System und einem Maßstab für sichere und verantwortungsvolle Praktiken in landwirtschaftlichen Betrieben auf der ganzen Welt geworden.

Dr. Kristian Möller. Bild: EHI

Seit dem 1. Juni 2023 ist er unter der Schirmherrschaft des EHI Retail Instituts mit dem Aufbau eines Beschwerdemechanismus betraut, der den Anforderungen des Gesetzes über die Sorgfaltspflicht in der Lieferkette entspricht.

Herr Möller, könnten Sie Appellando in einem Satz beschreiben?

Die Initiative will für Mitarbeitende in Anbau- und Produktionsbetrieben die Möglichkeit schaffen, in einem neutralen System auf Missstände bei Sozial- und Umweltstandards in ihren Betrieben hinweisen zu können. 

Wie weit ist das Projekt fortgeschritten?

Es haben bereits mehr als zehn Treffen mit den Handelsunternehmen stattgefunden, es gibt acht verschiedene Arbeitsgruppen, die sich regelmäßig treffen — ich habe insgesamt schon über 100 Stunden online Arbeitsgruppen geleitet. Das erste Stakeholder-Treffen fand Anfang Juni in Madrid statt und das zweite wird jetzt am 2. und 3. Oktober ebenfalls in Madrid stattfinden.

Gibt es Pläne, die Initiative auch auf andere Branchen auszuweiten, etwa auf den Textilbereich?

Das Projekt ist als internationales Beschwerdemanagement geplant, das nicht auf eine bestimmte Branche beschränkt ist. Wenn es jetzt schon eine kritische Masse für die Textilbranche gibt, dann ist es durchaus möglich, dies parallel zu entwickeln. Es gibt auch bereits schon einige Anfragen.

Wie muss man sich den Beschwerdemechanismus konkret vorstellen?

Er ist mehr als eine Helpline, eine gebrandete Kontaktaufnahme sozusagen, mit Call Center, aber er geht über den telefonischen Kontakt hinaus; es wird auch eine App geben. Die Reichweite richtet sich nach dem Lieferkettensorgfaltspflichtengesetz (LkSG) und umfasst Themen wie Löhne, Kinderarbeit, Diskrimierung (sexuell, rassistisch), Umweltaspekte und mehr.

Und wo greift er?

In der Fabrik, der Packstelle oder später der Näherei. Mitarbeitende können den Beschwerdemechanismus in Anspruch nehmen und die entsprechenden Betriebe werden dann über die Beschwerde informiert. NGOs wenden sich dann an die Händler:innen und Zwischenhändler:innen. Eine Vertrauensperson wird dann in den entsprechenden Betrieb gehen, führt Interviews und erstellt eine Analyse der Situation. Dementsprechend werden dann Lösungen erarbeitet. Dies wird auch zu Statistiken führen, damit die Unternehmen die Schnittstelle aus verschiedenen Ländern gleich im Blick haben.

Was würden Sie abschließend sagen, dass diese Initiative einzigartig macht?

Es geht um einen Standard, eine kurze Lieferkette und acht Prinzipien, die nach den Grundregeln der ILO, UN und OECD entwickelt wurden. Es werden Initiativen vor Ort eingebunden, aber auch die Technologieanbieter:innen. Insgesamt werden die Mitarbeitenden in den Mittelpunkt gesetzt. Diese Einbindung der Arbeitnehmer:innen ist der Schlüssel.  

EHI
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