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Pakistan kündigt endlich internationales Abkommen für Sicherheit in Bekleidungsfabriken an

Von Simone Preuss

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Der Bangladesh Accord hat die Bedingungen verbessert; hier Bekleidungsarbeiter:innen in der LEED-zertifizierten Fabrik Green Smart Shirts Ltd. in Gazipur. Bild: Sumit Suryawanshi for FashionUnited

Nach jahrzehntelangem Drängen auf sicherere Bekleidungsfabriken in Pakistan wurde am Mittwoch endlich der Internationale Accord verkündet, der von 187 Marken, pakistanischen Gewerkschaften und NGOs als Zeugen bejubelt wurde. Das neue Abkommen orientiert sich am Bangladesch Accord, der nach dem Einsturz des Rana-Plaza-Gebäudes 2013 unterzeichnet wurde.

„Nach jahrelangem Kampf für die Ausweitung des Accords auf Pakistan können unsere Arbeiter:innen nun endlich in die Überwachungs- und Beschwerdemechanismen des Accords einbezogen werden. Wenn genügend Marken unterzeichnen, müssen die Beschäftigten nicht mehr um ihr Leben fürchten, wenn sie zur Arbeit gehen, und wissen, an wen sie sich wenden können, wenn ihre Fabrik unsicher ist. Die Stärke der Vereinbarung liegt darin, dass die Gewerkschaften bei der Entscheidungsfindung die gleiche Macht haben wie die Unternehmen“, kommentiert Nasir Mansoor, Generalsekretär der National Trade Union Federation Pakistan, in einer Erklärung.

Pakistan Accord ist rechtsverbindlich

Der Pakistan Accord sieht einzigartige Mechanismen der Rechenschaftspflicht vor und ist für die unterzeichnenden Marken rechtsverbindlich. Er schreibt zeitgebundene Renovierungspläne vor, um Gefahren zu beseitigen, nachdem sie bei umfassenden Gesundheits- und Sicherheitsinspektionen aufgedeckt wurden. Außerdem wird sichergestellt, dass die Zulieferbetriebe die Mittel haben, um die Renovierungsarbeiten zu bezahlen.

Darüber hinaus wird der Bangladesh Accord alle Arbeiter:inner in der gesamten Lieferkette der Marken schützen und ihnen eine vertrauliche Möglichkeit bieten, dringende Sicherheits- und Gesundheitsprobleme anzusprechen und für rasche Abhilfemaßnahmen zu sorgen. Die Dokumentation der Leistungen des Accord wird für Transparenz sorgen.

„Das Accord-Programm wird den Arbeitnehmer:innen in Pakistan, die für die unterzeichnenden Marken produzieren, Inspektionen, Sicherheitsschulungen und einen Beschwerdemechanismus für alle Gesundheits- und Sicherheitsfragen, einschließlich geschlechtsspezifischer Gewalt, bieten“, sagt Zehra Khan, Generalsekretärin der Home-Based Women Workers' Federation.

Sie wies auf die Frauen hin, die in der Bekleidungsindustrie von zu Hause aus arbeiten und oft nicht registriert sind: „Es muss besonders darauf geachtet werden, dass Arbeitnehmerinnen, die oft nicht offiziell registriert sind und möglicherweise von zu Hause aus arbeiten, den gleichen Zugang zu diesem Programm haben wie andere Arbeitnehmerinnen.“

Pakistan Accord dauerte zehn Jahre

Mehr als 250 Arbeiter:innen starben am 11. September 2012 beim Brand in der Fabrik Ali Enterprises in Karatschi, dem schlimmsten Brand in der Geschichte der Bekleidungsindustrie weltweit. Während Nachbarland Bangladesch nach dem Rana-Plaza-Einsturz im April 2013, der mehr als 1.100 Bekleidungsarbeiter:innen das Leben kostete, schnell handelte, machte Pakistan mit einem System von Fabrikinspektionen nach dem Motto „prüfen und ignorieren“ weiter.

Tatsächlich erhielt Ali Enterprises nur wenige Wochen vor dem Brand die SAI8000-Zertifizierung als Ergebnis eines Audits, das von RINA, einer privaten Prüfungsgesellschaft, durchgeführt wurde und eine Überprüfung der Sicherheitsstandards beinhaltete. Der jüngst unterzeichnete Pakistan Accord sollte dieser Praxis ein Ende bereiten.

„Es ist wichtig, darauf hinzuweisen, dass die Bekleidungs- und Textilarbeiter:innen in Pakistan ein Jahrzehnt auf diesen Fortschritt warten mussten. Wir hoffen, dass Arbeiter:innen in anderen wichtigen Herstellungsländern nicht so lange warten müssen“, betont Ineke Zeldenrust, internationale Koordinatorin der Clean Clothes Campaign, und forderte die Beschaffungsländer, die die internationale Vereinbarung noch nicht angenommen haben, auf, dies zu tun, und die Marken, die in Pakistan einkaufen, die neue Vereinbarung zu unterzeichnen.

„Wir freuen uns, dass das bahnbrechende Accord-Programm nun auch nach Pakistan kommt, wo es dringend benötigt wird. Alle Marken, die aus Pakistan beziehen, sollten dieses Abkommen annehmen“, so Zeldenrust.

In der pakistanischen Textil- und Bekleidungsindustrie sind rund 4,2 Millionen Menschen beschäftigt - ein großer Teil davon (2,2 Millionen) in der Bekleidungsherstellung, 1,8 Millionen in der Textilindustrie und 200.000 in der Schuh- und Lederindustrie.

„Die Kennzeichen des Pakistan Accords sind Rechenschaftspflicht, Durchsetzbarkeit und Transparenz. Mit diesem neuen Abkommen wird Pakistan zu einem der sichersten Orte der Welt für die Herstellung von Kleidung“, hofft Scott Nova, Geschäftsführer des Worker Rights Consortium.

Wer hat den Internationalen Accord unterzeichnet?

Mit Stand vom 2. Dezember 2022 haben sich 187 Marken durch Unterzeichung zum International Accord verpflichtet, darunter Adidas, Aldi, Asos, Benetton, Bestseller, Boohoo, C&A, Carrefour, El Corte Ingles, Esprit, Fast Retailing, Galeria Karstadt Kaufhof, G-Star Raw, H&M, Hugo Boss, Inditex, Kik, Lidl, Mango, Marks & Spencer, the Oberalp Group, the Otto Group, Pepe Jeans, Primark, S.Oliver, Takko, Triumph und Zalando.

Die vollständige Liste und Neuerungen können auf der Accord-Website, internationalaccord.org, eingesehen werden.

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