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Spanien: „Grüne Mehrwertsteuer“ von nur 10 Prozent soll umweltfreundliche Unternehmen begünstigen

Von Alicia Reyes Sarmiento

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Bild zur Illustration. Credits: Monstera Production / Pexels

Die wachsende Besorgnis über die ökologischen und sozialen Auswirkungen der Modebranche drängt seit Jahren auf Lösungen zur Förderung nachhaltigerer Praktiken. In Spanien haben diese Bemühungen zur Gründung der Bewegung „Grüne Mehrwertsteuer“ geführt, einer Initiative, die die Steuerlast für Unternehmen senken will, die ethisch und umweltfreundlich arbeiten.

Große multinationale Fast-Fashion-Konzerne beherrschen den Markt dank Massenproduktion und Auslagerung der Produktion in Länder mit niedrigen Arbeitsnormen, was es ihnen ermöglicht, sehr niedrige Preise anzubieten. Dieses Modell ist jedoch mit erheblichen ökologischen und sozialen Kosten verbunden.

Dagegen sind nachhaltige Unternehmen mit höheren Kosten konfrontiert, da sie sich für eine ethische Produktion entschieden haben, was bedeutet, dass sie lokale Fabriken nutzen und in kontrollierten Mengen produzieren, um Abfall zu vermeiden. Diese Situation schafft einen Wettbewerbsnachteil für diese Unternehmen, da sie weder über den Preis noch über den Zugang zu den üblichen Handelskanälen konkurrieren können.

FashionUnited sprach über die „Grüne Mehrwertsteuer“ mit Raúl González, CEO von Ecodicta und einer der treibenden Kräfte hinter diesem Vorschlag, sowie mit Gema Gómez, Gründerin von Slow Fashion Next, ebenso mit Koro López, Vorstandsmitglied von Greenpeace Spanien, und Marta Álvarez, Gründerin von Marama Estudio.

150 spanische Unternehmen und Freiberufler:innen unterstützen Bewegung bereits

Das Manifest der Bewegung, das von mehr als 150 Unternehmen und Freiberufler:innen des Sektors unterstützt wird, befürwortet eine günstigere Besteuerung für kreislauforientierte und nachhaltige Unternehmen, da sie dadurch Verbraucher:innen bessere Preise anbieten und höhere Gewinnspannen erzielen können, um in ihr Wachstum zu investieren.

Die Botschaft ist klar: Senkung der Mehrwertsteuer auf 10 Prozent für nachhaltige Unternehmen und Produkte, sowohl innerhalb als auch außerhalb großer Unternehmen. Es gibt drei Hauptziele: Unternehmen zu unterstützen, die bereits nachhaltig und kreislauforientiert arbeiten; diejenigen, die dies noch nicht tun, zu ermutigen, den Schritt zu wagen; und sicherzustellen, dass Verbraucher:innen Zugang zu nachhaltigen Produkten zu wettbewerbsfähigeren Preisen haben.

„Wir wollen, dass alle Modemarken, die von nun an gegründet werden, von Anfang an nachhaltig arbeiten“, sagte Raúl González im Gespräch mit FashionUnited.

„Grüne Mehrwertsteuer ist eine Notwendigkeit, wenn wir echte Nachhaltigkeit erreichen wollen“

Gema Gómez, CEO von Slow Fashion Next, bringt die Frustration vieler Unternehmer:innen zum Ausdruck, die versuchen, die Branche zu verändern: „Es ist sehr frustrierend, die Unternehmen und Start-ups voranzutreiben, die den Sektor und damit die Welt verändern sollen, und zu sehen, dass sie keine Chance haben, auf einem so schwierigen Markt wie dem Modemarkt zu konkurrieren, der von Fast-Fashion-Riesen dominiert wird.“

„Die grüne Mehrwertsteuer ist eine Notwendigkeit, wenn wir echte Nachhaltigkeit fördern wollen“, sagt sie in einer Erklärung.

Obwohl die Initiative im Textil- und Bekleidungsbereich begann, soll sie auf andere Sektoren ausgeweitet werden, von Lebensmitteln bis hin zu Mobilität und Telekommunikation.

„Wir schlagen die Einführung eines Gütesiegels vor, das von der Stiftung für biologische Vielfalt vergeben wird, so wie die ENISA ein Siegel für Start-ups vergibt, das die Nachhaltigkeit und Kreislauffähigkeit dieser Produkte und Dienstleistungen bescheinigt. Dieses Siegel wird von einem wissenschaftlichen Ausschuss bestätigt, der sich aus Mitgliedern der Stiftung, Unternehmen, Nichtregierungsorganisationen, Forscher:innen und Branchenexpert:innen zusammensetzt, um Greenwashing zu vermeiden“, heißt es weiter.

Das Instrument, mit dem die Nachhaltigkeit dieser Unternehmen und Produkte gemessen werden soll, ist die vom Netzwerk für alternative und solidarische Wirtschaft in Spanien entwickelte „Sozialbilanz“. Die Unternehmen sind für die von ihnen bereitgestellten Informationen verantwortlich und können diese bei Bedarf nachweisen, heißt es auf der Website.

Unterstützung für diejenigen, die es richtig machen

Frankreich hat eine Maßnahme vorgeschlagen, die als „Shein-Steuer“ oder „5-Euro-Steuer“ bekannt ist und mit der Unternehmen bestraft werden sollen, die die Umwelt nicht respektieren oder den Planeten durch Praktiken wie übermäßigen Verbrauch oder Wegwerfmode in Gefahr bringen. Dieser Vorschlag löste jedoch eine Kontroverse aus, da einige der Meinung waren, dass er als „eine einfache Bezahlung dafür, dass sie weiterhin tun, was sie wollen“, interpretiert werden könnte.

In diesem Fall ist es jedoch genau das Gegenteil: Es werden diejenigen belohnt, die es richtig machen. „Aus Gründen der Gerechtigkeit sollten kreislauforientierte und nachhaltige Unternehmen eine freundlichere Besteuerung erhalten. Damit können sie Verbraucher:innen bessere Preise anbieten, um kreislauforientierte Praktiken zu übernehmen, sowie höhere Gewinnspannen, um in das Wachstum investieren zu können“, heißt es im Manifest der „Grünen Mehrwertsteuer’“.

Auf europäischer Ebene verspricht der in Entwicklung befindliche digitale Produktpass ein wichtiges Instrument zur Verbesserung der Rückverfolgbarkeit und Transparenz in der Lieferkette zu werden. Dieses System wird die Identifizierung nachhaltiger Produkte erleichtern und ethischere Praktiken in der gesamten Region fördern.

Die Realität sieht jedoch so aus, dass die einzelnen Länder seit langem verschiedene Möglichkeiten erforschen, um Anreize für verantwortungsvolle Geschäftspraktiken zu schaffen. In Großbritannien und Belgien wurden Maßnahmen wie Informationsvorschriften für nachhaltige Mode und Umweltzeichen eingeführt, um Verbraucher:innen zu helfen, eine fundiertere Wahl zu treffen. Darüber hinaus bietet die Schweiz steuerliche Anreize für nachhaltige Unternehmen und unterstreicht damit, wie wichtig es ist, diejenigen zu unterstützen, die verantwortungsvolle Modelle übernehmen.

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Dieser Artikel erschien ursprünglich auf FashionUnited.es. Übersetzt und bearbeitet von Simone Preuss.

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