Verbraucher kaufen nach Brexit weniger britische Produkte
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Auch wenn es im Moment noch keine Anzeichen für einen möglichen Boykott britischer Waren gibt, nachdem sich Großbritannien Ende Juni für einen Austritt aus der EU ausgesprochen hat, so haben britische Einzelhändler - besonders die im Ausland - doch genug Grund zur Sorge. Laut einer aktuellen Umfrage des Londoner Marktforschungsunternehmens Ipsos Mori ist es nämlich bei mehr als einem Viertel (27 Prozent) aller Befragten aus 15 Ländern außerhalb Großbritanniens weniger wahrscheinlich als zuvor, dass sie jetzt britische Waren und Dienstleistungen konsumieren werden. Bereits im Juli war auch das Verbrauchervertrauchen auf einen Tiefpunkt gefallen.
Nachdem die Modewelt zunächst stark auf den Brexit reagierte, beschäftigte sich die Umfrage damit, wie die allgemeine Öffentlichkeit in europäischen und nicht-europäischen Ländern auf die Tatsache reagiert, dass Großbritannien sich für den EU-Austritt entschieden hat. Dabei stellte sich heraus, dass es bei den Italienern am unwahrscheinlichsten sei, britische Artikel zu kaufen (43 Prozent) beziehungsweise post-Brexit in Großbritannien Urlaub zu machen (37 Prozent).
Gut ein Viertel (26 Prozent) der Befragten in acht weiteren europäischen Länder (Belgien, Deutschland, Frankreich, Großbritannien, Polen, Schweden, Spanien und Ungarn) gaben an, es sei weniger wahrscheinlich, dass sie in Großbritannien Urlaub machen würden - ein ernüchterndes Ergebnis besonders für Luxuseinzelhändler, die auf den Tourismus angewiesen sind und die Brexit-Auswirkungen bereits durch Umsatzeinbußen zu spüren bekamen.
Europäer halten sich bei britischen Waren und Reisen zurück
Von den 12.525 zwischen dem 24. Juni und 28. Juli 2016 Befragten, fanden 58 Prozent der europäischen Teilnehmer, dass Brexit die falsche Entscheidung für die EU sei, wobei 55 Prozent glauben, es sei die falsche Entscheidung für Großbritannien und 50 Prozent für ihr eigenes Land.
Den Teilnehmer aus den sieben nicht-europäischen Ländern (Australien, Indien, Japan, Kanada, Russland, Südafrika und USA) macht der Brexit im allgemeinen weniger Kopfzerbrechen, und 54 Prozent der russischen Befragten fanden sogar, es sei die richtige Entscheidung für Großbritannien gewesen.
Mit 53 Prozent befürchtet mehr als die Hälfte der Umfrageteilnehmer in den europäischen Ländern jedoch, dass sich der Austritt Großbritanniens negativ auf die Wirtschaft der EU auswirken werde und 54 Prozent glauben, er werde die EU schwächer machen beziehungsweise ihren allgemeinen Einfluss auf die Welt schwächen (47 Prozent).
„Die Entscheidung Großbritanniens, die EU zu verlassen, kam als Schock... und viele müssen sich erst daran gewöhnen. Aber es gibt keine allgemeine Panik, und auch die Angst vor einem Dominoeffekt scheint abzuklingen. Es besteht jedoch kein Zweifel, dass die Mehrheit in Europa dies als ein besorgniserregendes Ergebnis sieht; eines, das Risiken für Großbritannien, die EU und ihr eigenes Land birgt“, kommentierte Ipsos Moris Geschäftsführer Bobby Duffy.
„Aber die Umfrage zeigt auch, dass es keine alleinige Meinung hierzu in Europa und darüber hinaus gibt. Es gibt viele, die dies sowohl als Chance als auch eine Herausforderung sehen ... Es gibt wenig Anzeichen für einen völligen Widerstand der europäischen Öffentlichkeit, aber eine Minderheit gibt bereits an, sie könnte britische Waren und Reisen ins Land vermeiden. ... eine heftige Gegenreaktion in der europäischen Öffentlichkeit ist das letzte, das sich die britische Wirtschaft leisten kann“, gab Duffy zu bedenken.
Foto: Regent Street, Facebook