Vinted, Vestiaire Collective & Co: Wer wird in Zukunft an der Spitze der Second-Hand-Mode stehen?
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Um 2024 gebrauchte Modeartikel online zu kaufen, besuchen französische Kund:innen in der Regel branchenführende Apps wie Vinted und Vestiaire Collective, die von spezialisierten Anbietern wie Imparfaite oder klicken sich durch die „Second-Hand“-Schnittstellen der etablierten Modemarken und -einzelhändler. Aber wie wird diese fragmentierte Landschaft in einigen Jahren aussehen? Schließlich treiben die Unternehmen ihre Ziele voran, und da sich das Geschäft weiterentwickelt, könnten die Akteure von heute schon morgen ganz anders in Erscheinung treten.
Vinted und seine Konkurrenz
Die Plattform Vinted nimmt derzeit eine vorherrschende Stellung auf dem Markt für den Wiederverkauf von Modeprodukten ein. Aber wird sie diese Position auch behalten? Was die Resultate angeht, ist das Unternehmen, dass 2023 zum ersten Mal in die Gewinnzone kam, auf dem richtigen Weg.
Der Weg ist jedoch noch lange nicht zu Ende, denn das Unternehmen hat noch einige Schwachstellen, die es zu beheben gilt, insbesondere was die Transparenz der Datenverwaltung betrifft. Das Unternehmen wurde im Juli 2024 mit einer Geldstrafe von 2,3 Millionen Euro belangt, da es mehrere Verstöße gegen die Nutzer:innen der Plattform begangen hatte. Andererseits wird der Wettbewerb immer härter, insbesondere durch die Einführung der Ultra-Fast-Fashion-Marke Shein in Frankreich auf dem Second-Hand-Markt in diesem Jahr und die Einführung des Riesen Zara 2023. Diese Neueinsteigenden könnten teilweise erklären, was Vinted dazu bewogen hat, sich außerhalb des Fast-Fashion-Segments zu entfalten.
Die endlosen Listen von Kleidungsstücken, die auf Vinted zum Verkauf stehen, umfassen vor allem Artikel aus dem unteren und mittleren Preissegment, aber das könnte sich bald ändern, da das litauische Unternehmen seit kurzem auch im Luxusbereich tätig ist. Im Frühjahr gab das Unternehmen bekannt, dass die Kelly Bag von Hermès, die Rolex Datejust und eine klassische Chanel-Tasche zu den teuersten Gegenständen gehörten, die auf der Plattform verkauft wurden.
Allerdings hat sich auf diesem Gebiet die französische Plattform Vestiaire Collective bereits fest etabliert und wird wohl auch weiterhin dominieren, nicht zuletzt, weil sie die Konzerne Kering und Conde Nast zu ihren Investor:innen zählt. 2024 erweiterte das Unternehmen zudem seine Zusammenarbeit mit Mytheresa, einer E-Commerce-Website für Luxusgüter, und bleibt ein führender Partner für die großen Namen der Luxusgüterindustrie. Das Büro von CEO Maximilian Bittner wurde außerdem nach New York verlegt und ein neues Team wurde vor Ort gebildet.
Ein weiterer Akteur, mit dem zu rechnen sein dürfte, ist der Online-Riese Amazon. Anfang des Jahres schloss sich das US-amerikanische Unternehmen mit dem britischen Händler für Designermode Hardly Ever Worn It zusammen und stieg damit in die Second-Hand-Branche auf dem europäischen Markt ein.
Um sich die zukünftigen Akteure des Second-Hand-Marktes in Europa vorzustellen, muss man sich jedoch auch die Akteure anschauen, die im Ausland blühen. 2023 wurde Poshmark, die führende Plattform für den Wiederverkauf von Second-Hand-Kleidung in den USA, von der südkoreanischen Naver Corp. übernommen, die in einer Pressemitteilung ihre Absicht bekannt gab, "einen globalen Akteur im Online-Modewiederverkauf" zu schaffen. Eine baldige Ankunft auf dem französischen Markt ist daher sehr wahrscheinlich.
Die Business-to-Business-Akteure, die den Stein ins Rollen bringen werden
Für die traditionellen Marken wie Sandro, Bellerose und Aigle ist Secondhand eine der wichtigsten Lösungen, um den Übergang zu einer Kreislaufwirtschaft und insbesondere zu einer Reduzierung des CO2-Fußabdrucks zu gewährleisten. Ihr Eintritt in diesen Markt erfordert jedoch ein Know-how, das sehr oft von einem externen Unternehmen kommen muss. Aus diesem Grund gibt es seit einigen Jahren eine wachsende Zahl von Start-ups, die sich in der Branche breit machen.
Reflaunt gehört zu denjenigen, die sich durchgesetzt haben und mit denen auch in Zukunft zu rechnen sein wird. Das Unternehmen übernimmt den Verkauf von Second-Hand-Produkten unter anderem für Marken wie Balenciaga und Cos. Das Unternehmen ist im LVMH-Inkubator La Maison des Startups in Station F vertreten und wird dank seiner jüngsten Partnerschaft mit dem Transport- und Logistikunternehmen DHL zur Beschleunigung der Secondhand-Mode beitragen. Durch die Verbesserung der Logistikkapazitäten könnte diese Vereinbarung Reflaunt in die Lage versetzen, mehr Transaktionen abzuwickeln und so das Gesamtvolumen an gebrauchter Kleidung auf dem Markt zu steigern.
Ebenfalls erwähnenswert ist das 2019 gegründete Unternehmen Lizee, ein französischer Softwareanbieter, der sich auf den Verleih und die Secondhand-Mode spezialisiert hat und unter anderem mit Unternehmen wie Maje und Decathlon zusammenarbeitet. Als Gewinner des Wettbewerbs i-Nov France 2030 erhält das Unternehmen zudem staatliche Unterstützung. 2024 erwarb es das auf die Unterstützung physischer Geschäfte ausgerichtete Second-Hand-System Freepry, was ihm auf dem französischen Markt noch mehr Gewicht verleihen dürfte.
Ein weiteres französisches Unternehmen, das Second-Hand-Schnittstellen für Marken entwickelt hat, etwa durch das Programm "Ami for ever" oder "Fabienne Chapot relove", ist das Unternehmen Faume, das sich bei der Unterstützung zahlreicher Einzelhändler:innen hervorgetan hat.
Die von Startups im Marken-Ökosystem geschaffenen Schnittstellen für den „Weiterverkauf“ sollten laut Aymeric Déchin, Mitbegründer von Faume, der im Podcast We Do Need To Talk befragt wurde, innerhalb von zwei bis drei Jahren nach ihrer Einrichtung rentabel werden. Für den Manager besteht die Idee darin, den Teil des Verkaufsvolumens, der normalerweise durch Sonderangebote erzielt wird, durch die gebrauchten Produkte der Marke zu ersetzen. Die steigende Zahl der Marken, die den Schritt in diese Richtung gewagt haben, zeigt die finanzielle Glaubwürdigkeit des Geschäftsmodells.
Faume, Reflaunt und Lizee dürften in den kommenden Jahren ihren Kund:innenstamm erweitern, da davon auszugehen ist, dass noch weitere Marken auf den Gebrauchtwarenmarkt vordringen werd
Dieser übersetzte und bearbeitete Beitrag erschien zuvor auf FashionUnited.fr