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Übernahme durch CBR-Investor: Esprit schließt alle Filialen in Deutschland

Von FashionUnited

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Pop-up store Esprit in Printemps Haussmann. Credits: Esprit

Die Markenrechte für das insolvente europäische Geschäft von Esprit werden an den britischen Finanzinvestor Alteri verkauft.

Die Gläubiger:innenausschüsse der sieben insolventen deutschen Esprit-Gesellschaften haben sich für das Angebot von Alteri ausgesprochen, heißt es in einer Mitteilung des Unternehmens am Freitag. Zum Kaufpreis wollte Esprit keine Angaben machen.

Wie sich schon seit vergangener Woche abzeichnete, übernimmt der Finanzinvestor nicht das operative Geschäft, also weder Filialen noch Arbeitnehmende. Die Gesellschaften sollen demnach abgewickelt, die Produkte in den Filialen abverkauft werden. Die Stellen in den Läden und der Zentrale in Ratingen fallen dadurch weg. Damit schließen bis zum Jahresende alle 56 Filialen des Modekonzerns Esprit in Deutschland und rund 1300 Mitarbeiter:innen verlieren ihren Job.

Esprit soll als Marke eine Zukunft haben

Esprit soll als Marke in absehbarer Zeit weitergeführt werden, heißt es. Konkret spricht die Mitteilung von einem "späteren" Relaunch der Marke. Produkte unter dem Label würden demnach weiter hergestellt – in welcher Form, ist bisher nicht bekannt. Alteri gehört unter anderem das Modeunternehmen CBR Fashion mit den Marken Street One und Cecil. CBR wird Pläne über die Weiterführung der Marke Esprit erst nach dem Vollzug der Transaktion zu einem späteren Zeitpunkt kommunizieren, teilte das Unternehmen aus Isernhagen auf Anfrage mit.

Die Esprit Europe GmbH sowie sechs weitere Gruppengesellschaften des Modekonzerns hatten im Mai einen Insolvenzantrag in Eigenverwaltung gestellt. Das Verfahren war am 1. August vom Amtsgericht Düsseldorf eröffnet worden. Die Esprit Europe GmbH ist die Obergesellschaft für Esprit in Deutschland, Frankreich, Belgien, Österreich, die skandinavischen Länder, Polen und Großbritannien. Einkauf und Vertrieb sind in diversen europäischen Tochter- und Enkelgesellschaften organisiert.

Der langsame Niedergang von Esprit

Esprit hat seine frühere Bedeutung längst eingebüßt. Laut EHI hat die Holding in Hongkong seit 2017 in sechs von sieben Jahren rote Zahlen geschrieben. 2023 wurden Verluste in Höhe von 2,3 Milliarden Euro verzeichnet. Die Umsätze sind in den vergangenen Jahren stetig gesunken. Das lag auch daran, dass das Filialnetz stark geschrumpft ist. Im Jahr 2010 gab es weltweit noch mehr als 1100 eigene Geschäfte, 2023 nur noch 147. In Deutschland hatte der Konzern 2011 knapp 180, inzwischen sind es weniger als 60.

Daneben gab es 60 Franchise-Stores, die meisten von der PTH Group betrieben. Der Mode-Franchiser hat seinen Vertrag mit Esprit im Frühjahr gekündigt und zahlreiche Stores in andere Formate umgewandelt.

Marketing-Experte Martin Fassnacht von der Wirtschaftshochschule WHU in Düsseldorf sagt: "Die Marke ist sehr populär und galt mal als Kult. Aber die alte Strahlkraft ist nicht mehr da. Es ist nicht mehr ganz klar, wofür Esprit steht." Als strategischer Nachteil gilt in der Fachwelt, dass die Esprit-Zentrale in Hongkong ist. Entscheidungen würden in Asien getroffen und der europäische Markt vernachlässigt, sagt Johannes Berentzen von der Handelsberatung BBE. "Dafür bekommen die Investoren jetzt die Quittung."

Geschäfte im Ausland nicht betroffen

Esprit ist weltweit in rund 40 Ländern aktiv. Die Geschäfte außerhalb von Europa sind von der Insolvenz nicht betroffen. Die Hauptgesellschaft des Konzerns, die Esprit Holding, sitzt in Hongkong. Deutschland ist jedoch der wichtigste Markt für den Konzern.

Der Modekonzern Esprit hatte bereits im Jahr 2020 ein Schutzschirmverfahren für mehrere deutsche Gesellschaften beantragt. Damals waren rund 50 Filialen in Deutschland geschlossen worden, etwa 1100 Stellen wurden gestrichen. (FashionUnited/dpa)

Dieser Beitrag wurde um 17:07 Uhr am 9. August 2024 mit einer Stellungnahme von CBR und weiterem Hintergrund aktualisiert.

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