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Von Adler bis Zalando: Der deutsche Modehandel hat Probleme

Von DPA

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Einzelhandel

Ausgerechnet vor dem Weihnachtsfest mehren sich die Hiobsbotschaften aus dem deutschen Textilhandel. Nicht nur traditionelle Unternehmen wie Adler, Gerry Weber oder Esprit haben Probleme. Auch der lange erfolgsverwöhnte Online-Modehändler Zalando musste zuletzt zusehen, wie sich sein Börsenwert mehr als halbierte. Der Kreditversicherer Atradius warnt vor den Folgen für die Branche.

In den Augen von Atradius-Mann Michael Karrenberg war 2018 für den Textilhandel ein einziges Jahr des Missvergnügens. Erst habe der heiße Sommer für bescheidene Umsätze gesorgt, dann hätten auch noch das Herbstgeschäft und der Winteranfang unter zu milden Temperaturen gelitten. Karrenberg warnt: "Je länger das milde Wetter anhält, desto stürmischer dürften bald die Zeiten bei den Textilhändlern werden."

Der Branchenkenner Peter Frank von der Münchner Handelsberatung BBE malt ein ähnlich düsteres Bild: "Es ist gut möglich, dass wir schon im Februar Pleiten sehen." Für ihn ist das warme Wetter allerdings nicht der entscheidende Faktor. Dieses verschärfe die Situation nur.

Das Hauptproblem aus Franks Sicht: Die Ausgaben der deutschen Verbraucher für Bekleidung sind in den letzten 25 Jahren kaum noch gewachsen. Gleichzeitig nimmt der Online-Handel den Geschäften in den Einkaufsstraßen einen immer größeren Teil der Umsätze weg. "Es ist ein gnadenloser Ausleseprozess", meint Frank.

Hausgemachte Fehler der Branche erhöhten den Druck zusätzlich. "Dem Modemarkt fehlt es an tiefgreifenden Innovationen", klagte kürzlich das Fachblatt "Textilwirtschaft". Mode an sich und auch der stationäre Modekauf hätten an Strahlkraft verloren. Stattdessen gäben die Verbraucher ihr Geld lieber für neue Smartphones, gutes Essen oder einen Kurztrip nach Paris aus. Zwischen Januar und Oktober lagen die Haushaltsausgaben für Textilien laut dem "Consumer Panel Fashion" des Marktforschers GfK um 1,8 Prozent unter dem Vorjahresniveau, wie die Zeitschrift berichtete.

Kein Wunder, dass sich die schlechten Nachrichten aus der Branche häufen. Bekannte Marken wie Gerry Weber und Esprit kämpfen mit roten Zahlen und sind dabei, ihr Ladennetz deutlich zu verkleinern. Die Tom-Tailor-Gruppe muss auf ihre schwächelnde Damenoberbekleidungs-Tochter Bonita Wertberichtigungen von mehr als 120 Millionen Euro vornehmen. Auch die Modekette Adler korrigierte erst kürzlich ihre Umsatz- und Ergebnisprognosen für das Gesamtjahr nach unten.

Vielleicht noch bemerkenswerter: Selbst am Branchenschreck Zalando gehen die Turbulenzen nicht mehr spurlos vorbei. Seit dem Sommer hat sich der Börsenwert des Berliner Onlinehändlers halbiert, mehr als sechs Milliarden Euro lösten sich quasi in nichts auf.

Auch der E-Commerce-Riese zeigte sich in jüngster Zeit alles andere als immun gegen die Probleme im Modehandel. Sein Umsatzwachstum war im dritten Quartal mit 11,7 Prozent nicht einmal halb so groß wie im Vorjahr (28,7 Prozent). Gleichzeitig fiel der Verlust mit 47,7 Millionen Euro fast vier Mal so hoch aus.

Auch Zalando klagte über den "langen und außergewöhnlich heißen Sommer sowie einen verspäteten Start in die Herbst-/Wintersaison". Das Unternehmen musste aber mit Blick auf die steigenden Verluste auch andere Probleme einräumen - etwa Mängel beim Management zurückgeschickter Lieferungen, erhöhte Transportkosten und einen Rückgang der durchschnittlichen Bestellsumme.

Nutznießer solcher Branchenprobleme sind häufig die Verbraucher. Denn ob online oder offline: In ihrer Not greifen viele Händler zum Rotstift, um das Geschäft anzukurbeln. Laut einer Marktstudie der Unternehmensberatung Hachmeister und Partner wurden in diesem Jahr schon vier von zehn Bekleidungsartikeln mit Rabatt verkauft. (dpa)

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