Wie beeinflusst die Coronavirus-Krise Verbraucher heute und in Zukunft?
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Nicht nur Bekleidungsläden müssen geschlossen bleiben. Die Ausbreitung des Coronavirus verändert auch das Einkaufsverhalten der Konsumenten. Sie müssen Mode nicht nur online einkaufen, sie kaufen auch anders. Die Frage ist nun, wie viele dieser Veränderungen bleiben.
In den vergangenen Wochen war das Einkaufsverhalten in Deutschland und Europa noch stark von der Vorbereitung auf das Leben in Quarantäne bestimmt. Dazu gehören steigende durchschnittliche Warenkörbe und vor allem Lebensmittel-Käufe um die Speisekammer aufzufüllen, berichtet US-Marktforscher Nielsen in einer aktuellen Studie. Mit der weiteren Einschränkung des öffentlichen Leben, steige die Anzahl der Onlinekäufe, manche Artikel wie Desinfektionmittel oder Toilettenpapier sind sogar zeitweise ausverkauft.
Konsumenten kaufen mehr für täglichen Bedarf
Seit Ende Januar hat sich das Einkaufsverhalten in China durch Covid-19 ähnlich entwickelt, zeigt eine Studie der Unternehmensberatung Bain & Company. Die Nachfrage nach Lebensmitteln und Hygieneartikeln stieg kurzfristig stark an, während die Umsätze für Kosmetik, Mode- und Luxusartikel einbrachen. Mit der Lockerung der Maßnahmen in China in den vergangenen Wochen, ist aber wieder eine Normalisierung der Konsumgewohnheiten zu beobachten, auch der Onlinehandel erholt sich.
In Deutschland sind in den vergangenen Wochen ähnliche Verhaltensmuster wie zu Beginn der Covid-19 Pandemie in China zu beobachten, wie eine Umfrage des Marktforschungsunternehmens IFH Köln zeigt. Von den befragten Verbrauchern gaben 31 Prozent an, mehr Lebensmittel als üblich zu kaufen, 17 Prozent legen sich mehr Hygieneartikel zu.
Verbraucher kaufen noch wenig online
Allerdings ist die Verschiebung Richtung Online-Handel noch gering. Nur 13 Prozent der Befragten sagten gegenüber dem IFH, dass sie ihre sonst stationären Käufe nun online abwickeln. Das zeigt sich auch bei Bekleidung. Trotz geschlossener Läden, melden auch Onlinehändler wie Zalando stark rückläufige Umsätze in den vergangenen Wochen.
Die Modesuchplattform Stylight beobachtet auch, dass Onlineshopper ihre Käufe aufschieben: Die Anzahl der auf Wunschlisten gespeicherten Produkte ist zwischen Februar und März um 12 Prozent gestiegen, hieß es in einer Mitteilung am Mittwoch. In den vergangenen Wochen stiegen die Klicks für Loungewear, Dessous und Sportbekleidung: Kapuzenpullis (+14 Prozent), Jogginghosen (+27 Prozent), Sport-BHs (+29 Prozent), Leggings (+15 Prozent). Die Suche nach Dessous erhöhte sich in den vergangenen Wochen sogar um 55 Prozent.
Was bringt die Zukunft?
Die Frage ist nun, wie sich das Konsumentenverhalten in Deutschland weiter entwickeln wird. Das hängt nun davon ab, wann die Covid-19 Infektionszahlen ihren Höchststand in Deutschland erreichen und wann die von der Regierung verhängten Maßnahmen wieder schrittweise zurückgenommen werden.
"Sollten die aktuellen Beschränkungen in Deutschland noch für weitere vier bis sechs Wochen bestehen bleiben, werden sich Konsumenten auch weiterhin nur auf die wesentlichen Einkäufe beschränken, weil große Unsicherheiten bezüglich des Arbeitsmarktes bestehen“, sagte Franziska Kier, Senior Consultant beim Ecommerce Competence Center von Arvato, in einer Mitteilung am Dienstag. Mögliche Entlassungen oder Insolvenzen mittelständischer Unternehmen könnten folgen, was zu einer deutlich langsameren und unvollständigen Erholung der Nachfrage in diesem Jahr führen könnte.
Mittelpreisiges Bekleidungssegment könnte am stärksten leiden
Arvato geht in seiner Studie davon aus, dass das mittelpreisige Bekleidungssegment am schwersten von der Coronavirus-Krise betroffen sein wird, weil deren Kundengruppen wahrscheinlich die größten finanziellen Verluste davontragen werden. Der Vertrieb von Sportartikeln werde hingegen zügig wieder das Vorkrisenniveau erreichen sobald die Menschen ins Freie dürfen und Sportvereine wieder öffnen. Auch bei Luxuswaren ist eine schnelle Erholung erwartbar, weil die Kundengruppe weniger finanzielle Einschränkungen durch die Krise erleiden, so Arvato.
Der Rückgang der Verbrauchereinkommen wird auch von der Modebranche selbst als ein bedeutendes Risiko neben den Insolvenzen von Handelspartner eingeschätzt, zeigt eine Befragung der Unternehmensberatung Team Retail Excellence GmbH unter Bekleidungsherstellern, Mode- und Onlinehändlern. Die Hälfte der Teilnehmer rechnet damit, dass das Verbraucherverhalten 2021 auf das Vorkrisenniveau zurückkehren wird. Von einer längerfristigen Veränderung des Kaufverhaltens gehen 34 Prozent der Befragten aus. Die Umfrage-Teilnehmer halten es auch für sehr wahrscheinlich, dass der Onlinehandel infolge der Krise zunehmen und sich der Rückgang des stationären Handels beschleunigt wird.
Bild: FashionUnited