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Wie Einkäufer in der SS25-Saison bestellen: Herrenausstatter Ballpark

Von Caitlyn Terra

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Einzelhandel |Interview

Die Gründer von Ballpark - Raoul Mulder und Menco Nieuwenhuis Bild: Ballpark

Ganz gleich, ob man neu im Einzelhandel ist oder schon ein alter Hase, alle Einzelhändler:innen müssen einkaufen. So auch der neue Akteur Ballpark. Obwohl der Laden in Weesp, etwa 15 Minuten von Amsterdam entfernt, erst am 1. Juni eröffnet wird, steckt hinter den Kulissen bereits ein Berg an Erfahrung. FashionUnited sprach mit Raoul Mulder darüber, wie das Unternehmen die Befüllung des Ladens handhabt und welche Trends es in der Herrenmode sieht.

Worauf setzen Sie im Geschäft?

Menco und ich kennen uns schon ziemlich lange. Wir kommen beide eher aus der klassischen Herrenmode. Wir haben lange gesucht, wie wir zusammenarbeiten können. Was mir persönlich auffällt, ist, dass den Geschäften in den Niederlanden ein gewisses Etwas fehlt. Menco und ich haben beide einen ganz eigenen Geschmack, was Kleidung angeht. Wir mögen eine gewisse Art und viel Farbe. Wir versuchen, diese Verspieltheit in den Vordergrund zu stellen. Mit verrückteren Marken, verrückteren Sachen.

Zum Beispiel haben wir jetzt ein paar Strickjacken von Filson eingekauft, sehr dicke Winterjacken, die in Alaska handgestrickt werden. Sie sind zwar sehr teuer, aber bei der Begeisterung, die wir für diese Artikel empfinden, und bei der Schönheit, die sie ausstrahlen, sind wir sicher, dass wir jemanden dafür finden werden. Ich traue mich, für solche Dinge den Kopf hinzuhalten. Sie sind zwar teuer und wir kaufen nur wenige davon, aber wenn wir uns mit dem Verkauf besonderer Stücke einen Namen machen können, würde mich das wirklich freuen.

Die Leute haben auch ein bisschen die Nase voll von den ganzen gedeckten Farbtönen. Einige Geschäfte sind wirklich ein Meer von Beigetönen, und für viele Dinge ist das eine schöne Farbe, aber es wird auch langweilig.

Wie laufen Ihre Vorbereitungen für die neue Saison? Wie stellen Sie das Budget zusammen und wie ist das Verhältnis zwischen Einkäufen und Ausgaben? Führen Sie FashionUnited durch diesen Prozess.

Wir müssen uns überlegen, wie wir das machen wollen. Menco und ich gehen beide von den Zahlen aus, was bei den Marken verkauft wurde. Da der Laden noch nicht eröffnet ist, haben wir selbst noch keine Zahlen, also stützen wir uns auf die Marken, was das angeht. Es ist eine ziemlich verrückte Einkaufsperiode für uns, denn vor kurzem hatten wir noch kein Geschäft.

Es ist uns gelungen, mehrere Aufträge bei Marken zu platzieren, bei denen wir gerade noch rechtzeitig für die Beschaffung für die kommende Wintersaison waren. Wir konnten auch einige Bestellungen für die laufende Sommersaison aufgeben. Am Anfang können wir nur aus dem vorhandenen Lagerbestand bestellen, was ich auch schade finde. Die verrückteren Artikel sind oft nicht im Lager. Vielleicht lässt sich das mit den Marken dort regeln.

Was das Budget anbelangt, so haben wir von dem Punkt aus gerechnet, an dem wir rentabel sein werden. So haben wir die notwendigen Einnahmen für die Saison berechnet. Die nächsten Budgets werden wahrscheinlich höher ausfallen, weil wir mit der Marke Shatsu auch kundenspezifische Anpassungen vornehmen. Diese Anpassungen sind vorfinanziert, was uns wiederum Spielraum für weitere Zukäufe gibt.

Die kommende Einkaufssaison steht ganz im Zeichen von SS25. Woher nehmen Sie Ihre Inspiration?

Wir sind beide Enthusiasten. Sehr kommerziell sind wir nicht. Natürlich müssen wir ein profitables Geschäft sein, aber wir sind auch Modeliebhaber. Wir arbeiten also eigentlich immer mit Inspirationen, die wir in verschiedenen Geschäften finden. Das passiert sowieso am meisten über Instagram. Und die Messen, die Pitti Uomo steht wieder vor der Tür.

Es ist ein Klischee, aber wir machen es auch nach Gefühl. Ich denke, wenn man ein bisschen Herz für sein Unternehmen und für sein Produkt hat, dann funktioniert das sowieso am besten.

Gibt es Platz für weitere Marken in Ihrem Portfolio?

Das Markenportfolio ist viel größer, als wir ursprünglich erwartet hatten [DerzeitArmor-Lux, Baracuta, Bennett Winch, C.O.F. Studio, Drake’s, Filson, Scaglione, Shatsu und Shatsu Tailoring sowie Velva Sheen, Anm. d. Red.]. Es sind renommierte Marken darunter, an die man als Kleinunternehmer nicht so leicht herankommt. Da wir beide ein Netzwerk haben, waren die Kontakte leichter zu vermitteln. Es lief also viel reibungsloser als erwartet. Das Markenportfolio ist also größer geworden, und damit bin ich sehr zufrieden.

Es gibt immer noch Marken, die auf der Wunschliste stehen, aber wir sind noch zu klein, um dort einzukaufen. Ich denke, darin liegt auch unsere Stärke, dass wir nach Marken suchen, die nicht unbedingt leicht erhältlich sind. Ich sehe viele niederländische Geschäfte, die ein ähnliches Markenpaket haben. Sie kaufen zum Beispiel bestimmte Marken von einem Händler, hauptsächlich aus Bequemlichkeit. Es ist nicht so, dass sie denken: ‘Ich kaufe diese dicken Hosen und für den Pullover muss ich woanders hingehen’. Wir picken uns eher die Rosinen heraus.

Bei manchen Marken müssen wir warten, bis wir etwas mehr Budget haben. Wir befinden uns am oberen Ende des mittleren Marktsegments, und dafür braucht man auch ein gewisses Beschaffungsbudget. Wenn wir das haben, können wir manchmal Marken besser einführen, indem wir tiefer einkaufen. Das ist der Grundgedanke.

Achten Sie überhaupt auf Trends in der Herrenmode?

Natürlich werde ich nicht so tun, als hätte ich das Rad erfunden. Ich lasse mich auch von anderen Unternehmen inspirieren, und irgendwo folge ich bestimmten Trends, die es gibt. Trends können auch mit dem übereinstimmen, was wir mögen. Das sieht man zum Beispiel in Italien, den USA und Japan. Allerdings bin ich auch ein wenig abgeneigt von den quasi-italienischen Niederländern oder niederländischen Italienern.

Was ist für Sie an den USA und Japan attraktiv?

Qualität ist der gemeinsame Nenner für uns. In beiden Ländern gibt es Marken, die auf Qualität setzen und Produkte herstellen, die jahrelang halten. Dabei haben die Japaner:innen einen ausgeprägten Sinn für Stil und schätzen auch die Qualität bestimmter Materialien. Die besten Jeans kommen heutzutage aus Japan.

Haben Sie bestimmte Erwartungen an die SS25-Saison?

Ein Trend, der hervorsticht, ist der Westerntrend. Dieser versucht schon seit einiger Zeit, sich durchzusetzen, und jetzt ist er da. Da gibt es noch viel zu tun, aber ob er sich in den Niederlanden wirklich durchsetzt... aber man wird auf jeden Fall davon beeinflusst.

Ich selbst komme aus der Welt der Maßanfertigung und beschäftige mich immer noch gelegentlich damit. Ich trage schon seit langem weite Hosen, aber viele Männer bevorzugen immer noch enge Hosen. Ich dachte, dieser Trend würde eher abebben. Es ist also auch ein bisschen Wunschdenken, dass sich bestimmte Trends durchsetzen.

Dieser Artikel erschien ursprünglich auf FashionUnited.uk. Übersetzt und bearbeitet von Simone Preuss.

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