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Ausstellung „Ja, ich will“ durchbricht Klischees und enthüllt verborgene Geschichten

Von Caitlyn Terra

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Kultur |Reportage

Ausstellung „Ja, ich will“ über 250 Jahre Brautmode im Fries Museum. Credits: Fries Museum / Foto: Ruben van Vliet

Ein Meer aus Weiß, eine Überdosis an Romantik und Klischees. Das könnte das Bild sein, das Skeptiker*innen von einer Ausstellung über 250 Jahre Brautmode haben. Denn wie verleiht man dem Thema Brautmode Tiefe, auch für diejenigen, die keine angehenden Brautleute sind? Glücklicherweise gelingt dies dem Fries Museum mit der Ausstellung „Ja, ich will“ mit Bravour. Die Ausstellung ist persönlich, informativ und versteht es, die Position der Frau in einen historischen Kontext zu stellen.

Wer die Ausstellung betritt, wird von einer Interpretation von Mendelssohns Hochzeitsmarsch empfangen, ein passenderes Willkommen gibt es kaum. Rechts vom Eingang steht das Viktor&Rolf Brautkleid von der niederländischen YouTuberin und Make-up-Unternehmerin Nikkie de Jager im Rampenlicht, doch aufmerksamen Besucher*innen entgehen die Farben der Transgender-Flagge in den Lichtbögen hinter dem Kleid nicht. Es ist eine subtile Anspielung auf De Jager, die selbst transgender ist.

Das Brautkleid von Nikkie de Jager, entworfen von Viktor&Rolf. Credits: Fries Museum / Ruben van Vliet

Dieses subtile Detail ist eines von vielen, die die Ausstellung so stark machen. Dies ist zu einem großen Teil Maison the Faux zu verdanken, dem niederländischen Modehaus und Kreativstudio, das für das Dekor und die Gestaltung der Ausstellung verantwortlich ist. Sie erhielten vom Fries Museum im niederländischen Leeuwarden völlig freie Hand und haben ihre Freiheit auf kluge Weise genutzt. Das bedeutet unter anderem, dass die Informationen zu den ausgestellten Kleidern in „Stammbüchern“ verarbeitet sind. Links findet man den historischen Kontext des Kleidungsstücks und rechts die persönliche Geschichte der Träger*innen. Außerdem sind die Kleidungsstücke in einem der ersten Säle in Ringen ausgestellt, auf deren Innenseite der Name der Träger:innen und das Hochzeitsdatum „graviert“ sind.

Ein weiterer Raum zeigt Zitate aus Frauenzeitschriften wie Margriet und Libelle aus den 1950er bis 1970er Jahren zum Thema Brautmode. Nicht zu übersehen ist die Hochzeitstorte, die im letzten Raum als Bühne für Brautcouture dient. Die Vorstellung einer geradlinigen Modeausstellung weicht dank dieser Elemente schnell auf. Sie zeugen von Kreativität und dem Mut, die traditionelle Herangehensweise an eine Modeausstellung zu hinterfragen. Ohne Maison the Faux hätte „Ja, ich will“ nicht die Wirkung, die die Ausstellung jetzt hat, das lässt sich nach einem Museumsbesuch mit Sicherheit sagen.

Der Saal, in dem die Brautkleider in „Ringen“ aufgestellt sind. Credits: Fries Museum / Ruben van Vliet

„Ja, ich will“: Ein frischer Blick auf Brautmode jenseits der Klischees

Während sich eine Modeausstellung oft auf die Geschichte einer Marke, einer Bewegung oder bestimmte Designer.innen konzentriert, fehlt oft die persönliche Geschichte. Ausgestellte Stücke hatten oft einen oder mehrere Besitzer*innen, aber diese Geschichte findet im Überblick keinen Platz. Das kann ein großes Manko sein. Das Fries Museum hat sich bei „Ja, ich will“ bewusst für Stücke entschieden, deren persönliche Geschichte bekannt war. Denn erstens: Was ist persönlicher als ein Brautkleid, das einen bedeutenden Moment im Leben der Frau markiert, besonders in der Vergangenheit? Zweitens: Die persönliche Geschichte ermöglicht es, die damalige Stellung der Frau in der Gesellschaft zu verdeutlichen.

So wird schnell deutlich, dass um 1800 vor allem wohlhabende Bräute Weiß trugen, denn eine Braut aus weniger begüterten Verhältnissen konnte es sich schlichtweg nicht leisten, ein Kleid nur einmal zu tragen. Ein Kleid in einer anderen Farbe als Weiß war daher praktischer. Schwarz war keine ungewöhnliche Farbe, da das Kleid für offizielle Anlässe oder sogar während Trauerzeiten verwendet werden konnte. Nach dem großen Tag wurde das Kleid oft so umgearbeitet, dass es für andere Anlässe geeignet war. So wurden Schleifen und Blumendekorationen entfernt und manchmal die Ärmel oder die Länge des Rocks angepasst.

Die „Stammbücher“ mit persönlichen Geschichten und manchmal sogar Hochzeitsfotos. Credits: Fries Museum / Foto: Ruben van Vliet.

Dass es auch damals schon rebellische Bräute gab, zeigen die persönlichen Geschichten, die die Kleidungsstücke begleiten. So erscheint eine der reicheren Bräute in einem gestreiften Kleid mit leuchtendem Blau, während es zu dieser Zeit Mode ist, in Weiß zu heiraten. Eine Braut zu Beginn des 20. Jahrhunderts entscheidet sich für eine „Wanderjacke“ anstelle eines Brautkleides, weil sie sich bewegen möchte. Sie ist Mitglied in einem Fahrradclub und sportbegeistert, ein Hobby, das für Frauen zu dieser Zeit noch nicht üblich ist.

Dass Bräute und ihre Familien kreativ sein können, zeigen die Brautkleider aus Kriegszeiten. So ist ein Kleid aus Billardtuch (dem schwarz-grünen Stoff eines Billardtisches) zu sehen, mussten die Blumenvorhänge eines Familienmitglieds für ein aufwendiges Brautkleid herhalten und gibt es ein Kleid aus dem Fallschirm eines amerikanischen Soldaten, weil dieser aus weißem Nylon besteht. Ob schwere Zeiten oder nicht, der Wunsch, die Liebe zu feiern und sich das Ja-Wort zu geben, scheint zeitlos.

Nicht nur für zuckersüße Bräute: „Ja, ich will“ enthüllt die Tiefe der Brautmode

Wer selbst auf der Suche nach einem Brautkleid ist, kann im Atelier von Claes Iversen fündig werden. Obwohl es sich hierbei um eine Nachbildung des Ateliers des niederländischen Modedesigners handelt, kann man sich hier ausreichend informieren. So gibt es einen Tisch mit Stoffmustern, an dem auch der Preis pro Meter angegeben ist. Der Unterschied zwischen den einzelnen Materialien ist manchmal deutlich spürbar. Wären Sie bereit, 50 Euro pro Meter für eine bestimmte Art von Spitze zu bezahlen? Ein Stück weiter können verschiedene Elemente eines Brautkleids miteinander kombiniert und so ein eigenes Traumkleid kreiert werden. Dieses Oberteil zu diesem Rock, oder soll es doch ein anderer Look sein?

Das nachgebildete Atelier von Claes Iversen. Credits: Fries Museum / Foto: Ruben van Vliet

Was die interaktiven Elemente der Ausstellung betrifft, darf man das Quiz nicht vergessen. Verteilt über die sechs Säle befinden sich kleine Ringboxen mit einem QR-Code. Jeder Code führt zu einer anderen Frage, die sich auf eines der Designs in der Nähe der Box bezieht. So müssen Sie beispielsweise angeben, ob Sie in Weiß heiraten möchten, ob Sie sich für Farbe entscheiden, ob Sie auffallen oder lieber der Tradition folgen möchten. Das Quiz bietet Neugierigen die Möglichkeit herauszufinden, welcher Brauttyp sie sind. Die maximale Braut, die traditionelle Braut, die eigenwillige Braut oder die minimalistische Braut. Und ganz ehrlich: Wer ist nach so einer Ausstellung nicht neugierig auf das Ergebnis?

Neben den unbekannteren Bräuten, die durch die „Stammbücher“ eine Stimme erhalten haben, gibt es auch die prominenten Bräute. So sind die Brautkleider des ersten lesbischen Paares, das in den Niederlanden geheiratet hat, zu sehen, aber auch das Brautkleid von Sängerin Connie Witteman. Auch die erschwinglichen Kleider des Textildiscounters Zeeman und dem Modeschöpfer-Duo Viktor&Rolf für H&M durften in der Ausstellung nicht fehlen. Das Highlight ist das Brautkleid von Máxima. Dieses wurde von einer Ankleiderin der niederländischen Königin persönlich auf die Puppe im Museum gesetzt, damit es perfekt zur Geltung kommt.

Ausstellung "Ja, ich will". Credits: Fries Museum / Foto: Ruben van Vliet

Ob Sie nun eine zukünftige Braut sind oder nicht, das Thema Brautmode fasziniert immer wieder. Nicht immer wegen der Mode oder der enormen Summen, die damit verbunden sind, sondern weil Brautmode mit einem wichtigen Moment im Leben der Träger*innen verbunden ist. Ein Moment der Liebe, eine Feier oder die Veränderung des Status. Das sorgt dafür, dass „Ja, ich will“ die Besucher:innen einlädt, in eine andere Welt einzutauchen, in der die turbulente Außenwelt keine Rolle spielt.

Es ist schwer, die Begeisterung für die Ausstellung „Ja, ich will“ zu verbergen. Die vierjährige Vorbereitungszeit hat dafür gesorgt, dass die Ausstellung durchdacht, informativ und sehr persönlich ist. Sie zeigt, was bei der Konzeption einer Modeausstellung alles möglich ist. Hoffen wir, dass sich andere Museen ein Beispiel am Fries Museum nehmen.

„Ja, ich will“ ist noch bis zum 16. Februar 2025 im Fries Museum in der niederländischen Stadt Leeuwarden zu sehen.

Dieser Artikel erschien zuvor auf FashionUnited.nl und wurde mithilfe von digitalen Tools übersetzt.

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