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Baumwollkonferenz der Aid by Trade Foundation: von Sequestrierung, regenerativer Landwirtschaft und Technologie

Von Simone Preuss

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Messen |EXKLUSIV

Christian Barthel, Sanjay Gupta, Shivani Gupta, Arindama Banerjee, R.R. Vinod und Jean-Claude Talon (von links nach rechts) beim Gespräch über die Rolle der künstlichen Intelligenz in der Baumwoll-Lieferkette. Bild: FashionUnited

Auf der vom 11. bis 13. März in Mumbai, Indien stattfindenden Jahreskonferenz der Aid by Trade Foundation (AbTF) kamen rund 100 Expert:innen, Forscher:innen und Fachleute aus der ganzen Welt zusammen, um über aktuelle Herausforderungen und Lösungen im Bereich nachhaltiger Baumwoll- und Textilproduktion zu diskutieren. Der Schwerpunkt der diesjährigen Veranstaltung lag auf innovativen und digitalen Lösungen für den Aufbau transparenter und nachhaltiger Lieferketten. „Wir brauchen Innovationen für nachhaltige Lösungen in der Baumwollindustrie - dies ist der Schlüssel zu mehr Effizienz und Verantwortungsbewusstsein für eine widerstandsfähigere Zukunft der Baumwolle“, erklärte AbTF-Geschäftsführerin Tina Stridde in ihrer Willkommensrede. Sie betonte auch die Synergie von Tradition plus Innovation.

Tina Stridde begrüßt die Gäste. Bild: FashionUnited

Dass die Jahreskonferenz zum ersten Mal in Indien stattfand, war kein Zufall - der erfolgreiche Baumwollstandard Cotton made in Africa (CmiA) soll in Form des neuen Regenerative Cotton Standards auf Indien ausgeweitet werden. Christian Barthel, zuständig für Business Development bei der Fördergesellschaft Atakora, verwies darauf, dass Indien den CmiA-Standard schon immer unterstützt habe, etwa beim ersten CmiA-Workshop in Coimbatore im Jahr 2017.

Keynote Speaker Lalit Kumar Gupta, Vorsitzender und Geschäftsführer der Cotton Corporation of India (CCI), verwies auf die lange Baumwolltradition Indiens, das reiche kulturelle Erbe des Landes und die ausgedehnten Baumwollanbaugebiete: „Baumwolle ist in das Gewebe unserer Existenz eingeflochten“, so Gupta. Dies ist oft mit erheblichen Kosten für die Umwelt verbunden, weshalb er auf den Übergang zu nachhaltigen Praktiken verwies, aber auch die Achtung der Menschenrechte und eine gerechte Entlohnung. „Dies alles ist notwendig“, betonte er.

Baumwolle - das weiße Gold. Bild: FashionUnited

Danach stellten AbtF-Vertreter:innen die Organisation vor, die derzeit in elf afrikanischen Ländern südlich der Sahara mit 20 partnerschaftlichen Baumwollunternehmen tätig ist und insgesamt 900.000 Landwirt:innen und 1,7 Millionen Hektar Land einschließt. „Es beginnt bei den Viehzüchter:innen/Bäuer:innen und geht über die Entkörnungsanlagen beziehungsweise die Enthaarungsstationen, die das Rohmaterial liefern, weiter”, umriss Alexandra Perschau, verantwortlich für Standards & Outreach bei AbTF, den Einflussbereich. „Die nachhaltigen Fasern gehen dann an Marken und Einzelhandelsunternehmen, die eine Lizenzgebühr zahlen, die dann beispielweise in Schulungen, Trainingmaterial, Wirkungsmessung und soziale Community-Projekte reinvestiert wird. Die Kosten für die Zertifizierung werden von der Aid by Trade Foundation getragen“, so Perschau. Die Standards werden in regelmäßigen Abständen überprüft und ihre Einhaltung kontrolliert. „Aus den Ergebnissen der Kontrollen lernen wir und letztendlich stellt sich heraus, welche Ansprüche man an ein Produkt stellen kann und welche nicht.“

Material für Schulungen von Cotton made in Africa (CmiA) Bild: Aid by Trade Foundation

Der CmiA-Standard ruht auf vier Säulen - neben dem Nachhaltigkeitsmantra Reduce, Reuse, Recycle kommt auch das Management hinzu. Er verpflichtet auch, keine Kinderarbeit einzusetzen, menschenwürdige Arbeitsbedingungen (auch in den Entkörnungsbetrieben) zu schaffen, sich für die Artenvielfalt und eine nachhaltige Wasserbewirtschaftung einzusetzen.

Inka Sachse, Expertin für regenerative Landwirtschaft und Bodengesundheit bei der Aid by Trade Foundation, widmete sich dem Unterschied zum CmiA-Standard. So setzt der neue Regenerative Cotton Standard etwa neben einem klaren Schwerpunkt der regenerativen Landwirtschaft auf eine aktivere Einbeziehung der Bäuer:innengemeinschaften und bedeutet eine Öffnung für andere Geografien (wie zum Beispiel Indien), ist also nicht auf Afrika beschränkt. Die CmiA-Anforderungen sind für Entkörnungsbetriebe weiterhin erforderlich, da sie nicht Teil des RCS sind.

Inka Sachse, Aid by Trade Foundation. Bild: FashionUnited

Gerlind Bäz, Projektleiterin für Supply Chain Management bei Cotton made in Africa, betonte die notwendig von Transparenz in Lieferketten: „Die Kenntnis der Herkunft ihrer Materialien wird für Marken und Einzelhändler:innen ein zentraler Punkt sein, da sie von gesetzlichen Regelungen wie etwa Lieferkettengesetzen und denen zur modernen Sklaverei betroffen sind. Sie müssen ihre Lieferketten im Detail kennen, etwa woher ihre CmiA-Baumwolle kommt.“

Sie verwies auf das HIP (Hard Identity Preserved) Baumwoll-Tracking-System, das seit fünf Jahren in Kraft und ein wachsendes Netzwerk ist. Mit 48 Spinnereien arbeiten bereits 20 Prozent von ihnen in Indien nach diesem System, was weniger Bürokratie und manuelle Arbeit bedeutet und den Betrug beziehungsweise die Manipulation von Daten erschwert.

Dementsprechend ging der erste Tag mit Themen wie regenerative Landwirtschaft, Maßnahmen zur Anpassung an den Klimawandel sowie neue Einblicke in wichtige Innovationen und Technologien im Baumwollanbau weiter. Einer der Höhepunkt des Tages war Keshav Kranthis Vortrag: Der Wissenschaftler vom Internationalen Baumwollbeirat (ICAC) beleuchtete die Rolle von Baumwolle in der regenerativen Landwirtschaft und verdeutlichte, warum sie „die unbesungene Heldin des Klimawandels“ sei. „Von der Nahrung, die Pflanzen produzieren, gehen 20 bis 30 Prozent in den Boden zurück. Durch diese sogenannte Rhizodeposition gelangen Flüssigzucker über die Wurzeln in den Boden. In einem Esslöffel gesunder Erde befinden sich mehr als 8 Milliarden Mikroben, mehr als es Menschen auf der Erde gibt“, zitierte Kranthi die Welternährungsorganisation. „Diese Bodenmikroben sind die wahren Ärzte“, fuhr er fort.

Keshav Kranthi, International Cotton Advisory Council. Bild: FashionUnited

„Wir verlieren jedes Jahr 24 Milliarden Tonnen Mutterboden und gerade Indien ist von extremen Formen der Degradation bedroht. Bei synthetischen Düngemitteln besteht ein Ungleichgewicht, das heißt sie haben negative Auswirkungen auf Lebewesen, zum Beispiel Mikroben. Diese brauchen aber das ganze Jahr über Nahrung, von daher sollte man ihnen organische Substanzen anbieten, also etwa Biomulch und Kompost, so dass sich der Boden regenerieren und gesund werden kann und die Landwirtschaft selbsterhaltend wird.”

Dann sprach Kranthi über Sequestrierung, also die Bindung von Kohlendioxid im Boden, von der wir mehr brauchen. „Der größte Teil des CO2 geht zurück in die Atmosphäre“, so der Wissenschaftler. Er stellte dar, wie Baumwolle im weltweiten Jahresdurchschnitt etwa 1,6 Tonnen CO2 pro Hektar abgibt, aber 11,21 Tonnen pro Hektar über die verschiedenen Teile der Pflanze (Fasern, Samen, Stengel und Wurzeln) aus der Atmosphäre bindet. „Baumwollpflanzen produzieren Zellulosefasern und Zellulose ist Kohlendioxid plus Wasser plus Fasern, also wird Kohlendioxid in Wasser gebunden.“

Baumwollstängel können 5,5 Tonnen CO2 pro Hektar und Jahr binden und zu Möbeln, Pellets und Briketts weiterverarbeitet werden. Fasern können 1,29 Tonnen binden und zu Textilien und Kleidung verarbeitet werden. Aufgrund dieser Sequestrierung ist Baumwolle für Kranthi die „unbesungene Heldin des Klimawandels“. „Wir waren jedoch unfair zur Baumwolle“, sagt Kranthi, da die Sequestrierung in Studien nicht angesprochen beziehungsweise etwa im Higg-Index nicht abdeckt wird.

„Baumwollpflanzen können durch Regenerationslandwirtschaft leicht zur Kohlenstoffsenke und klimapositiven Pflanze werden“, so Kranthi. Er verwies darauf, dass der Großteil der CO2-Emissionen eines T-Shirts nicht in der Wachstumsphase der Pflanze, der Entkörnung, der Verarbeitung oder gar der Produktion anfallen, sondern bei der Haushaltswäsche des fertigen Produkts und im Trockner. Er zeigte im Vergleich verschiedener Stoffarten, dass Baumwolle an zweitletzter Stelle (vor Flachs) hinter Nylon, Acryl, Polyester, Polypropylen, Viskose und Seide steht, was die ausgestossenen Treibhausemissionen angeht.

Adam Cobb, The Soil Food Web Bild: FashionUnited

Abschließend betonte Kranthi die Wichtigkeit der Bodengesundheit für die Gesundheit der Pflanzen („Dünger beeinträchtigt nicht nur den Boden, sondern auch alles über dem Boden“), was eine perfekte Überleitung zum Vortrag von Adam Cobb von The Soil Food Web School war. Der selbsternannte „Science Communicator” gab Einblicke in die Bedeutung der Bodengesundheit für den nachhaltigen Baumwollanbau und begann seinen Vortrag mit einer Unterscheidung von Dreck und Erde: „Dreck ist was auf der Unterseite unserer Schuhe klebt - es ist kein Ökosystem. Erde ist ein

Ökosystem

Wer den Unterschied verstehen will, kann erst ein Stück Dreck und dann ein bisschen Erde in Wasser gibt: Während Dreck auseinanderfällt, bleibt Erde zusammen, da sie widerstandsfähig ist.

, das Kohlenstoff, organische Materie und lebende Organismen enthält“, so Cobb.

„Ich werde etwas sagen, das ein wenig kontrovers ist“, fuhr er fort. „Vieles von dem, was an landwirtschaftlichen Universitäten gemacht wird, dreht sich um ‘Dirt Farming’, nicht ‘Soil Farming’”. Die Landwirtschaft von Dreck ist aber nicht die Zukunft — es dauert Jahrhunderte, um guten, gesunden Boden zu schaffen, aber man kann ihn sehr schnell überwirtschaften und auslaugen. „Der Mensch verschlechtert die Bodengesundheit rapide“, bestätigt Cobb. Daher rät er, ein Feld so wenig wie möglich zu bearbeiten (etwa zu pflügen), um den Boden nicht physisch zu stören.

„Wenn man mit Dreck Landwirtschaft betreibt, muss man teure Produkte in diesen Dreck geben. Wenn man mit Erde Landwirtschaft betreibt, können die Wurzeln richtig in den Boden schießen; Baumwolle etwa hat die längsten Wurzeln, mit bis zu fünf Metern. Je gesünder die Erde, desto höher die Rentabilität“, fasste Cobb zusammen.

Alais Ole Morindat, African People and Wildlife (APW). Bild: FashionUnited

Alais Ole Morindat von der afrikanischen NGO African People and Wildlife (APW) legte dar, wie wichtig die Einbindung von Gemeinden vor Ort für den Schutz der Tierwelt und die wirkungsvolle Umsetzung von Projekten ist. „Menschliches Wohlbefinden, Reichtum an Wildtieren und ökologische Widerstandsfähigkeit — wenn man das schaffen kann, dann gibt es eine Zukunft“, ist der Massai-Stammesälteste aus Tanzania überzeugt. Für ihn ist jedoch ein Bottoms-up-Ansatz, der die Gemeinschaften mit einbezieht, von äußerster Wichtigkeit: „Wir haben Lösungen in unserem eigenen Kontext.”

Danach stellte Stefan Scherer von Geocledian die satellitengestützte Fernerkundung, das sogenannte Remote Sensing vor. Hiermit werden Lösungen zur Überwachung von Nutzpflanzen gefunden, die auf Satelliten- und Wetterdaten beruhen. Daniela Castro Herrero beschäftigte sich in ihrem anschließenden Vortrag mit der Sequestrierung von Kohlenstoff und wie Baumwollbäuer:innen damit Kapital schlagen können. Die leitende Beraterin der Münchner Sustainable AG wie darauf hin, dass Landwirt:innen derzeit nicht mit der gesamten Wertschöpfungskette verbunden sind. Sie diskutierte vier Möglichkeiten, diese Verbindung wieder herzustellen: durch den Kohlenstoffausgleich (die derzeit am weitesten verbreitete Methode), Investitionen in Kohlenstoff, Interventionen in der Wertschöpfungskette (etwa die Finanzierung von Klimaschutzprojekten) und handlungsorientierte Programme.

Eine detaillierte Karte verfügbarer Ressourcen in einem Baumwollanbaugebiet in Tanzania. Bild: African People and Wildlife

Jyoti Rupa Pujari, landwirtschaftliche Beraterin bei GIZ India stellte ein GIZ-Digitalisierungsprojekt zu Nachhaltigkeit und Wertschöpfung in landwirtschaftlichen Lieferketten für Baumwolle vor, das derzeit 200.000 Farmer:innen einschließt, davon 30 Prozent Frauen. Sie verwies auf die Tatsache, dass es in Indien so viele Internetnutzer:innen gebe, die über ihre Mobiltelefone und Android-Apps wie zum Beispiel „Cotton Doctor“ fundierte Entscheidungen über den Baumwollanbau machen, Informationen zu Niederschlägen und etwa Pflanzenschädlingen erhalten können. Eine Podiumsdiskussion schloss das Thema „Wie Innovationen und Technologie Landwirt:innen helfen und Auswirkungen messen“ ab. Bei einem anschließenden „Walk and Talk“ konnten sich die Besucher:innen über Innovationen wie die T-MAPP von PAN UK informieren,­ einer App, mit der Informationen über Pestizidvergiftungen auf sensible und vertrauliche Weise gesammelt werden können.

Alexandra Perschau, Jyoti Rupa Pujari, Daniela Castro Herrera, Serge C. Danhounsi und Stefan Scherer (von links nach rechts) in einer Diskussionsrunde am ersten Tag.

Am zweiten Tag drehte sich alles um transparente und rückverfolgbare Lieferketten. Neben den aktuell steigenden rechtlichen Anforderungen an die globale Textilproduktion warfen die Vortragenden auch einen Blick in die Zukunft und beleuchteten Möglichkeiten, die die künstliche Intelligenz bei der Rückverfolgung von Textilien schafft. „Es geht nicht mehr darum, immer mehr Baumwolle zu produzieren, sondern dies nachhaltig zu tun“, betonte Subhra Sarkar, Vizepräsident technischer Service bei Hersteller und Baumwollentwickler Welspun India Ltd. Diese Produktion sollte auf den drei Säulen Wirtschaft, Umwelt und Soziales ruhen und „alle Personen in der Lieferkette sollten erfasst werden“, forderte Sarkar. Er verwies auf zwei interessante Fakten: Dass 75 Prozent des weltweiten Baumwollanbaus nicht erfasst ist und dass die globale Kundschaft nicht mehr an „normaler“ Baumwolle interessiert sei.

Die technische Überprüfung der Baumwolle im Wakefield-Labor in Mumbai. Bild: FashionUnited

In Rohmaterialentwickler Krishnamurthy Srinivasans Präsentation ging es um die klimapositive Agenda seines Arbeitgebers Ikea und die Bedeutung von Transparenz für global operierende Unternehmen. Dabei ist es für ihn wichtig, „die Landwirt:innen zu einem sichtbaren Teil der Lieferkette“ zu machen, auch wenn die Lieferkette der Baumwollindustrie eine der komplexesten ist. Anschließend navigierte Arindama Banerjee von der Unternehmensberatungsgesellschaft LRQA (zuvor Elevate) die Zuhörer:innen durch das rechtliche Labyrinth in der globalen Textilproduktion. Die Organisation stützt sich auf die vier Pfeiler Inspektion, Bewertung, Beratung und Cybersicherheit und arbeitet eng mit Marken und Einzelhandelsunternehmen im Bereich Risikomanagement zusammen.

Arindama Banerjee, LRQA Bild: FashionUnited

Für sie bedeutet „Due Diligence“, also die angemessene Sorgfalt, dass Unternehmen die Systeme, die sie nutzen auch beherrschen. Sie stellte dar, wie Rohmaterialstandards wie etwa CmiA und Due Diligence Standards wie etwa der OECD sich in Bezug auf die Art des Rahmenwerks, den Schwerpunkt und das Ziel sowie Anwendungsgebiete unterscheiden. Während der CmiA-Standard ein nachhaltiger Rohstoffstandard ist und dabei auch Managementsysteme umfasst, garantiert er nicht die Implementation von nachhaltigen Praktiken beziehungsweise menschenrechtliche Sorgfaltspflichten in der Weiterverarbeitung. „Standards haben eine unterstützende Funktion und sind ein Sprungbrett zu verantwortlicheren Geschäftspraktiken. Auch wenn sie nichts garantieren können - eine gewaltfreie Lieferkette etwa - können sie doch auf Lücken aufmerksam machen und sie gegenüber der Zielgruppe (etwa Subunternehmen, Zulieferunternehmen und Einkäufer:innen) kommunizieren“, fasste Banerjee zusammen.

Haissata Kaba, Association Professionnelle des Sociétés Cotonnières de Côte d’Ivoire (APROCOT-CI) Bild: FashionUnited

Haissata Kaba, technische Managerin des Baumwollverbandes der Elfenbeinküste (APROCOT-CI), zeigte am Beispiel ihres Landes wie man sowohl die Qualität der Baumwolle als auch ihre Rückverfolgvarkeit verbessern kann. Als zweitgrößtem Produzenten von Baumwolle in Afrika spielt diese eine wichtige wirtschaftliche Rolle für die Elfenbeinküste und wird als Importgut aufgrund ihrer guten Qualität, Farbe und Faserlänge in Herstellungsländern wie China, Bangladesch, Türkei, Vietnam, Indien, Pakistan und Malaysia geschätzt.

Torsten Stau von der Rewe Group zeichnete anschließend nach, wie die Rewe Group dank des Hard Identity Preserved (HIP)-Systems die lückenlose Rückverfolgbarkeit von CmiA-Baumwolle in der textilen Kette erreichen konnte. Ziel ist es jetzt, dies für alle Produkte der Handelsmarken des Konzerns bis 2025 zu schaffen, wofür es laut Stau das Engagement aller Beteiligten braucht. Peter Wakefield, CEO von Wakefield Security Systems, sprach ergänzend zur Sicherstellung der Integrität durch die physische Kontrolle in Baumwolllieferketten, also dass die gelieferte Baumwolle auch die der Bestellung entspricht. „Die Rückverfolgung ist schwierig, weil sie durch so viele Hände geht“, sagte Wakefield, daher gibt es verschiedene Systeme zur Kontrolle, die in den verschiedenen Lieferphasen von den Entkörnungsbetrieben über Häfen und Lager bis zum Zielort eingesetzt werden. Während früher etwa mit Schablonen auf der Seite eines Baumwollballens alle wichtigen Informationen angebracht waren, wird dies jetzt alles digital erfasst und man hat mehr Informationen. „Diese müssen aber überprüft werden, bevor man sie einträgt“, warnt Wakefield. Er rät dringen, trotz Einsatz von künstlicher Intelligenz und Technologie nicht auf die physische Prüfung zu verzichten. “Man muss die Baumwolle einfach anfassen.”

Expert:innen können Baumwolle auch manuell überprüfen wie hier in Cotton Green. Bild: FashionUnited

Diese Erfahrung wurde von Vertreter:innen von Technologieunternehmen wie Textile Genesis und Direction Software LLP ergänzt, die von ihrer Erfahrung der Sicherung von Transparenz und Rückverfolgbarkeit in der Lieferkette durch digitale Tools berichteten. Letztere etwa setzt digitale Token ein und bietet eine branchenweite Plattform, zu der auch die Unterstützung der Lieferbetriebe und das Onboarding in zehn Sprachen gehört.

Hier wurde einst lebhaft Baumwolle gehandelt - alte Halle in der Niederlassung der Indian Cotton Association in Mumbai. Bild: FashionUnited

Krönender Abschluss der Baumwollkonferenz war ein Ausflug zum Sitz des indischen Baumwollverbands (ICA), der sich im historisch baumwollgeprägten Stadtteil Cotton Green im Südosten der Stadt befindet. Ein anfänglicher Austausch von Zahlen zwischen dem indischen Gastgeber und Branchenvertreter:innen aus Benin, der Elfenbeinküste, Kamerun, Kenia, Sambia und Tansania - wie viel, wie lang, wie hoch - in Bezug auf (Jahres)Erträge und Faserlänge machte bald einer tiefergehenden Diskussion Platz. Gemeinsame Probleme wie Schädlinge, Wasserknappheit und abnehmende Bodengesundheit und damit Erträge ließen bald das Eis schmelzen und verdeutlichten, dass die Baumwollbranche auch heute noch — trotz digitaler Unterstützung und KI — fundiertes Fachwissen und Fingerspitzengefühl und nicht zuletzt den persönlichen Austausch über Grenzen hinweg braucht, um gemeinsam Erfolge zu erzielen.

Shyam Makharia, Atul Ganatra, Arun Makharia und Vijay Shah von der Indian Cotton Association im Gespräch mit Teilnehmer:innen der AbTF-Baumwollkonferenz. Credits: FashionUnited

FashionUnited wurde von der Aid by Trade Foundation zur Konferenz eingeladen.

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