Düsseldorfer Ordertage im Juli 2018: Ruhig bis gut durchgetaktet
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Die deutsche Modebranche schreibt ihre Ordern weiterhin in Düsseldorf. Auf den CPD Ordertagen war es am Wochenende insgesamt ruhig, zerteilen sich die Besucher doch über die zeitlich ausgeweiteten Messen und über 570 Showrooms in der ganzen Stadt. Die Einkäufer sind weiterhin gezielt unterwegs, während deutsche Premiummarken wie René Lezard und Strenesse an ihrem Comeback arbeiten.
Gallery mit mehr Agenturen und stabilen Besucherzahlen
In der Kernzeit vom 21. Bis 23. Juli ist die Besucherzahl mit ca. 6000 Einkäufern während der Modemesse Gallery stabil geblieben, berichtet Ulrike Kähler, Managing Director des Messeveranstalters Igedo Company in einer Pressemitteilung am Montag. Während dieser Periode zeigten mehr als 800 internationale Marken auf dem Areal Böhler Bekleidung, Schuhe und Accessoires. Agenturen und Premiumbrands unter dem Showroom Concept der Gallery stellen teils noch bis zum Wochenende aus. Das Showroom Concept verzeichnete in dieser Saison einen Anstieg von 35 Prozent und soll weiter wachsen, sagte Kähler. Die ganzjährige Anmietung von Showrooms in der Stadt sei mittlerweile oft zu kostspielig für viele Agenturen.
Avantgarde, Design & Contemporary Bereich der Gallery in der Alten Schmiedehalle auf dem Areal Böhler.
In den hohen Hallen der Gallery auf dem Areal Böhler war es am Sonntag ruhig, an manchen Tischen werden Ordern geschrieben. Das Geschäft im Avantgarde Design & Contemporary Bereich der Messe scheint bei Labels wie Luana Moden, Luukaa und Karvinen gut zu laufen; sie alle eint ein unaufgeregtes Design in gedeckten Farben, komfortable Materialien wie Baumwolle, Leinen und Jersey. Einige Käufer kämmen durch die Teile an den Hängern, betrachten Kollektionen. Eine konzentrierte Geschäftigkeit herrscht auch bei der Münchener Agentur Klauser, die das Mailänder Label Damir Doma vertritt und in dieser Saison italienische Brands wie Carlotta Canepa und Alessandro Foresti präsentiert.
Wenig Budget für Neu-Inspirationen
Neu auf der Gallery ist das dänische Label Bruun & Stengade Copenhagen, das nach Key-Accounts wie Peek & Cloppenburg, Anton’s und Zalando, lokale Modehändler ansprechen will. “Die Frequenz war ordentlich, die Qualität gut”, sagte Ottorino Parrotta von der Hamburger Otto Partner Agentur auf der Gallery. “Die Frequenz ist heutzutage auch eher zweitrangig, es geht um Termine. Die Händler sind sehr gezielt unterwegs, für Neu-Inspirationen gibt es nicht so viel Budget.”
Das spüren auch einige junge Labels aus Österreich, die die österreichische Wirtschaftskammer bei ihrem ersten Mal auf einer Branchenmesse wie der Gallery unterstützt. Es waren kaum Einkäufer hier, die meisten haben schon feste Termine, erzählt Magdalena Musyznska, die ihr Label Mamamu vor zwei Jahren in Wien gegründet hat.
Schwankungen für einzelne Aussteller innerhalb der unterschiedlichen Segmente waren “deutlich fühl- und sichtbar”, sagt Kähler. Laut dem Veranstalter konnten einzelne Aussteller auch bis Montag einen Besucherzuwachs von bis zu 15 Prozent zu den vorherigen Saisons verzeichnen.
Von der Kaiserwerther Straße bis zur Supreme
In der Nachbarschaft der Showrooms an der Kaiserwerther Straße präsentiert die Modemesse Supreme Women & Men 480 Kollektionen zwischen dem 21. und 24. Juli. Laute Farben und Muster dominieren die Bekleidungs- und Accessoires-Labels, die hier ausstellen. Auch in den drei Stockwerken der Supreme ist es am Sonntagnachmittag eher ruhig, umso neidischer wird auf die Labels geblickt, bei denen das Geschäft brummt.
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Beim Hamburger Strick- und Tuch-Label Henry Christ sei man seit drei Tagen gut durchgetaktet. “Die Saison läuft gut, wir hatten gute Abverkäufe”, sagte Mitinhaber Christian Holst auf der Supreme in Düsseldorf. “Das Budget um neue Labels zu entdecken, ist bei den meisten Einkäufern weggefallen. Man konzentriert sich auf die Marken, die gut laufen. Ich wäre nicht gerne ein Newcomer im heutigen Umfeld”, sagte Holst. Sein Label führe weder einen eigenen Webshop, noch erlaubt es Online-Verkauf durch Händler. Im Premium-Luxus-Segment entstehe Begehrlichkeit nur durch Rarität, erklärt Holst, dessen Strickwaren im Ladenverkauf zwischen 200 bis 700 Euro kosten.
Die Messeveranstalter ziehen am Dienstag derweil ein postives Fazit. „Die Internationalität der Besucher, insbesondere aus dem russisch-ost-europäischen Raum sowie den Benelux-Ländern ist stark angestiegen", sagt Aline Müller-Schade, Geschäftsleitung der The Supreme Group in einer Mitteilung. „Es ist deutlich mehr los als in den letzten Jahren im Sommer, was uns extrem positiv überrascht hat.“
Auch bei den Showrooms in der Kaiserwerther Straße sind die Besucher oft ungleich verteilt. Während manche Aussteller eine ruhigere Saison beobachten, können sich andere weniger beklagen. “Im Vergleich zum Vorjahr sind mehr Käufer gekommen, aber Ende September werden wir sehen, wie es wirklich war”, sagte Katja Helmreich, Geschäftsführerin der auf Kaschmir spezialisierten Marke Gorge&us aus Bad Homburg,in ihrem Showroom.
Kaschmir in Bonbon-Farben im Showroom von Gorge&Us.
Arbeiten am Comeback
Im Premiumbereich kämpfen einige deutsche Marken in Düsseldorf nach einer Phase der Restrukturierung wieder um Marktanteile. Nachdem die Einkäufer bei der Berliner Fashion Week einen Eindruck von der Strenesse Kollektion für Frühjahr Sommer 2019 bekamen, lud das Nördlinger Unternehmen zum Auftakt der Orderrunde in Düsseldorf zu einem Cocktailempfang mit Fashionshow ein, auch um “Wunschkunden” anzusprechen.
“Die ersten Tage haben positiv gestartet und die Kollektion kommt gut an”, sagt Micaela Sabatier, Geschäftsführerin von Strenesse im Showroom der Marke. “Die positive Entwicklung, die auch bei der bereits abgeschlossenen Pre-Kollektion mit einem zweistelligen Wachstum zur Spiegelsaison endete, setzt sich weiter fort.”
Auch bei René Lezard sei diese Ordersaison bis jetzt “sehr gut” gelaufen, sagte Isabella Hierl, Geschäftsführerin von René Lezard, im Showroom in der Kaiserwertherstraße. Das Schwarzacher Unternehmen zeigt in Düsseldorf seine zweite Kollektion nach dem Abschluss seiner Restrukturierungsphase. “Wir haben absolut einen Platz im Marktsegment, wo ein Rene Lezard gesucht wird”, sagte Hierl. “Es gibt jetzt viele, die zurückkommen, die sich interessieren, wie geht es da jetzt weiter.”
Rahmenprogramm mit Nachwuchsförderung
Ein kulturelles und inhaltliches Programm rundet die Ordertage in Düsseldorf ab. Das Angebot reicht von Trend-Vorträgen und Diskussionspaneln über einen Modefilm-Abend im NRW Forum bis hin zu den von der Platform Fashion organisierten Modeschauen. Die Nachwuchsförderung The NRW Design Issue Catwalk ging bei dieser Messesaison in die zweite Runde. Labels wie Jot Jot, Anna Dezet und Aleks Kurkowski zeigen ihre Kollektionen auf dem Laufsteg und dass Düsseldorf und Nordrhein-Westfalen außer dem Modegeschäft auch Talente zu bieten hat.
Dieser Beitrag entstand mithilfe von Barbara Russ und Joanna Mania.
Fotos: Gallery, FashionUnited