Düsseldorfer Ordertage: Optimismus trotz Preiserhöhungen
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Trotz der Pandemie und steigender Preise ist die deutsche Modebranche bei den Düsseldorfer Ordertagen optimistisch gestimmt und viele Brands rechnen damit im laufenden Jahr das Vorkrisenniveau zu übertreffen.
Ordervolumen übertrifft Vorkrisenniveau
Trotz der steigenden Kosten scheinen die Marken positiv in die aktuelle Ordersaison zu gehen und sogar mit einem Anstieg des Ordervolumens für 2022 zu rechnen. Rich & Royal und S.Oliver gehen von einem Niveau über dem Vorkrisenjahr 2019 aus. S.Oliver verkauft einmal die Juni-Kollektionen und den Bereich Outdoor für Herbst/Winter.
„Die Stückzahlen steigen weiterhin. Aufgrund der Einzigartigkeit unserer Kollektion und des guten Abverkaufs steigt das Kaufvolumen in vielen Ländern, auch in Deutschland und Österreich, wieder an”, sagte Rob Schalker, der Geschäftsführer von A fish Named Fred.
Aber auch bei der Vororder, die Corona-bedingt in den vergangenen zwei Jahren gesunken ist, sind die Marken zuversichtlich und berichten von einem wachsenden Volumen.
„Die letzten zwei Jahre gab es einen Trend zu sinkenden Vororders, aktuell können wir es nicht bestätigen. Wir wachsen!”, sagte S.Oliver-Vertriebschef Daniel Schmidt. Die Abnahme sei vor allem Pandemie getrieben gewesen.
A fish named Fred plant, dass etwa 20 Prozent des Vorordervolumens der Kund:innen als Lagerware genutzt wird, um den Bedarf innerhalb der Saison decken zu können. Rich & Royal setzt bei seinen Flächenpartnern auf ein aktives Merchandise-Management mit Anteilen von 15 bis 25 Prozent, so das Unternehmen.
Düsseldorf bleibt die Konstante in der Messelandschaft
Der Standort Düsseldorf erweist sich als Konstante, während andere Messen wie in Frankfurt nicht stattgefunden haben. Formate wie Supreme Men & Women, Fashn Rooms und zahlreiche Showrooms bieten für viele Einkäufer:innen oft die einzige Möglichkeit sich überhaupt physisch zu treffen und ordern zu können.
Die Supreme Group ist zufrieden mit ihrem Düsseldorfer Event und freut sich über eine Auslastung auf Vor-Corona-Niveau. „Wir sind optimistisch am Standort Düsseldorf, weil er sich gerade auch in Corona-Zeiten durch die ganze Showroom-Szene festigt”, so eine Sprecherin.
Die Veranstalter der Düsseldorfer Ordertage wissen, dass sie sich als Standort bewähren – im Gegensatz zu den Messen der groß angekündigten Frankfurt Fashion Week, die nie stattgefunden haben. „Wir profitieren davon, dass die Leute wieder aufmerksamer auf Düsseldorf werden. Dass sie merken, in Düsseldorf wird gearbeitet, die Showrooms werden geöffnet”, sagte Igedo-Geschäftsführerin Ulrike Kähler. Das Format des Messeveranstalters Igedo Company Gallery Fashion wurde zur neuen Ordersaison in Fashn Rooms umbenannt, um mit dem Konzept Räume “für jede Möglichkeit der Kreativität” zu eröffnen.
Aber auch Düsseldorf ist nicht ganz von der Pandemie verschont geblieben. Die Fashn Rooms wurden in nur einer statt zwei großen Hallen abgehalten, sodass zwei Drittel der Vor-Corona-Auslastung an Brands fehlten. Außerdem wurde die neu integrierte Order-Show “Core”, bei der Manufaktur-Brands im Fokus stehen, auf den Sommer-Termin verschoben. Grund dafür seien unter anderem die dort vertretenen japanischen und US-amerikanischen Brands, die nicht anreisen konnten.
Von groß bis klein: Steigende Preise überall
Die Inflation hat keinen Teil der Branche verschont. Große Modeanbieter wie S.Oliver erhöhen Preise, aber auch das nachhaltige Label Má Hemp Wear, das Casualwear aus Hanf herstellt.
Das Hamburger Label bezieht seine Stoffe aus China, wodurch neben Lieferproblemen auch höhere Kosten beim Containertransport und der Rohware entstehen. Noch deutlicher hat Má Hemp Wear aber den Preisanstieg bei den europäischen Produktionsstätten wahrgenommen, so Gründer Ulrik Schiötz.
Schiötz, der nach dem Ausfall der Neonyt spontan bei den Fashn Rooms ausstellt, konnte nur ein Drittel seiner Kollektion präsentieren und brachte daher zusätzlich die SS22-Kollektion noch einmal auf die Fläche. Das griechische Label Mat Fashion, das ein Sortiment aus Casualwear und festlicher Kleidung für Damen in den Größen 48 bis 58 anbietet, hat seine Preise aktuell um 10 bis 15 Prozent angehoben.
„Rohstoffe, Energiekosten, Löhne bis hin zu den Transportkosten sind stark gestiegen. Die erhöhten Preis geben wir moderat weiter. Für uns ist wichtig, dass wir weiter investieren können, dafür benötigen wir eine gewisse Marge. Abstriche in Qualität und Service wird es bei uns nicht geben”, heißt es von Patrick Stupp, Geschäftsführer bei Rich & Royal.
Auch A fish named Fred musste seine Preise anziehen. Die Eckpreise für Hemden wurden dabei von 79,95 Euro auf 89,95 Euro erhöht. Die niederländische Herrenmarke habe aber insgesamt die Margen beibehalten, so Gründer Rob Schalker.
Der Rottendorfer Modeanbieter S.Oliver hat die Weiterentwicklung von Produkten mit der Preisanpassung vereint. Im Herrenbereich wurde zum Beispiel ein T-Shirt, das vor anderthalb Jahren noch einen Verkaufspreis von 9,99 Euro hatte, auf Organic-Cotton-Ware umgestellt und damit der Verkaufspreis auf 12,99 Euro angehoben. Die Performance des Produkts war sogar besser als zuvor, sagt Vertriebschef Daniel Schmidt. „Wir versuchen ganz klar unsere Eckpreislagen zu halten. Wir haben die eine oder andere Verschiebung, wie viele im Markt. Beim Beispiel Outerwear trauen wir uns auch bewusst mal eine Preisgruppe weiter nach oben zu gehen und die Preisrange auszudehnen, ohne die bestehende zu verlassen.”
Outerwear weiterhin auf Kurs
Auch bei der Sortimentsausrichtung scheinen die Modeanbieter an einem Strang zu ziehen. Die Formalwear kommt langsam zurück, auch wenn Feste und andere Anlässe noch nicht in vollem Umfang gefeiert werden können. Es wird wieder angezogener. Blazer und Westen seien bei A fish named Fred gefragt.
Auch die Ahlers Group setzt mit seinen Marken auf das Thema Formalwear. Bei Pierre Cardin bricht der Herforder Bekleidungskonzern die klassische Regeln bei den Silhouetten auf, damit die Looks für verschiedene Anlässe einsetzbar sind. Aufgesetzte Taschen bei Sakkos, Cargo-Formen bei den Hosen und vielfältige Checks bestimmen dabei das Bild. Bei Baldessarini wird das Thema auch wieder wichtiger.
„Bei unserer Premiumbrand Baldessarini sind die Kund:innen experimentierfreudig und alles was nicht Basic ist funktioniert super”, erklärt die Vorstandsvorsitzende Stella Ahlers. „Auch hier gewinnen konfektionierte Teile wieder an Bedeutung, allerdings mit innovativen Materialien und neuen Passformen. Es wird wieder angezogener.”
Aber ganz hoch im Kurs ist das Thema Outerwear. Dabei erweitern Marken ihr Sortiment noch stärker und rüsten sich auch im sportiven Bereich. Der Herrenanbieter A fish named Fred kooperiert mit der Wintersportmarke Sinner für Skihelme und Skibrillen.
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Aber auch S.Oliver sieht einen klaren Trend im Outerwear-Bereich, “den es in den letzten Jahren so extrem nicht gab. Das gilt im sportiven Bereich als auch bei der Wolle. Es gibt sehr viele Materialmix-Themen, die sehr gut angenommen werden”, sagte Schmidt. Der Bereich generiert beim Rottendorfer Modeanbieter aktuell ins zweistellige Plus.