Modefabriek: Hoffnungsschimmer aus Holland
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Von Krise, Zukunftsangst und Sorgen war auf der Messe Modefabriek am Sonntag in Amsterdam erstaunlich wenig zu spüren. Das sonnige Gemüt der Niederländer:innen hatte offenbar Einfluss auf die ausstellenden Marken aus Deutschland und der Schweiz und ihre Vertreter:innen, denn auch auf Nachfrage wurde kaum über die gesamtwirtschaftliche Situation und die herausfordernden Zeiten gesprochen.
„Es ist noch sehr früh, aber schon jetzt scheint es, als seien doppelt so viele Menschen hier wie noch im Sommer”, sagt Carlijn van Uum, Gründerin der auf nachhaltige Marken spezialisierten Agentur Studio Hotstuff. Van Uum vertritt drei Marken auf der Messe, darunter auch das Berliner Label Givn, das zum ersten Mal auf der Modefabriek präsentiert wird. Die Markenvertreterin räumt ein, dass Menschen durchaus vorsichtiger geworden sind und dennoch stehen bereits einige Termine mit Einzelhändler:innen in ihrem Kalender für die kommenden Tage. Die Order an sich ist allerdings nicht das Hauptaugenmerk der Messe. Hier stehen der Austausch, die Repräsentation der Marken und die Zusammenkunft mit alten und potenziellen neuen Bekannten im Vordergrund.
Abstauben und neu Positionieren
Für einige Marken ist es eine Rückkehr nach Amsterdam, so auch für das Rottendorfer Damenmodelabel Comma, das nach mehreren Jahren wieder auf der Messe vertreten ist. Das Geschäft in den Niederlanden wurde eine Zeit lang von einer Agentur übernommen, wird nun allerdings in Eigenregie geführt, denn die Marke sieht ein deutliches Potenzial für Wachstum in den BeNeLux-Ländern. Über die Pläne für das bevorstehende fünfzigjährige Jubiläum bewahrt Marketing Consultant Philipp Benkwitz noch weitestgehend Stillschweigen, doch das Ziel des Markenauftritts auf der Modefabriek ist es, neue Kund:innen zu generieren und das Wholesale-Geschäft anzukurbeln. Dabei geht es vor allem auch darum, zu zeigen, dass Comma gar nicht so eingestaubt ist, wie man es vielleicht denkt, sagt er lachend.
Ähnliche Töne fallen auch wenige Meter weiter am Messestand der Marke Joop! der Kreuzlinger Holy Fashion Group. In Amsterdam wird die Marke zum ersten Mal von Hetty Kemper vertreten, zu deren Markenportfolio auch Windsor gehört. Mit ihrer Location im hinteren Teil der Messehalle ist sie nicht ganz so zufrieden, doch auch ihr Ziel ist deutlich: Joop soll in den Niederlanden künftig nicht nur ein geläufiger Name sein, sondern auch Kund:innen begeistern.
Gerry Weber lässt Taten sprechen und bringt das Interieur des neuen Ladenkonzeptes, das im September in München eingeführt wurde, kurzerhand mit auf die Messe. Besonders Jochen Vonderlage, Director Wholesale DACH und BeNeLux, zeigt sich begeistert von der Modefabriek, auf der die Marke das “neue” Gerry Weber vorführen will. Die positive Stimmung sei in Amsterdam stärker ausgeprägt als anderswo, so Vonderlage. „Hier spielt Mode noch eine zentralere Rolle als irgendwo anders und gerade für mich, der hier sozusagen von außen reinkommt, ist das ein Stück weit ein Wow-Erlebnis – auch die Halle.”
Hoffnungen auf eine erfolgreiche Saison
„Im Sommer war die Messe für uns bereits ein Erfolg, aber heute war es noch viel besser”, erzählt Jasper Rouffa, Markenvertreter der bayerischen Jeansmarke Mac, am Ende des ersten Messetages. Die Hallen werden leerer und an einigen Ständen wird am Sonntag bereits auf einen erfolgreichen Tag angestoßen, denn die Messe scheint so manch eine Erwartungshaltung übertroffen zu haben. „Damit habe ich wirklich nicht gerechnet”, betont Rouffa, fügt aber auch hinzu, dass noch nicht abzusehen ist, ob der erfolgreiche Messetag sich auch auf die gesamte Ordersaison übertragen lässt.