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Analyse: Die sich verändernde Modewoche

Von Gastautor

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Mode

Die Show muss weitergehen. Die Laufsteg-Saison SS21 war mit ihrer Mischung aus digitalen Präsentationen, Lookbooks und Filmen, die hybrideste Variante, die wir je gesehen haben. Sie hat sich letztendlich als effektiv erwiesen. Die visuellen Medien ermöglichten es uns nicht nur, die Shows aus der Ferne zu betrachten, sondern gaben uns auch Zugang zu den Inspirationen der Designer sowie zu faszinierenden Gesprächen und Erfahrungen. Der Dialog zwischen Miuccia Prada und Raf Simons nach der Show war ein wichtiger Höhepunkt, während der Film von John Galliano und Nick Knight für Maison Margiela unterhaltsames Drama und Theatralik hinzufügte, die das Show-Erlebnis wirklich bereicherten.

Bild: Ulla Johnson

Im Anschluss an die Reihe, die mit "Produkt als Schutz" und "Produkt als Stimmungsaufheller" begann, präsentieren wir "Die sich verändernde Modewoche", verfasst von Melissa Moylan, VP/Creative Director of Womenswear bei FS und Carrera Kurnik, Kulturredakteurin & Consumer Insight Strategist bei FS.

Bild: Maison Margiela

Ein weiteres neues Element, das sich herauskristallisierte, war das "Show in a Box"-Konzept, das JW Anderson bei seinem gleichnamigen Label und bei Loewe einführte. Im Wesentlichen ersetzte die Box die Einladungen zu Modenschauen in einer Saison, in der die meisten Gäste nicht reisen konnten. Das Box-Konzept bot viel mehr als ein traditionelles Mode-Souvenir: Sie beinhaltete einen Brief des Designers, Lookbook-Bilder und Stoffkarten. Die Version von Loewe enthielt sogar eine Pop-Out-Funktion, die ein partizipatorisches Element hinzufügte, um das Remote-Erlebnis der Show zu steigern.

Weitere innovative Lösungen, die den Gästen per Post zugesandt wurden, waren die Pasta der Marke Fendi FF und die VR-Brille von Ferragamo, die die Teilnehmer virtuell in die erste Reihe beförderte. Was die Inszenierung der Show betrifft, so lieferte Jeremy Scott eine Marionettenshow mit 30-Zoll-Miniaturmodellen zusammen mit einer genauen Darstellung von Gästen der ersten Reihe wie Anna Wintour und Anna Dello Russo. Die Kollektion war eine Anspielung auf die Ausstellung “Théâtre de la Mode” von 1945 und schließlich eine höchst innovative Art und Weise, eine Modenschau inmitten einer Pandemie zu inszenieren.

Bild: Moschino

Was die analogen Präsentationen betrifft, so schöpften viele Kollektionen aus der Sehnsucht, die so viele Menschen während des Lockdowns verspürten, sich stärker mit der Natur zu verbinden. Die Designer schienen auch bereit zu sein, sowohl Heilung als auch Inspiration zu finden, indem sie sich selbst und ihre Kunst wieder in der Natur verwurzelten. Riccardo Tisci inszenierte Burberrys Livestream in einem waldähnlichen Park vor den Toren Londons. Ebenso filmte Erdem Moralioglu seine Sammlung im Epping Forest in Essex, England, wo Models in romantischer Blumenpracht zwischen hoch aufragenden Bäumen spazieren gingen. So haben sich viele Designer der Natur zugewandt, um in diesen unsicheren Zeiten Heilung zu bieten, indem sie sowohl ein Gefühl von Eskapismus als auch von neuer Vitalität vermitteln.

Der Einfluss der Kunst

Obwohl die Mode schon immer eine Liebesbeziehung zur Kunst hatte, waren die SS21-Kollektionen besonders stark mit künstlerischen Kreationen verflochten. Da so viele Menschen während des Lockdowns das Kunsthandwerk in ihrer Freizeit als Ausdrucksmittel nutzten, von der Aquarellmalerei über das Stricken bis hin zur Handstickerei, griffen auch die Designer diesen Zeitgeist auf, um Stücke zu schaffen, die auf den Kunsthandwerksprozess aufmerksam machten. Christopher Kane lieferte dafür ein Paradebeispiel: Er hatte während des Lockdowns mit malerischen Pinselstrichen Kunstwerke geschaffen, die dann in Kleidungsstücke transformiert wurden. Eine andere Interpretation, die in einem kreativen Licht gesehen werden könnte und die mit dem auskommt, was uns zur Verfügung steht, ist die Tatsache, dass in diesen Zeiten mehr Designer der Luxusklasse in Upcycling und Patchwork-Konstruktionen investierten. Preen by Thornton Bregazzi schuf eine eindrucksvolle Patchwork-Kollektion, die alte Drucke und Stoffreste aufgriff. Natürlich ist das Konzept des Upcycling nicht neu, aber es gewinnt durch die Quarantäne an Dynamik und bietet eine nachhaltige Lösung, von der wir uns mehr erhoffen.

Bild: Christopher Kane

Neue Generation

In dieser untraditionellsten aller Laufstegsaisons sahen wir, wie Designer sich einem neuen Publikum zuwandten, sowohl in Bezug auf soziale Medien als auch auf den Endverbraucher. Der #TikTokFashionMonth gab sein Debüt mit Shows von Prada und JW Anderson sowie mit gemeinsamen Kapselkollektionen und "Afterparty-Performances" von Jaden Smith und Chloe x Halle. Da TikTok zu einer der am schnellsten wachsenden Social-Media-Plattformen der Welt geworden ist (mit 800 Millionen aktiven Nutzern), ist zu erwarten, dass künftige Modewochen versuchen werden, diese aufstrebende kreative Gemeinschaft zu erreichen, um sich mit den äußersten Rändern der coolen zeitgenössischen Jugendkultur auf der App auseinanderzusetzen. Ein weiterer großer Trend in dieser Saison, insbesondere in Paris, war die Tatsache, dass Genderless-Design für Inklusivität plädiert. Bei Balenciaga ging Demna Gvasalia Unisex-Kleidung sowohl aus einer integrativen als auch aus einer nachhaltigen Perspektive an, da genderlose Kleidung auch die Umwelt weniger belastet. Thom Browne, Kenneth Ize und Each x Other setzten sich ebenfalls für genderloses Design ein, und Nicholas Ghesquiere sprach bei Louis Vuitton über geschlechtsspezifische Fluidität mit Formen, die sowohl für Männer als auch für Frauen funktionieren. Ebenso hat Dries Van Noten seine Frauen- und Männerkollektion zusammengeführt.

Bild: Dries van Noten

Wie so vieles von dem, was wir in der Frühjahrssaison 21 als Trends identifiziert haben, sind viele dieser Themen nicht neu – die Pandemie kann jedoch als der Funke angesehen werden, der echte Veränderungen in der Branche auslöst. Die sich entwickelnden Gespräche über die Relevanz von Modewochen und Nachhaltigkeit werden selbst in den schwierigsten Zeiten angesprochen und verbessert, und das gibt uns Hoffnung für die Zukunft.

FashionUnited & Fashion Snoops (FS) haben sich zusammengetan, um wichtige Veränderungen zu erforschen, die sich auf die Verbraucher auswirken werden, da wir beide glauben, dass es wichtig ist, Sie über zukünftige Inspirationen, geschäftliche Veränderungen und neue Designstrategien zu informieren. Die monatlichen Berichte von FS liefern umsetzbare Strategien für Innovationen in den Bereichen Marketing, Entwicklung und Design.

Dieser Artikel wurde zuvor auf FashionUnited.uk veröffentlicht. Übersetzung und Bearbeitung: Barbara Russ

Titelbild: Erdem. Alle Bilder mit freundlicher Genehmigung von Fashion Snoops

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