Berlin Fashion Week: Die Vorn-Academy entführt ins Metaverse
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Nach acht intensiven Wochen präsentierten die neun Designer:innen der Vorn-Academy ihre Kapselkollektion auf der Berlin Fashion Week.
„Hooked” heißt die Ausstellung, die die drei konzeptuellen Looks sowohl physisch als auch digital präsentiert. Zu jedem materiellen Outfit gibt es einen Avatar im eigens für die Academy erstellten Metaverse. Mit VR-Brillen können die Besuchenden in eine virtuelle Galerie eintauchen und so auch die digitalen Entwürfe erleben.
Konzipiert, entworfen und erstellt wurden die aufwendigen Looks und Avatare von den Designer:innen Judith Bondy, Idan Yoav, Johann Erhardt, Kostüm- und Modedesigner Alexis Mersmann, der Berliner Regisseurin Tanja Bombach, Nina Jurcic, Olga Boncheva sowie der digitalen Künstlerinnen Ann-Britt Dittmar und Schirin Negahbani.
„Braucht die Welt eine weitere Kollektion?”
„Braucht die Welt eine weitere Kollektion?” war die Frage, die sich die Designer:innen zu Beginn des Arbeitsprozesses gestellt haben – Nein, war ihre eindeutige Antwort darauf. Daher haben sich die neun Kreativen ganz bewusste gegen eine klassische Ready-To-Wear-Kollektion entschieden und drei konträre, nicht tragbare sondern sehr konzeptionelle Looks entworfen, die die unterschiedlichen Hintergründe der Teilnehmenden widerspiegeln.
In Zusammenarbeit mit den Partnern Zalando, Kornit Digital und Unity wurden die Looks mit nachhaltigen Materialien, KI-generierter Drucke und digitaler Mustererstellung realisiert. In der Ausstellung liefert ein QR-Code neben jedem Outfit Zugang zu detaillierten Informationen von der Idee über die Konzeptualisierung bis hin zu Nachhaltigkeitsaspekten und einem digitalen Circular Pass, mit genauen Hintergründen zu allen verwendeten Materialien.
„Das gesamte Konzept dreht sich um die drei Emotionen, denen wir begegnet sind, als wir unsere eigene Position als Individuen im Kollektiv der Akademie, aber auch in unseren Berufen und im System Mode untersucht haben”, erklärt Teilnehmerin Nina Jurcic. „Wir haben beschlossen, diese Outfits zu nutzen, um Reflexionen und Gespräche anzuregen. Sie sind also in erster Linie unsere eigenen Überlegungen, die wir mit anderen teilen”.
„Dysfunktionalität” ist der Titel des ersten Outfits. Es „vermittelt das Gefühl, keine Kontrolle zu haben und vom Ausmaß und der Komplexität der Probleme, mit denen wir konfrontiert sind, überwältigt zu sein”, so heißt es in der Erklärung des Looks. Das modulare und düstere Outfit setzt sich aus acht Teilen zusammen, mit klar erkennbaren Streetwear-Einflüssen.Beim zweiten Look „Eskapismus” kommen die Nuancen der digitalen Gamerszene zum Vorschein. Wie aus einer Parallelwelt erscheint das dreiköpfige Wesen im Zweiteiler mit neonfarbenen, psychedelischen Mustern. Ein Outfit, das nicht dafür gedacht ist, von Menschen getragen zu werden, „da es den Träger verzehren und ersticken würde. Stattdessen dient es als Metapher für das Gefühl, in eine innere, mystische Welt entkommen zu wollen, eine Möglichkeit, unsere innersten Gefühle und Wünsche auszudrücken”, so der Informationstext.
„Vergnügen” ist ein Ensemble aus einem Kleid und einer zweiteiligen Weste, die auf unterschiedlichste Arten gestylt werden können, so soll der persönlichen und individuellen Interpretation von Vergnügen Raum gegeben werden.
Fortsetzung folgt?
Für dieses Jahr sind zwei weitere Academys geplant, verrät Marte Henschel, Geschäftsführerin von Vorn im Interview mit FashionUnited. Die Themen und Partner:innen stehen zwar schon fest, werden aber noch nicht bekannt gegeben. Was sich definitiv verändern soll, ist der Zugang zu den Plätzen der Academy, dieser soll durch allgemeine Ausschreibungen demokratisiert werden.
Auch wenn die Ausstellung entgegen der ursprünglichen Planung nicht als immersives Erlebnis gestaltet werden konnte, so verbucht Henschel die Academy und ihre Resultate als vollen Erfolg.
„Für die digitale und nachhaltige Transformation der Modewirtschaft gibt es viele gute Lösungen und Technologien. Die sind aber noch zu fragmentiert und lassen sich schwerlich zu einem Workflow verbinden. Es braucht Programme wie die Vorn Academy, um diese Lösungen und Methoden zu verbinden", so Hentschel.