Bijenkorf-Einkaufschefin: „Wir erwarten eine Verschiebung von Loungewear zu Fashion, die bereits begonnen hat."
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Der größte niederländische Premium-Händler De Bijenkorf blickt optimistisch auf die Saison SS22. Nicht zuletzt wegen des wachsenden Onlinegeschäfts, das die Tochter der britischen Selfridges-Gruppe in den vergangenen Jahren nach Belgien, Frankreich, Deutschland und Österreich expandiert hat.
Buying Director Ninke Gijzel verantwortet den Einkauf für das gesamte Sortiment der sieben Stores des Bijenkorfs in den Niederlanden und für die Onlineshops. Im Interview mit FashionUnited verriet sie, auf welche Modetrends sie setzt und was sie tun würde, wenn Modemarken die von De Bijenkorf gesetzten Nachhaltigkeitsziele nicht rechtzeitig erfüllen.
Frau Gijzel, Europa öffnet sich und ein wachsender Teil der Bevölkerung ist gegen Covid-19 geimpft. Wie optimistisch sind Sie für SS22?
Die Schließung all unserer Filialen zu Beginn des Jahres hatte große Auswirkungen, aber zum Glück haben wir ein starkes Onlinegeschäft – nicht nur in den Niederlanden, sondern auch in Deutschland, Österreich, Belgien und Frankreich –, das die Verluste in den Filialen teilweise ausgleicht. Dank unseres unverwechselbaren Markensortiments, unserer gemeinsamen Kreativität und des starken Onlinekanals blicken wir mit großer Zuversicht auf den Rest des Jahres und die neue Saison.
Auf welche Modetrends und Must-haves setzen Sie jetzt?
Im Herbst werden schwere Strickteile und Puffermäntel für Männer wichtig bleiben. Bei den Frauen ist es auch der Teddymantel, ein Trend, den Max Mara gestartet hat und der diesen Winter überall zu sehen sein wird. Logos bleiben für Männer sehr wichtig, wandern aber von der Vorderseite auf die Rückseite. Wichtige Farben für Männer sind Brauntöne, Burnt Orange und Ockergelb – auch für Frauen – und helle Magentas sind zurück.
Und für SS22?
Einige Trends aus diesem Jahr werden sich auch im nächsten Jahr fortsetzen. In diesem Winter sehen wir viel nostalgischen Strick für Frauen, mehr florale Kleider und Blusen – auch mit einem nostalgischen Twist für Frühjahr/Sommer. Mutige und betonte Schultern für Frauen werden auch weiterhin im Trend sein, zum Beispiel T-Shirts mit einem kleinen Schulterpolster. Die Damenmode ist im Moment wirklich kraftvoll. Bei den Key-Items stechen schon jetzt einige Dinge hervor, wie Mäntel und Overcoats für Männer und Frauen. Authentizität wird immer wichtiger. Accessoires wie Schals, Spenzer und Westen sind eine Möglichkeit, dem Outfit eine einzigartige Note zu geben und einen persönlichen Stil zu kreieren.
Wie haben sich die Modeverkäufe während der Pandemie entwickelt und erholen sie sich wieder?
Wir haben einen großen Anstieg bei Haushalts- und Schönheitsprodukten gesehen. Da viele Menschen ihr Zuhause zu schätzen gelernt haben und auch weiterhin von dort aus arbeiten werden, erwarten wir, dass Heimprodukte wichtig bleiben. Bei der Mode erwarten wir eine Verschiebung von Loungewear hin zu Fashion, die sich bereits abzeichnet.
De Bijenkorf hat angekündigt, dass sein Sortiment ab 2025 nur noch aus nachhaltigeren Marken bestehen soll. Wie nachhaltig müssen Modemarken werden?
Wir verlangen von unseren Marken, dass sie eine Due-Diligence-Prüfung durchführen und Einblick in ihre Lieferkette geben. Dann gibt es Roadmaps für Materialien. Wir haben zum Beispiel Ziele für den Mindestanteil an biologischer Baumwolle in einem Kleidungsstück festgelegt. Dasselbe gilt für Wolle oder Daunen. Wir besprechen diese Roadmaps mit unseren Marken und versuchen, ihre Ziele mit unseren abzustimmen. Unser Ziel ist es, bis 2024 nur noch nachhaltige Baumwolle zu verkaufen. Bis 2025 müssen alle unsere Marken nachhaltiger sein.
Und würden Sie auch in Betracht ziehen, die Zusammenarbeit mit Marken zu beenden, die die Kriterien nicht erfüllen?
Tatsächlich sind wir jetzt in Gesprächen mit Marken, die hinterherhinken. Wenn sie jetzt anfangen, könnten sie es noch rechtzeitig schaffen. Wenn sie es nicht schaffen, werden wir uns am Ende von ihnen trennen müssen. Wir führen diese Gespräche mit unseren Partnern schon seit vier Jahren, als wir zum ersten Mal Roadmaps über Materialien und Anforderungen ausgetauscht haben. Wir sehen aber, dass die meisten Marken sich wirklich Mühe geben.
Das klingt streng von Ihnen. Haben Sie schon Geschäftsbeziehungen beendet?
Wir haben uns in der Vergangenheit von ein paar Produktgruppen getrennt. Wir verkaufen schon seit einigen Jahren keinen Pelz mehr, und wir haben uns auch von Angora, Mohair, exotischen Fellen, Mikroperlen und Glitter auf Kunststoffbasis in Kosmetika getrennt. Also nicht komplette Marken, sondern eher Teile der Kollektion. Neue Marken müssen nachhaltig sein oder auf ein nachhaltiges Angebot hinarbeiten. Sonst nehmen wir keine Geschäftsbeziehungen mehr zu ihnen auf.
Gibt es neue und nachhaltigere Modemarken, die Sie aufnehmen möchten?
Wir sind immer auf der Suche nach neuen Marken, das gehört zu unserem Job. Kürzlich haben wir Aligne, Cras, Edited, Studio Anneloes und Núnoo hinzugefügt.
Natürlich muss man immer darauf achten, was die kommenden Trends sind und was die Kunden wollen.
Gibt es weitere Zukunftspläne, die Sie uns verraten möchten?
Anfang August werden wir eine große Kampagne starten, die sich auf nachhaltige Produkte und Kreislauf-Initiativen konzentriert. Wir haben gerade unsere Plattform 'Die Zukunft ist grün' (detoekomstisgroen.com) gestartet, auf der man mehr über unsere Bemühungen um Nachhaltigkeit lesen kann. Darüber hinaus arbeiten wir daran, unsere nachhaltigen Produkte und Initiativen in unseren Geschäften und online sichtbarer zu machen. Außerdem werden wir im Laufe des Jahres ein dauerhaftes Angebot an Vintage-Mode und -Accessoires online und in unseren Geschäften einführen.
Dieser Beitrag entstand mit der Unterstützung von Caitlyn Terra.