Burberry propagiert „See Now, Buy Now“ in London
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Die Tage scheinen vorbei, in denen interessierte Kunden nach den großen Laufstegschauen bis zur nächsten Saison warten müssen, bevor sie die gesehenen Kleidungsstücke auch kaufen können. Mehr und mehr Designer stellen auf „See Now, Buy Now“-Kollektionen um, die sofort nach der Laufsteg-Show im Handel erhältlich sind. Das britische Luxuslabel Burberry präsentierte seine Kollektion gestern auf der Londoner Modewoche.
Es gab im August sogar eine Vorschauf auf Burberrys neue elisabethanisch anmutende September-Kollektion, die von Virginia Woolfs Roman „Orlando“ inspiriert wurde. Für viele Kunden ist das Beste, dass sie die neue Kollektion sofort erstehen und sich die Frustration ersparen können, monatelang warten zu müssen.
Verbraucher wollen Laufsteg-Kreationen sofort kaufen
Und Burberry ist nicht allein - nur wenige Tage zuvor stellten Tom Ford und Tommy Hilfiger ihre „See Now, Buy Now“-Kollektionen in ihren New Yorker Modenschauen vor. „Verbraucher kaufen nicht zweimal im Jahr und von Saison zu Saison. Sie wollen nicht etliche Monate darauf warten, die Designs zu kaufen, die sie auf dem Laufsteg gesehen und die sie begeistert haben“, kommentierte eine Burberry-Sprecherin.
Natürlich beeinflusst dieser Schritt auch die Lieferkette und hat die kommerzieller ausgerichteten Modenschauen in London und New York gegen die traditionelleren in Mailand und Paris gestellt. Luxuslabels wie Dior und Chanel geben bereits zu bedenken, dass die Umstellung den kreativen Prozess unterbrechen werde.
Für Burberrys Kreativchef und Geschäftsführer Christopher Bailey ist es jedoch eine natürliche Entwicklung, die mit der Demokratisierung der Modenschauen einhergeht. Burberry war eines der ersten Labels, das seine Modenschauen live vom Laufsteg übertrug. Inzwischen sind die meisten Shows der London Fashion Week im Internet abrufbar. „Von Livestreams bis zur Bestellung direkt vom Laufsteg und Social-Media-Kampagnen ist dies der jüngste Schritt in einem kreativen Prozess, der sich ständig weiterentwickelt“, sagte Bailey.
Nicht jedem Label steht jedoch ein großes Team zur Verfügung, das den Traum von „See Now, Buy Now“ auch Wirklichkeit werden lassen kann - gerade für kleinere Labels mit aufwendigen, handgefertigten Kreationen oder Details ohne eigene Werkstätten ist dies fast unmöglich. Aber auch sie werden an ihrem Tempo arbeiten müssen.
„Kunden das zu geben, was sie möchten, ist keine neue Entwicklung in der Modewelt - neu ist die verlangte Geschwindigkeit“, kommentierte Magdalena Kondej, Leiterin für Bekleidung bei Euromonitor International. Aber Kunden kennen auch das alte Sprichwort 'gut Ding will Weile haben' und sind durchaus in der Lage, zwischen Fast und Slow Fashion zu unterscheiden. Wie in anderen Branchen auch wird also jedes eigene Label seine eigene Nische in diesem Bereich finden müssen.
Foto: Burberry-Vorschau