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Die Magie Diors. Wie Maria Grazia Chiuri mit Dior Cruise zur modernen Schamanin wird

Von Barbara Russ

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Mode

Maria Grazia Chiuri mag es mystisch. Seit ihrem Einstieg als erste Artistic Director bei Dior entführt sie uns regelmäßig in Welten, die ein bisschen magisch und ein wenig entrückt sind. Dabei schafft sie es jedoch stets, die Verbindung zum Hier und Jetzt zu schlagen und Kleidung zu entwerfen, die unseren Alltag mit einer Extraportion Magie zu erfüllen vermag.

Für Ihre Dior Cruise Collection hat sich Maria Grazia Chiuri ganz zurück auf den Anfang, auf ihre Wurzeln als Modedesignerin besonnen: Die Entstehung der Kunst, der Ausgangspunkt aller weiterer kreativer Unternehmungen. Nichts Geringeres als die Höhlenmalereien der Höhle von Lascaux, eine der ältesten menschenbekannten Formen künstlerischen Ausdrucks, zieren ihre Entwürfe. Die Tierbilder werden ergänzt von indianischen Stickereien und Nieten-Mustern, Ponchos, Federkleidern, Fransenoberteilen und Tellerröcken mit Tarot-Motiven.

Mystisches als Blick auf die Welt

Christian Dior liebte die Zeichnungen aus Lascaux so sehr, dass er ihnen 1951 eine eigene Kollektion widmete. Und er war auch ein großer Fan von Astrologie sowie dem Tarot. All jene Inspirationen ihres berühmten Vorgängers greift Chiuri regelmäßig auf und reininterpretiert sie. Man mag diese Dinge in unserer heutigen, aufgeklärten Welt abtun als Spinnereien, oder gar als gefährliche Realitätsflucht. Oder aber man sieht sie als eine Möglichkeit an, die Welt aus einem neuen Blickwinkel zu betrachten. Sie können helfen, die richtigen Fragen zu stellen und uns gegenüber bisher unbeachteter Optionen und Blockaden zu öffnen. Und auch die richtige Kleidung kann uns bei Alltagsproblemen helfen, uns Kraft und Selbstvertrauen verleihen und uns helfen, im Leben zu bekommen, was wir wollen. Das kann man durchaus als Magie bezeichnen.

Mode pflegt eine lange Verbindung mit Magie. Tatsächlich hatten die ersten Kleidungsstücke nicht nur schmückende Funktion, sondern dienten auch als Talismane. Sie schützen den Träger vor Sonne, Feinden und giftigen Pflanzen und erhöhten so die Chance, am Leben zu bleiben. Auch heute noch besitzt so gut wie jeder Mensch hat einen Talisman (geben Sie es ruhig zu!) – ob es ein Schmuckstück ist, das Glück bringt, oder ein Pullover, der immer zu wichtigen Prüfungen getragen wird. Wir sind fast alle ein wenig abergläubisch.

Maria Grazia Chiuri jedenfalls weiß um diese mystische Natur des Menschen und sie weiß auch, wie sie ihrer Mode eine Prise Magie verleiht. Ob es nun Feminismus, Okkultismus oder Schamanismus ist, ein Wink mit ihrem Zauberstab, und ein ordinäres Kleidungsstück wird zu einer Zauberwaffe. Das funktioniert auch bei dieser Cruise Collection.

Das Business mit dem Zwischensaisons

Cruise Collections, auch Resort Collections genannt, sowie die Pre-Fall Collections, finden zwischen den Hauptsaisons statt, also zwischen den Frühjahr/Sommer- und den Herbst/Winter-Präsentationen. Einst waren diese Cruise Collections für den Jet Set gedacht, der in den kalten Wintermonaten in wärmere Gefilde flüchtete, um dort Urlaub zu machen. Mittlerweile dienen die Kollektionen einfach der Unterstützung des Geschäfts zwischen den Hauptkollektionen. Ein einheitliches Datum für Präsentation und Auslieferung für die Cruise und Pre-Fall Collections gibt es nicht. Die Resort Kollektionen von Louis Vuitton, Chanel, Dior und neuerdings auch Prada werden im Mai präsentiert und kommen im November in die Läden.

Schon 1988 erschien in der New York Times ein Artikel über die Cruise Collections, in dem es hieß, dass im amerikanischen ‚Sun Belt‘ diese Kollektion beispielsweise für Chanel etwa 70 Prozent des gesamten Ready-zo-Wear-Umsatzes ausmache und diese auch an Orten wie Hong Kong oder Singapur, wo das ganze Jahr über sommerliche Kleidung gebraucht werde, zu einer der wichtigsten Kollektionen avanciere. Man kann sich in etwa vorstellen, dass die Cruise Kollektionen in den vergangenen 30 Jahren, in denen neue Märkte von allem in warmen Klimazonen hinzugekommen sind, immer wichtiger geworden sein dürften.

Magie fürs Business

„Es ist Business, so wie es sein sollte. Es geht um den Endkunden”, sagte Louis Vuitton CEO Michale Burke gegenüber BOF in einem Interview von 2014. Die Besucher der Cruise-Modenschauen seien zum großen Teil die besten Kunden Louis Vuittons, die jährlich bis zu einer Million US-Dollar bei der Brand ausgäben.“Es geht um das Erlebnis, nicht die Information. Fashion Weeks drehen sich um Informationen. Man wird mit Informationen bombardiert. Aber das hier sind magische Momente. Es ist eine Kombination aus Ort und Zeit, die diese magischen Momente kreiert“, so Burke weiter.

Und ein weiterer Faktor kommt hinzu: Die Cruise Collections werden immer wichtiger in der Außenwirkung einer Brand. Gerade weil die Resort-Kollektionen immer spektakulärer inszeniert werden und traumhafte Orte als Folie für ihre Präsentation genutzt werden, ist die Image-Wirkung dieser Schauen nicht zu vernachlässigen. Auch wenn Ready-to-Wear für die meisten dieser großen Brands nur eine geringe Prozentzahl des Umsatzes ausmacht — bei Louis Vuitton zum Beispiel sind es gerade einmal fünf Prozent — so lebt doch das gesamte Geschäft von der Magie der Marke. Und diese Magie muss immer wieder, vor immer magischeren Orten, erneuert werden.

Photos: DIOR CRUISE 2018 show ©Eric Staudenmaier

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