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Freiberufler in der Coronavirus-Krise: Das Model

Von Ole Spötter

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Mode|INTERVIEW

Was machen professionelle Models, wenn keine Modenschauen und Shootings wegen den Auswirkungen der anhaltenden Coronavirus-Pandemie, stattfinden? Viele von ihnen sind Freiberufler, die sich von Auftrag zu Auftrag hangeln.

FashionUnited hat mehrere Einzelunternehmer aus der Modeindustrie - natürlich aus sicherer Entfernung - befragt, wie die aktuelle Situation für sie aussieht und wie sie damit umgehen. Nachdem Stylist Yannic Hohaus am Mittwoch den Anfang gemacht hat, heißt es heute: Bühne frei für das portugiesische Model Maria Rosa. Die 18-Jährige lebt mit ihrer Familie in einer ländlichen Gegend bei Lissabon.

Bilder: Editorial für Emma Magazine by Branislav Simoncik (links) und und Costume Magazine by Sarah Stenfeldt (rechts)

In der portugiesischen Hauptstadt ist auch ihre Mutteragentur We Are Models beheimatet. In Deutschland und Dänemark wird sie von der skandinavischen Agentur La Management, mit deutschem Sitz in Hamburg, vertreten. Für Aufträge in Spanien arbeitet Rosa mit Uno Models und weltweit mit Next Models zusammen.

Bevor die Coronavirus-Krise ihre Arbeit einschränkte, shootete sie mit Modeunternehmen, wie Marie Claire, Esprit, Courreges und Lhers; zierte Cover von Modemagazinen wie Costume oder Wam und lief auf der portugiesischen Modewoche.

Wir haben Maria Rosa gefragt, wie es ist, nicht die ganze Zeit unterwegs zu sein und wie sie die Zeit im Lockdown verbringt.

Bilder: Zoe Jordan

Wie ist die aktuelle Coronavirus-Situation für Sie?

Am Ende meiner dritten Woche in Isolation hoffe ich, dass die Welt allmählich wieder zur Normalität zurückkehren wird. Ich erinnere mich, dass ich und meine Familie in der ersten Woche schockiert waren und uns nicht vorstellen konnten, dass das Leben, wie wir es kennen, sich zu verändern drohte.

Auch, weil ich es immer genossen habe, Zeit außerhalb meiner Heimat zu verbringen. Reisen ist mir das Liebste, und als Model habe ich die Möglichkeit, viel zu reisen. Es war also sehr schwierig für mich, mich an diese neue Realität anzupassen. Deshalb versuche ich, so aktiv und produktiv wie möglich zu sein.

Am schwierigsten ist es für mich, nicht mit einigen meiner Lieben zusammen sein zu können, besonders weil ich gerne unter Leuten bin.

Bilder: Lucie Hugary

Wie sieht Ihr Alltag gerade aus?

Ich lebe von einem Tag auf den anderen. Wenn ich aufwache, plane und organisiere ich meinen Tag und fülle ihn mit Aktivitäten, die mir ein positives und ruhiges Gefühl geben. Es kann variieren zwischen einem Spaziergang (weil ich auf dem Land lebe), einem Tag in der Küche, an dem ich mich neuen Rezepten widme, oder dem Malen mit meinen Lieblingsstiften. Ich verbringe viel Zeit mit meiner Familie und wir machen viele Dinge zusammen, was großartig ist, denn ich habe das Gefühl, dass wir nie stärker vereint waren.

Gibt es noch andere kreative Projekte, die Sie gerade angehen?

Ich liebe die Kunst und ich war schon immer ein großer Fan der Handarbeit. Also habe ich mich selbst dazu herausgefordert, eine Art persönliches Tagebuch zu erstellen, in dem sich Polaroids, Notizen, Erinnerungsstücke, Gedichte, Ausschnitte und Zeichnungen auf den Seiten vermischen, die Momente meines Lebens widerspiegeln, die ich in Zukunft sicherlich in Ehren halten werde.

Bild:Die Arbeit am Tagebuch

Wie stark beschäftigt Sie die Zukunft gerade?

Im Moment mache ich mir vor allem Sorgen über die Möglichkeit, dass sich die Bevölkerung in den Entwicklungsländern mit dem Coronavirus infiziert, weil sie nicht über die wirtschaftlichen und sozialen Kapazitäten verfügt, eine solche Krise zu bewältigen. Darüber hinaus ist es unmöglich, nicht über die Auswirkungen einer globalen Rezession nachzudenken, die einen Anstieg der Arbeitslosigkeit oder harte Zeiten in einigen Wirtschaftssektoren zur Folge haben kann. Ich konzentriere mich jedoch lieber auf die positive Seite jeder Geschichte, und die Wahrheit ist, dass diese Pandemie ein Wiedererlernen menschlicher Werte mit sich gebracht hat. Persönlich denke ich im Moment nur daran, wann ich für die nächste Reise und meine nächste Erfahrung packen kann.

Sind Ihnen Hilfsmaßnahmen für Freiberufler in der aktuellen wirtschaftlichen Lage bekannt?Fühlen Sie sich gut informiert oder eher ein wenig hilflos?

Obwohl mir solche Maßnahmen nicht bekannt sind, fühle ich mich keineswegs hilflos. Ich habe eng mit meiner Mutteragentur zusammengearbeitet, die alternative und innovative Projekte zur Förderung des Images ihrer Models entwickelt hat, die nicht nur positiv und herausfordernd für uns, sondern auch für die Modeindustrie sind. Aus diesem Grund mache ich mir gerade keine Sorgen über Fragen, die mit Geld zu tun haben. Generell ist es ziemlich klar, dass Freiberufler immer zu denjenigen gehören, die bei finanziellen Unterstützungsmaßnahmen zurückbleiben und in den entwickelten Gesellschaften mehr Schwierigkeiten haben. Auf der anderen Seite haben Freiberufler, je nach Gebiet, die Freiheit und Möglichkeit, kreativ zu sein und neue Wege zu finden, um ihre Ziele zu verfolgen.

Bild: ”Die Einfachheit der Gartenarbeit”

Was ist Ihre aktuelle Lieblingsablenkung?

Die Einfachheit der Gartenarbeit hat etwas, das mich fasziniert. Etwas zu säen, das zu neuem Leben heranwächst, ist eine der reinsten Empfindungen, die es gibt. Unkraut zu pflücken bringt Ruhe in mein Gemüt, und der Geruch von Gras und Blumen ist erfrischend. Außerdem verbringe ich einen Großteil meiner Zeit in meinem Keller, lerne Schlagzeug spielen und übe einige meiner Lieblings-Rocksongs ein.

Bilder: Editorial für Dscene Magazine by Mirko Morelli

Der nächste Teil der Reihe “Freiberufler in der Coronavirus-Krise” erscheint Mittwoch.

Hier geht’s zum ersten Teil: Der Stylist

Auch interessant:Follower, Familienbande und Diversität: Was ein Model heute mitbringen muss

Fotos: Maria Rosa/We Are Models

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