Freiberufler in der Coronavirus-Krise: Der Stylist
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Durch die anhaltende Coronavirus-Pandemie können viele Menschen ihrer Arbeit nicht mehr nachgehen. Auch die Modebranche ist davon betroffen: Stationäre Einzelhändler und teilweise sogar Lagerhäuser sind, wie beim italienischen Online-Modehändler Yoox, verriegelt; Modeproduktionen werden auf das Minimum herunter gefahren und eine Veranstaltung nach der anderen wird abgesagt, darunter auch die kommenden Männer-Modewochen in Mailand und Paris.
Was machen Fotografen, Models, Stylisten und Visagisten ohne Shootings und Laufstege? Dazu kommt, dass viele von ihnen Freiberufler sind, die kein Unternehmen im Rücken haben und mit den Auswirkungen alleine zurecht kommen müssen. Deshalb hat FashionUnited mehrere Freiberufler - natürlich aus sicherer Entfernung - befragt, wie die aktuelle Situation für sie ist und wie sie damit umgehen.
In den kommenden Wochen porträtieren wir mehrere dieser Einzelunternehmer aus unterschiedlichen Bereichen der Modeindustrie. Den Anfang macht Yannic Hohaus aus Düsseldorf. Der 24-jährige Stylist arbeitet eigentlich mit Klienten, wie dem Modeunternehmen Esprit oder den Magazinen Elle und Nylon. Durch den Lockdown muss er anders kreativ werden.
Bild: Hinter den Kulissen - Designer-Samples in der Auswahl
Wie ist die aktuelle Coronavirus-Situation für Sie?
Ungewohnt, ich verbringe nun die zweite Woche in meiner Wohnung. Angesichts der aktuellen Lage bleiben nicht nur Jobs aus, auch Familie und Freunde treffen ist nicht mehr vorstellbar. Ich bin es nicht gewohnt, so viel Zeit zu haben.
Wie sieht Ihr Alltag gerade aus?
Die Situation zwingt mich, wie viele andere auch, die meiste Zeit alleine zuhause zu verbringen. Ich versuche eine gewisse Routine beizubehalten und die Zeit zu nutzen, um mich mit Dingen zu beschäftigen, für die ich sonst wenig Zeit finde: Vielseitig Kochen, den üblichen Haushalt oder auch mal den ein oder anderen Tag bis mittags im Bademantel verbringen.
Mit Freunden und Verwandten stehe ich regelmäßig durch Video-Calls in Kontakt. Ab und zu mache ich auf dem Rückweg vom notwendigen Ausflug in den Supermarkt einen kleinen Schlenker entlang des Rheins.
Bilder: Hohaus Arbeit vor dem Coronaviurs
Wie stark beschäftigt Sie die Zukunft gerade?
Mehr als je zuvor: Ich frage mich, wie lange diese Situation anhalten wird, ob es weitere Einschränkungen geben wird und wie sich der Ausfall von Aufträgen beziehungsweise Arbeit, über einen längeren Zeitraum, auf meine finanzielle Situation und die meines Umfeldes auswirken wird - die Ungewissheit beschäftigt mich.
Sind Ihnen Hilfsmaßnahmen für Freiberufler in der aktuellen wirtschaftlichen Lage bekannt? Fühlen Sie sich gut informiert oder eher ein wenig hilflos?
Durch den Einsatz meiner Agentur 21Agency und Zusammenhalt der Freiberufler, fühle ich mich bestens informiert. Freiberufler, unabhängig von ihrer Profession, informieren sich gegenseitig in WhatsApp-Gruppen und auf Sozialen Netzwerken über die aktuellen Fördermöglichkeiten.
So hab ich beispielsweise von der ‘NRW-Soforthilfe 2020’ erfahren. Eine Soforthilfe in Höhe von 9.000 €, die per Formularantrag von Solo-Selbstständigen und Antragsberechtigten mit bis zu fünf Beschäftigten beantragt werden kann. Voraussetzung dafür ist es, dass im Monat der Antragstellung ein Umsatz- oder Honorarrückgang von mindestens 50 Prozent festzustellen ist. Um dies festzustellen wird ein Durchschnittswert des monatlichen Umsatzes der letzten drei Monate mit der gleichen Periode des Vorjahres verglichen.
Was ist Ihre aktuelle Lieblingsablenkung?
Am liebsten lenke ich mich künstlerisch ab: Ich arbeite weiterhin an Ideen für zukünftige Shootings. Außerdem habe ich letzte Woche mit Bauschaum, Knete und anderen Materialien, die ich hier Zuhause finden konnte, experimentiert. Die Ergebnisse kann ich dann vielleicht mal für ein Styling nutzen, wenn all das ein Ende hat.
Bilder: Kreative Arbeit im Lockdown
Der nächste Teil der Reihe “Freiberufler in der Coronavirus-Krise” erscheint Freitag.
Fotos: Yannic Hohaus