Inside UYN Sports: Rundgang durch die "fortschrittlichste Forschungsakademie für technische Bekleidung"
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Sportler:innen verlangen von ihrer Kleidung viel ab und das bei verschiedensten Wetterbedingungen und Gegebenheiten. Dabei ist es besonders für Hobby-Athlet:innen oftmals schwer, das passende Stück für die speziellen Anforderungen zu finden, wenn sie in einem Laden vor der großen Auswahl stehen. Um diesem Problem direkt am Start der Produktion zu entgegnen, öffnet der italienische Sportartikler Unleash Your Nature (UYN) die Türen seines neuen Forschungs- und Entwicklungslabors nun auch für Endkonsument:innen. FashionUnited war bei der offiziellen Eröffnung vor Ort und hat sich auf dem Gelände umgesehen.
Im italienischen Asola, etwa eine halbe Stunde vom bei Tourist:innen beliebten Gardasee, befindet sich der Hauptsitz des UYN-Mutterkonzerns Trerè Innovation. Auf dem Gelände finden neben dem neuen Forschungszentrum ‘Areas’ auch die Showrooms von UYN und des Fahrradherstellers Titici Platz. Zudem beherbergt der Standort auch die Logistik mit dem robotisierten Lager sowie die Produktion für UYN.
Auch die Besucher:innen können als Teil einer geführten Tour, die um einen Besuch des UYN-Flagships in Asola ergänzt wird, Einblicke in diese verschiedenen Bereiche erlangen und erfahren, wie die Produkte hergestellt, recycelt, getestet und vertrieben werden.
UYN und Areas Tour :
- Eine Tour über das Gelände von Trerè Innovation kann über die Websites von Areas Academy und UYN Sports gebucht werden. Diese werden von Montags bis Freitags (ausgenommen Feiertage) angeboten und starten um 10.30 Uhr. Für bereits bestehende Kund:innen, die den Besitz eines UYN-Produkts nachweisen können, sowie für Kinder unter zehn Jahren ist die Teilnahme kostenlos. Sonst kostet ein Ticket 20 Euro beziehungsweise 15 Euro pro Person für Gruppen zwischen 5 und 20 Personen.
Areas: Forschungs- und Entwicklungslabor
Direkt im vorderen Teil des Geländes erwartet die Besuchenden das “Gehirn” des Sportartikel-Konzerns, wie Marco Redini, CEO von Trerè Innovation, den – im vergangenen Jahr eröffneten – Neubau ‘Areas’ nennt. Dort sind auf 3.500 Quadratmeter das Forschungs- und Entwicklungslabor, eine Akademie für Wissenschaftler:innen und junge Talente im Textilbereich sowie ein Kreativ-Hub für Produkt- und Kommunikationsdesign untergebracht.
„Areas entstand aus einem Traum, dem Traum, die fortschrittlichste Forschungsakademie der Welt im Bereich technischer Bekleidung zu gründen”, erklärte Redini. „Wir wollten nicht nur einen physischen Raum, sondern ideale Bedingungen schaffen, die das Zusammenführen mehrerer Wissensbereiche ermöglichen: von der Wissenschaft bis zum Design, von der Kommunikation bis zur Kunst. Aus dem Zusammenspiel dieser Wissensbereiche können bahnbrechende Innovationen entwickelt werden.”
Im Eingangsbereich des zweistöckigen Gebäudes geben besondere Kooperationen – wie mit dem Luxusmodehaus Dior und dem französischen Designer Philippe Starck sowie neueste Entwicklungen, etwa eine temperaturregulierende Jacke mit Sensorsystem – einen ersten Vorgeschmack, was die Besuchenden hier erwartet.
Biotechnologische Einheit
An diesen kleinen Showroom angeschlossen – hinter einer verriegelten Automatiktür – befindet sich die biotechnologische Einheit, wo neue Biomaterialien und Endprodukte auf Herz und Nieren getestet werden. So werden mechanische und chemische Tests an Garnen mit verschiedenen Apparaturen durchgeführt, die für neue Produkte eingesetzt werden sollen. Aber auch die Endprodukte werden unter anderem auf die Abriebfestigkeit, Farbechtheit, pH-Wert der Bestandteile und Waschbeständigkeit getestet. So gibt es ein Gerät, das die Dehnbarkeit von Laufschuhen unter ständiger Wiederholung prüft und einen Ofen, mit dem die Schuhe auf Temperatur und Strapazierfähigkeit gecheckt werden.
Brain Unit
Direkt nebenan befindet sich ein Teil der sogenannten ‘Brain Unit’, wo die Produkte von Athlet:innen getestet werden. Aber auch die Bewegungen und kognitive Fähigkeiten der Sportler:innen werden dort untersucht und analysiert.
Dafür werden bewegliche Laufbänder, die verschiedene Steigungen und andere Gegebenheiten simulieren können, flexible Fahrradstationen sowie eine Reaktionswand eingesetzt.
Außerdem ist hier auch der humanoide Roboter ‘Hyper’ stationiert, der durch 35 unabhängige thermische Zonen die physiologischen Reaktionen des menschlichen Körpers, aber auch Funktionen wie Überhitzung, Kühlung und Schweiß simulieren kann. Zusätzliche Sensoren testen die Atmungsaktivität und Isoliereigenschaften der Kleidung.
Die Wetterbeständigkeit wird dann noch in einem separaten Bereich im Untergeschoß getestet. Dort befinden sich verschiedene Klimakammern. In der Kältekammer wird die Kleidung bei minus 20 Grad getestet, wo auch die Spezialanfertigungen für Ultra-Radfahrer Omar Di Felice erstmals getestet werden – der UYN-Athlet plant, Ende des Jahres die Antarktis bei minus 40 Grad erneut auf dem Fahrrad zu durchqueren. Eine thermische Kamera analysiert dabei, wie sich die Körperwärme verteilt. Außerdem testet eine überdimensionale Regendusche in der Monsun-Kammer die Produkte mit ihren intensiven Strahlen auf die Wasserdichte.
Forschung und Ausbildung
Die Ergebnisse dieser Tests werden zusammen mit dem Forschungszentrum 'Sport, Berg und Gesundheit' (CeRiSM) der Universität Verona analysiert, mit dem Trerè Innovation bereits seit mehreren Jahren zusammenarbeitet. Durch die Kooperation können die gesammelten Daten genutzt werden, um neue Kollektionen zu entwickeln.
Seit dem vergangenen Jahr wurde die Zusammenarbeit durch ein von Trerè Innovation, der Universität von Verona und dem italienischen Ministerium für Hochschulforschung gefördertes Stipendium für einen Doctor of Philosophy (Ph.D.) im Bereich ‘Neurowissenschaften, psychologische und psychiatrische Wissenschaften und Bewegungswissenschaften’ ausgebaut.
Bei diesem dreijährigen Forschungsprojekt beschäftigt sich die aktuelle Stipendiatin/der aktuelle Stipendiat mit "biomechanischen Modellen für die Entwicklung innovativer Laufschuhe”. Dabei wird diese Person von Tutor:innen von der Universität Verona sowie von der Unternehmensseite betreut und kann die Labore mit wissenschaftlichen Instrumenten nutzen.
Dazu gehört auch der Teil im obersten Stockwerk des Gebäudes, wo Ideen und Visionen von verschiedenen Expert:innen aus den Bereichen Wissenschaft, Ingenieurwesen, Industrie- und Grafikdesign sowie anderen kreativen Köpfen zusammenkommen, darunter auch von CeRiSM. Dieser offene, schlicht gehaltene Bereich, der mit mehreren Schreibtischen und Arbeitsplätzen ausgestattet ist, trägt den passenden Namen “Creativity”. Dort wurden bereits verschiedene Innovationen des Konzerns wie nahtlose Laufhosen, neue Form-Konzepte anhand von Künstlicher Intelligenz für Ski-Baselayer sowie beheizbare Socken entwickelt. Diese werden in einem kleinen separaten Bereich vorgestellt, der nur durch gelbe Lamellen abgetrennt ist. Aber auch die biobasierten Materialinnovationen wie Poliamiete aus Rizinusöl werden auf dieser Etage vorgestellt, wie sie auch in den UYN-Stores präsentiert werden.
Das Areas-Projekt soll in den nächsten Jahren um einen Campus für Studierende sowie für Besucher:innen und Kund:innen erweitert werden, berichtete Redini. Aber auch Hochschulabsolvent:innen werden in der bereits bestehenden Areas-Akademie mit Arbeits- und Bildungsprogrammen für technische Bekleidung unterstützt.
Bislang wurden bereits mehr als 2 Millionen Euro in Areas investiert.
Produktion
Hinter der Fassade – bestehend aus den Gebäuden Headquarter und Areas – die auf große Glasfronten und moderne Architektur setzt, befindet sich die Produktions- und Logistikhallen des Konzerns, der seit dem das Geschäft unter dem Namen Trerè Innovation geführt wird, an diesem Standort befindet.
In den Fabrikhallen entstehen jährlich etwa 2,4 Millionen Socken, 300.000 Stücke Unterwäsche, 180.000 Schuhpaare sowie 35.000 Jacken. Eine einzelne Maschine schafft dabei 240 Socken pro Tag. Aber nicht nur Bekleidungstextilien gehen in dem Werk durch die Maschinen. So werden neben einer Maschine für Schuhe auch Teile für Autositze eines externen Automobilkonzerns gefertigt. Um dabei die Qualität zu gewährleisten, wird auch innerhalb der Produktion die Ware getestet. Alle vier Stunden wird ein Produkt verschiedenen Tests unterzogen.
Kreislaufwirtschaft und Recycling
Da UYN mit seinen biobasierten Fasern wie Kapok und Eucalyptus einen Fokus auf Ecodesign legt, ist das Unternehmen auch bestrebt, die Kreislaufwirtschaft mit seinen Produkten anzuregen.
Kund:innen haben dabei die Möglichkeit ihre Produkte an UYN zu schicken, wo die Mitarbeitenden zuerst probieren es zu reparieren. Sollte eine Reparatur nicht mehr möglich sein, tauscht UYN das Produkt aus und schreddert die Stücke, die als Füllmaterial für Jacken eingesetzt werden. UYN gibt auf seine Socken seit diesem Monat eine lebenslange Garantie und will diese auch auf andere Produktkategorien ausrollen.
Über Trerè Innovation und UYN
Die Geschichte beginnt in den 1950ern, als Luigi Redini zusammen mit seinem Bruder und Vater das Familienunternehmen umkrempelt und es auf ein Fertigungskonzept für technische und sportliche Socken umstellt. Etwa 30 Jahre später wird der heutige Chef Redini Teil des Unternehmens und leitet die Sortimentserweiterung um funktionelle Kleidung ein.
2016 folgt dann der Launch der Marke UYN, die Bekleidung, Schuhe und Accessoires für verschiedenste Sportarten wie Ski, Padel sowie die einzelnen Bereiche im Rad- und Laufsport abdeckt. Dabei war besonders der Übergang von Socken zu Lauf- und Freizeitschuhen ein fließender, da die technischen Socken einer der Hauptbestandteile des Schuhs sind und dann mit wenigen Teilen wie der Außensohle verklebt werden.
Unter Berücksichtigung von verschiedenen Modellen, Farben und Größen bei Socken, Schuhen und Bekleidung bietet das Unternehmen etwa 10.000 Produkte an.
Die Marke UYN erreichte im vergangenen Jahr einen Großhandelsumsatz in Höhe von 30 Millionen Euro, in Deutschland waren es 7 Millionen Euro. Ziel von Trerè Innovation ist es, in diesem Jahr einen Umsatz von 100 Millionen Euro zu erreichen. Dabei sei es in Anbetracht der ersten neun Monate auf einem guten Weg, so Redini.
FashionUnited wurde von UYN zur Besichtigung eingeladen.