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Ivana Helsinki: der kühne Auftritt einer Marke ohne Soziale Netzwerke

Von Julia Garel

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Mode

Models posieren während der Afterparty von Ivana Helsinkis Modenschau in Paris, September 2023. Bild: Ivana Helsinki

„No Social Media“ ist die Maxime von Ivana Helsinki, einem finnischen Label, das vor 26 Jahren gegründet wurde. Sie ist auch auf den T-Shirts des Labels oder als Banner im Onlineshop zu finden. Vor zwei Jahren entschied sich die Luxusmodemarke, den sozialen Netzwerken den Rücken zu kehren und stattdessen auf Kunst und reale Begegnungen zu setzen.

Nach mehreren Jahren auf Instagram und der Zusammenarbeit mit Influencer:innen entschied sich Gründerin Paola Suhonen dafür, die sozialen Netzwerke zu verlassen, da diese Art der Kommunikation nicht mit dem Geist der Marke übereinstimme. „Diese Form der Sozialisierung passte nicht zu uns und erschien uns nicht angemessen“, erklärt die Gründerin per E-Mail und gesteht, dass sie der Marke nie zu zusätzlichen Verkäufen verholfen habe.

Seit 2022 hat sich das in Helsinki ansässige Unternehmen daher mehr der Kunst und dem Film zugewandt. Diese Entscheidung scheint erfolgreich zu sein, denn laut Suhonen erzielte die Marke im Mai 2022 ihre „besten Verkäufe aller Zeiten“ und konnte ihre Umsätze in den letzten zwei Jahren verdoppeln.

„Als nachhaltige und ganzheitliche Marke ist es von entscheidender Bedeutung, die Auswirkungen sozialer Netzwerke auf Einzelpersonen, die Umwelt und das allgemeine Wohlbefinden zu überdenken“, erklärt Suhonen. „Wir waren schon immer eine unabhängige Mode- und Kunstmarke, die von starken Werten geleitet wird. Ich glaube nicht, dass die sozialen Medien noch besonders sexy, interessant oder nachhaltig sind“.

Ihrer Meinung nach hat die Abwesenheit der Marke in den Netzwerken keine Nachteile. „Es ist, als würde man eine unglückliche Ehe beenden oder eine schädliche Sekte verlassen. Es bedeutet, völlig unabhängig, frei und präsent zu sein. Ich liebe dieses ‘neue Leben unserer Marke’“, so Suhonen.

Konzerte, Poesieabende und Filmvorführungen

Um mit ihrer Kundschaft zu kommunizieren, bevorzugt Ivana Helsinki direkte Begegnungen. Die Marke hat ein Atelier aus den 1970er Jahren im Osten Helsinkis erworben, in dem sie Konzerte, Poesieabende und Filmvorführungen veranstaltet. Diesen Sommer ist eine Filmvorführungstour mit kostenlosen Vorführungen an rund 50 Orten geplant, die von verlassenen Tankstellen bis hin zu Retro-Kinos reichen. Ivana Helsinki bietet außerdem saisonale Pop-up-Läden in ganz Finnland an (15 Geschäfte in diesem Sommer) und veranstaltet ihr eigenes Festival. Suhonen organisiert auch Kunstausstellungen (derzeit zwei) und nimmt an einer Poesietour durch Finnland teil.

In Bezug auf die Kommunikation legt die Marke Wert auf einen „bedeutungsvollen Austausch“ mit den Menschen, indem sie E-Mails und einen Newsletter verschickt. „Er wird an diejenigen verschickt, die wirklich von uns hören wollen, nicht nur an ‘Phantom-Follower:innen’“, sagt Suhonen.

Ivana Helsinkis Abwesenheit in den sozialen Netzwerken hat positive Reaktionen hervorgerufen. Die Gründerin berichtet, dass viele Menschen sie auf ihren Anti-Social-Networking-Aktivismus ansprechen und ihre Wertschätzung für diese Stellungnahme zum Ausdruck bringen. Dieses Publikum teilt ihre Bedenken bezüglich der Abhängigkeit von Netzwerken und der Dominanz großer Plattformen wie Meta. Was eine mögliche Rückkehr zu Instagram angeht, so sieht Suhonen keinen Sinn darin und sagt „Ich vermisse das überhaupt nicht“.

Die Modenschau der finnischen Marke Ivana Helsinki in Paris, September 2023. Bild: Ivana Helsinki.
Paola Suhonen umgeben von ihren Models bei der Ivana Helsinki Show im September 2023 in Paris. Bild: Ivana Helsinki.

Nur wenige Modemarken haben sich dafür entschieden, keine Auftritte in den sozialen Netzwerken, insbesondere auf Instagram, zu pflegen. Darunter das Luxushaus Bottega Veneta, das 2021 diskret seine Konten auflöste, Facebook, Instagram und Twitter verließ und damit seine Social-Marketing-Kommunikation einstellte. Dieser Rückzug bedeutete jedoch keineswegs die Abwesenheit der Marke in den Netzwerken, da Bilder der Kollektionen weiterhin auf den Plattformen von der Community und insbesondere von Fan-Accounts wie @newbottega (1,4 Millionen Abonnent:innen) geteilt werden.

Eine weitere bemerkenswerte Tatsache ist, dass im Februar 2024 die Luxusmarke The Row, die für ihre strenge Geheimhaltung bekannt ist, bei ihrer Herbst/Winter-Show 2024-2025 Smartphones verbot. Die Bilder der Modenschau wurden von der Marke in einem zweiten Schritt öffentlich zugänglich gemacht.

Das letzte Beispiel für einen singulären Einsatz von Instagram ist das Modehaus Balenciaga. Obwohl das Label der Kering-Gruppe die sozialen Netzwerke nicht verlassen hat, löscht es regelmäßig seine gesamten Inhalte.

Dieser Artikel erschien ursprünglich auf FashionUnited.fr. Übersetzt und bearbeitet von Simone Preuss.

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