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KaDeWe-Einkaufschefin: „Es geht definitiv wieder mehr in Richtung Ausgehen“

Von Regina Henkel

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Mode

Bild: The Kadewe Group

Die Pandemie hat die Lust auf Events und Schickmachen beflügelt. Für die Mode bedeutet das eine spannungsreiche Gratwanderung zwischen körperbetonter Sexyness und dem Mega-Trend Nachhaltigkeit. Wie gehen die Einkäufer mit der Situation um? Wir haben Simone Heift, Buying Director von The KaDeWe Group gefragt, auf welche Trends sie für FW22/23 setzt und darüber gesprochen, wie sich das Kundenverhalten verändert hat.

Frau Heift, die Ordersaison für FW22/23 steht vor der Tür. Auf welche Trendthemen setzen Sie?

Das große, übergreifende Thema für Männer und Frauen ist Nachhaltigkeit. Das ist nicht neu, aber für uns war das Thema nicht vom Tag eins an relevant. Unser Kunde schaut eher auf die Marke, und das verändert sich jetzt. Das heißt, wir werden im nächsten Winter mehr nachhaltige Produkte zeigen.

Wie setzen Sie das Thema Nachhaltigkeit um?

Die meisten Marken beschäftigen sich jetzt in ihren Kollektionen mit Nachhaltigkeit, das heißt, wir haben dafür keinen extra Bereich eröffnet, sondern das Thema zieht sich durch das ganze Haus. Wir müssen keine neuen Marken ins Sortiment nehmen. Auch die großen Luxusmarken gehen inzwischen in diese Richtung und produzieren jetzt nachhaltig – auch wenn sie relativ spät damit begonnen haben.

Weihnachtsstimmung auf der Fassade des KaDeWe. Bild: Martin Dziuba für The KaDeWe Group

Schauen wir auf die Frauenmode: Welche Silhouetten und Längen sehen Sie im kommenden Winter?

Das ist wirklich schwer zu sagen, die Bandbreite ist riesig. Wir sehen definitiv viele Kleider, viele Cut-Outs, auch Bustiers und fließende Materialien. Röcke sind in jeder Länge angesagt, aber das schon seit Jahren. Wenn man es auf eine einzige Silhouette runterbrechen möchte, dann wäre das meiner Meinung nach körpernah und mit Cut-Outs.

Generell geht es definitiv wieder mehr in Richtung Ausgehen. 
Ich würde aber sagen, dass die Zeiten vorbei sind, wo man Trends an einer Silhouette ausmachen konnte. Es gibt ganz viele verschiedene, auch bei den Hosen. Marlene-Hosen, kurze Beinlängen, High-Waist, alles hat seine Berechtigung. Das macht es nicht leicht, aber ich sehe die Flexibilität sehr positiv, weil man so für jeden etwas anbieten kann. Nicht jede:r kann alles tragen, und ich könnte mir vorstellen, dass die eine oder andere Kundin nicht begeistert wäre, wenn wir ihr einen bestimmten Look zuweisen wollen.

Zumindest im jungen Segment prognostizieren die Trendagenturen eine neue Lust auf Sexyness. Sehen Sie das auch?

Ja, das sehen wir definitiv. Die Menschen haben Lust, sich wieder schick zu machen. Anlassmode war schon in diesem Jahr stärker, und im nächsten sicherlich noch etwas mehr. Gefragt sind feminine Looks, elegante, haptische Materialien. Auch Pailletten kommen wieder und wie gesagt, Cut-Outs.

Prognosen sagen, im nächsten Jahr gibt’s so viele Feste wie nie. Glauben Sie das?

Die Frage ist, ob es tatsächlich in der Masse so kommt. Ich denke, die Menschen sind auch etwas zurückhaltender geworden.

Auf welche Farben und Materialien setzen Sie?

Mit dem Thema Nachhaltigkeit ändern sich auch die Farben, man wird viele Naturtöne sehen, Camel, Brauntöne, Creme, Winterweiß, sehr hochwertige Naturmaterialien wie Alpaka, viel Wolle und Seide. In diesen Materialien kommen die Farben auch sehr schön raus. Auch bei den Herren.

Die Kundschaft kauf wertiger und nachhaltiger ein. Bild: Lanius AW22

Wie sieht es bei den Streetstyle-Kollektionen aus?

Der Oversized-Look ist vorbei, die Schnitte werden wieder schmaler. Dafür kommen jetzt verstärkt grafische Muster, beispielsweise bei Off-White oder Dries van Noten.

Welche Marken beobachten Sie gerade? Gibt es Marken, die Sie im nächsten Jahr ausbauen wollen?

Es gibt einige Marken in unserem Sortiment, die wir gerade sehr gut bewerten. Beispielsweise Zimmermann aus Australien, Celine Ready to Wear, Khaite aus New York oder Cecilie Bahnsen aus Dänemark.

Was kaufen Ihre Kunden gerade? Welche Mode funktioniert aktuell gut?

Der Kunde kauft gezielt und ist bereit, mehr Geld für ein tolles Produkt auszugeben. Das heißt, er achtet mehr auf Qualität und kauft lieber ein hochwertiges Teil anstelle von fünf, die weniger kosten. Überhaupt ist jetzt das Besondere gefragt, die Basics hat inzwischen jeder im Schrank. Das gilt für Damen und Herren.

Wie steht es mit den Boom-Segmenten der Pandemie, Outdoor oder Homewear?

Outdoor ist natürlich gerade superstark, aber es ist auch die richtige Saison dafür. Canada Goose, Stone Island, Moncler et cetera verkaufen sich sehr gut. Einige dieser Marken verfolgen inzwischen die Strategie der Verknappung, das heißt, wir könnten davon sogar noch mehr verkaufen. Homewear ist nach wie vor ein Riesenthema, aber auch hier geht’s sehr um hochwertige Qualitäten mit Alpaka oder Kaschmir, beispielsweise von Aylin König.

Das Hamburger Label Aylin König wurde 2018 gegründet. Bild: Aylin König

Messebesuche bleiben auch für FW22/23 mit einem Fragezeichen versehen. Welche Besuche planen Sie?

Der Auftakt ist traditionell die Pitti für die Herrenmode. Das ist nach wie vor die relevanteste Messe – falls Messen überhaupt noch eine Relevanz haben. Wir haben in den letzten Jahren ja lernen müssen, uns über andere Medien zu informieren. Auch die Marken haben schnell dazugelernt und Wege gefunden, ihre Kollektionen virtuell zu präsentieren.

Die gute Nachricht: Es funktioniert. Nur das Haptische fehlt. Natürlich wären auch Messen wie die White in Mailand oder die Tranoi in Paris wichtig, aber in der aktuellen Situation sind die Messen leider so geschrumpft, dass sie kein Trendbarometer mehr darstellen. Ich würde mich freuen, wenn man in Zukunft beides hätte, also digitale Elemente und die Möglichkeit, die Produkte anfassen zu können.

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