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„Kleider machen Müll!” – Greenpeace Protest zur Berlin Fashion Week

Von Pia Schulz

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Mode

Greenpeace-Proteste vor dem Brandenburger Tor Bild: Paul Lovis Wagner / Greenpeace

Aktuell findet in Berlin die Fashion Week statt. Abseits der Runways und Showrooms startete die Modewoche in der deutschen Hauptstadt mit einem Protest der Umweltorganisation Greenpeace.

Die Aktivist:innen nutzten die auf die Fashion Week gerichtete Aufmerksamkeit und starteten am Montag eine große Protestaktion vor dem Brandenburger Tor. Diese ging Hand in Hand mit der Veröffentlichung einer neuen Greenpeace-Recherche zu Secondhand-Textilien in Ghana.

Im Oktober 2023 haben Aktivist:innen von Greenpeace Afrika und Deutschland auf dem Katamanto-Markt in Ghana aussortierte Kleidungsstücke gesammelt, die sonst auf den Müllhalden der Stadt gelandet, oder verbannt worden wären. Auf dem über 20 Hektar großen Markt in der Stadt Accra wird überwiegend gebrauchte Kleidung und Schuhe aus anderen Ecken der Welt verkauft – zu großen Teilen Fast Fashion aus Europa, China und Kanada. Was nicht verkauft werden kann, landet auch hier auf dem Müll. Im Jahr 2019 explodierte Ghanas einzige Mülldeponie, seitdem werden die Strände der Stadt mit Textilmüll überschwemmt.

Kantamanto Market in Ghana Bild: Kevin McElvaney / Greenpeace
Textilabfälle und Plastikmüll in der Korle-Lagune Bild: Greenpeace

„Die Händler:innen klagen, dass anstelle von brauchbaren Textilien immer mehr Wegwerf-Kleidung der Fast Fashion-Industrie kommt. Immer öfter müssen sie mehr für einen Textil-Ballen zahlen, als sie am Ende verdienen. Second Hand ist ein Glücksspiel geworden. Beim Öffnen eines Ballens zeigte ein Händler, dass über die Hälfte der Kleidung nicht für den Markt in Ghana brauchbar war”, sagte Viola Wohlgemuth, Expertin für Ressourcenschutz bei Greenpeace, die für Greenpeace Deutschland in Ghana war.

Textilmüll vor dem Brandenburger Tor

Die Kleidungsstücke, die die Aktivist:innen der Umweltorganisation gesammelt haben, wurden in einem Container nach Hamburg verschifft und analysiert. Für die Protestaktion zur Fashion Week hat Greenpeace den Textilmüll zu einem dreieinhalb Meter hohen und zwölf Meter breiten Berg vor dem Wahrzeichen im Herzen von Berlin aufgetürmt. Der Kleiderberg soll auf die Umweltauswirkungen von Fast Fashion und den Folgen von Altkleiderexporten als Entsorgung von Textilmüll in Länder des Globalen Südens aufmerksam machen.

Insgesamt sammelten die Aktivist:innen von Greenpeace in Ghana etwa 19.000 Kleidungsstücke, rund viereinhalb Tonnen. Für die Analyse wurde eine randomisierte Probenmenge von 1.432 Kilogramm herangezogen. „Die Masse der analysierten Textilien enthielt noch 78 Kilogramm Textilmüll, bei dem Rest handelte es sich um tragbare Textilien”, heißt es in der Recherche. Infrarot-Analysen zeigten, dass ein Großteil der Textilproben eine oder mehrere Arten von Plastikfasern enthielten. Von den 608 zufällig gewählten Proben enthielten 584 Stück Fasern wie Acryl, Polyester, Viscose, Elastane und Polyamide. Das entspricht einem Anteil von 96 Prozent. Rund 87 Prozent der Proben bestanden aus Plastikfasern in Mischgeweben, die schwer bis gar nicht recyclefähig sind.

Greenpeace-Container in Ghana Bild: Kevin McElvaney / Greenpeace

Da die Altkleider, die als Secondhand-Kleidung nach Ghana und in andere afrikanische Länder exportiert werden, zu über 96 Prozent aus synthetischen Fasern bestehen, erhöhen sie die Plastikvermüllung dieser Länder massiv. „Mit den Kleiderbergen wachsen die Müllberge, die Deponien sind überladen”, heißt es in dem Report. „Immer wieder steigt Rauch auf, oft werden die Billigklamotten einfach verbrannt – unter freiem Himmel in Ermangelung modernen Verbrennungsanlagen, die entstehende Giftstoffe herausfiltern würden”.

Mit der Protestaktion und der Recherche ruft die Umweltorganisation zu einem Umdenken auf und richtet sich mit einer Petition für eine Gesetzesänderung an Steffi Lemke, der Bundesministerin für Umwelt, Naturschutz, nukleare Sicherheit und Verbraucherschutz: „Deswegen fordern wir Umweltministerin Steffi Lemke auf, sich für eine wirksame erweiterte Herstellerverantwortung für Textilien einzusetzen”, lautet es in der Petition auf der Greenpeace-Website. Für die Umweltorganisation umfasst ein wirksames Gesetz das sogenannte ‘Verursacherprinzip', ein Exportverbot von Textilmüll und Kleidung ohne synthetische Fasern.

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