Lidewij Edelkoort: “Die Silhouetten werden definitiv weiter”
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Indian Summer, der Einfluss der Technik auf unser Leben und das bewusste Leben: Während des von Appletizer organisierten Trendseminars von Lidewij Edelkoort zur Saison Herbst/Winter 2019/20 ging es um all diese Themen. Wie zu jeder neuen Saison bringt die Trendforscherin die neuesten Trends und Entwicklungen ihrem Publikum in verständlicher Zusammenfassung nahe. FashionUnited hebt die wichtigsten Punkte für den Winter 2019/20 hervor.
Üblicherweise sind in der Wintersaison dunkle Farben gefragt, doch findet Edelkoort, dass wir diese Tradition loswerden müssen. “Es ist August, man geht in einen Laden und alles hängt voll mit dunklen Farben." Die Trendforscherin bezieht sich auf die neuen Herbst- und Winter-Kollektionen, die bereits im August in die Läden kommen. "Also tritt man aus einer hellen und sommerlichen Welt in eine Art Tintenfass. Niemand will das.” Deshalb plädiert sie dafür, mit den Sommerfarben in den Herbstkollektionen weiterzumachen und erst mit den späteren Lieferungen dunkler zu werden. Das Gleiche gilt für die Sommerkollektionen, aber natürlich umgekehrt, dunkle Farben zuerst. Edelkoorts Ratschläge passen gut zu der Entwicklung, bei der immer mehr Marken ihre Produkte dann ausliefern, wenn die Verbraucher sie auch wirklich brauchen. Angestoßen wurde die Idee von “See Now Buy Now”-Konzepten, aber auch von der Beobachtung, dass Winterjacken schon im August ausgeliefert werden. Dieser Wechsel der Farben spiegelt sich deutlich in den Farbkarten wider, die Edelkoort während ihres Vortrags präsentiert. "Meine Farbpalette war im Winter noch nie so hell und manchmal auch nicht in den Sommermonaten", lacht sie.
Li Edelkoort identifiziert vier große Trends für Herbst/Winter 2019/20
Ein Stilelement, das sich klar in allen Trends widerspiegelt, ist der Sari, das traditionelle Gewand, das vor allem in Indien getragen wird. Ein weiteres sind Stoffe, die aussehen wie Teppiche, und deren Muster an Kelims erinnern. Der Einfluss des Saris und anderer Roben spiegelt sich hauptsächlich in den drapierten Stoffen und geknoteten Teilen wider: Fließende Roben, Wickeljacken, wallende Röcke und luftige Tuniken. Materialien, die aussehen wie Teppiche, oder an alte recycelte Teppiche erinnern, kommen in Jacken und anderen Kleidungsstücken vor, so die Vorhersage von Edelkoort. Steife, aufwendige Stoffe fungieren als Beschützer des Menschen, der sie trägt. Ein Grund dafür ist der Trend zum Recycling von Materialien. So werden zum Beispiel die Bezüge alter Sofas, aber auch tatsächliche Teppiche, verwendet.
Der nächste von Edelkoort entdeckte Trend zeichnet sich schon langsam in den aktuellen Kollektionen ab. "Wir ziehen uns weiterhin elegant an, aber die Silhouetten werden definitiv weiter." Weit geschnittene Beine, geräumige Kimonos, "es kann nicht wirklich groß genug sein." In den mehr als 30 Trends, die Edelkoort während des Seminars aufführte, ist der Einfluss dieser weiten Silhouetten klar zu erkennen. „Die Jugend hat mehr Angst als je zuvor und junge Designer machen deshalb Kleidung, die die Menschen beschützt und in der man sich verstecken kann.“ Der Einfluss des Saris, wie oben erwähnt, hilft dem Trend, breite Silhouetten extra groß und fließend machen.
Lidewij Edelkoort prophezeit den Trend Herbst/Winter 2019/20: "Die Silhouetten werden definitiv weiter"
Ein Trend, der sicherlich nicht verschwunden ist, ist die Romantik. "Obwohl ich ihn nicht als Ersten nennen wollte, ist sein Einfluss in unserer Recherche deutlich ersichtlich." Helle und leichte Designs, die sich auf Unschuld, Engelsfiguren und den Menschen als "göttlich" beziehen, sind ein Trend, der sich laut Edelkoort auch 2019 und 2020 fortsetzt. Mode und Materialien "tauchen vollständig in das Geheimnisvolle ein". Gemeint sind luftige Kleider, Tuniken und Hosen mit Spitze, akkuratem Kragen und leichten Puffärmeln.
Der letzte Trend für die Saison Herbst/Winter 2019/20, den Edelkoort voraussagt? "Investieren Sie in Farben." Damit meint sie nicht nur helle Farben, sondern auch die Harmonie zwischen diesen Farben. “Setzen Sie noch einen drauf”, rät die Modeinstanz, wenn es um Farben geht.
Bild 1 und 4: Catwalkpictures, Stephane Rolland in Valentino
Bild 2 und 3: Karim Adduchi via Peter Stigter
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