Olympia, Absagen und politische Turbulenzen bringen Pariser Modewoche durcheinander
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Die Pariser Modewoche geht am Dienstag wieder an den Start und sollte damit vermeintliche Entspannung in ein Land bringen, das im politischen Durcheinander steckt. Sechs Tage läuft in der französischen Hauptstadt die Herrenmodewoche für die Frühjahr/Sommer-2025-Saison. Unmittelbar danach folgen die Haute-Couture-Schauen, die bis zum 27. Juni laufen.
Frankreich ist in Aufruhr, seit Präsident Emmanuel Macron überraschend Parlamentswahlen einberufen hat. Diese folgen auf europäischen Umfragen, in denen Rechtsextreme stark an Boden gewonnen haben. Das größte Problem für Gäste der Modeschauen dürfte jedoch die Mobilität in Paris sein, wo die Vorbereitungen für die Olympischen Spiele im nächsten Monat auf Hochtouren laufen und der Verkehr aufgrund von Straßensperrungen und Baustellen um ein Vielfaches zunimmt. Aufgrund der sportlichen Veranstaltung wurden sowohl die Herrenmodewoche als auch die Couture-Woche vom Juli vorverlegt, während die Damenmode im September stattfinden wird.
Aufgrund des ohnehin hohen Arbeitstempos in der Modebranche sahen sich einige Teilnehmende gezwungen, diese Saison in Paris auszulassen. So teilte das französische Modehaus Balmain unter der Leitung von Kreativdirektor Olivier Rousteing der Nachrichtenagentur AFP mit, dass es sich in letzter Minute zurückgezogen habe. Auch das römische Modehaus Valentino sowie Givenchy, das zum französischen Luxusgüterkonzern LVMH gehört, haben ihre Schauen für diese Woche abgesagt. Der US-amerikanische Musiker Pharrell Williams wird seine Rolle als kreativer Kopf von Louis Vuitton fortsetzen. Im Vorjahr zeigte er eine Show auf dem Pont Neuf in Paris, bei der er die Pflastersteine der Brücke mit Gold bemalte.
Höhepunkt der Woche ist eine Veranstaltung der Modezeitschrift Vogue am Sonntag, bei der sich die Welten von Sport und Mode begegnen. Es ist die dritte Ausgabe von ‘Vogue World’ – ein reisendes Event, das bereits in New York und London stattgefunden hat. In einem Umfeld, in dem der Verkauf von Zeitschriften zurückgeht, versucht das Magazin, neue Wege zu finden, um relevant zu bleiben. Im Rahmen der Veranstaltung werden einige Modehäuser Stücke präsentieren, darunter auch Dior, Jacquemus, Hermès und Balenciaga. Jede Präsentation ist einer olympischen Disziplin gewidmet, von Leichtathletik bis Breakdance.
Chanel-Schock
An der Spitze mancher Modehäuser ist es kürzlich zu bedeutenden Veränderungen gekommen. Für Aufsehen sorgte die Ankündigung des französischen Modehauses Chanel, sich von seiner Kreativdirektorin Virginie Viard zu trennen. Sie hatte 20 Jahre lang an der Seite ihres Vorgängers Karl Lagerfeld gearbeitet und nach dessen Tod 2019 die Leitung des Hauses übernommen. Es scheint, als sei die Trennung nicht unbedingt im gegenseitigen Einvernehmen erfolgt, da Viard nicht an der kommenden Couture-Show der Marke am 25. Juni teilnehmen wird, obwohl sie der Marke im vergangenen Jahr zu Rekordumsätzen verholfen hat. „Es wird eine Atelier-Kollektion geben und Virginie Viard wird nicht anwesend sein“, erklärte ein Sprecher von Chanel gegenüber AFP.
Bereits das Ende der Lagerfeld-Ära hat in der Modewelt Spekulationen über die Nachfolge ausgelöst. Nun sind unter anderem die Französin Marine Serre, Hedi Slimane von Céline, der Italiener Pierpaolo Piccioli, der kürzlich Valentino verließ, und Simon Porte Jacquemus, dessen gleichnamiges Label eine der großen unabhängigen Erfolgsgeschichten der letzten Jahre war, im Gespräch, um Viard zu ersetzen. Givenchy hingegen sucht nach dem Weggang von Matthew Williams im vergangenen Jahr immer noch eine Nachfolge. Diese Woche findet zudem am Samstag die letzte Show des belgischen Designers Dries Van Noten statt, der von Modefans für seinen avantgardistischen Stil und seine Schneiderkunst geschätzt wird. (AFP)
Dieser Artikel erschien ursprünglich auf FashionUnited.com. Übersetzt und bearbeitet von Heide Halama.