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Sweater on Demand: Adidas „Knit for You“

Von Simone Preuss

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Wer kennt es nicht - man kauft einen Pullover, der in Bezug auf Farbe, Sitz und Schnitt perfekt schien, und kaum ist man zu Hause, stellt man fest, dass die Ärmel eigentlich viel zu lang sind. Unbequem, aber damit könnte bald Schluss sein. Nach dem 3D-Drucker gibt es nämlich jetzt die Hightech-Strickmaschine, die individuell an Kundenmaße angepasste Pullover strickt. Und zwar nicht erst übermorgen, sondern gleich, innerhalb von vier Stunden, während die Kunden bequem warten. Hört sich wie eine Zukunftsvision an? Adidas macht's möglich, in seinem Berliner Pop-up-Store „Knit for you“, der seit Ende 2016 im Einkaufszentrum Bikini Berlin für Aufsehen sorgt.

Der Pop-up-Store gehört zum „Storefactory“-Projekt, das vom Bundesministerium für Wirtschaft und Energie gefördert und von Adidas' Inhouse-Agentur Act3 umgesetzt wird. Es handelt sich dabei um einen Laden mit angeschlossener Mini-Fabrik, wobei einige Arbeitsschritte von den Kunden selbst bestritten werden, etwa Design und Bodyscan. „Es ist sehr individuell. So, als ob man seinen eigenen Pullover strickt“, findet Kundin Christina Sharif, die ihren hellblauen Pullover mit kürzeren Ärmeln versehen hat als im Standardmodell vorgesehen war.

Adidas ermöglicht individuell angepassten Pullover in vier Stunden

Nach der „Speedfactory“ ist „Knit for You“ ein weiteres Projekt, das sich mit Laden- und Produktionsmodellen der Zukunft beschäftigt. Wie auch bei der „Speedfactory“ geht es um Geschwindigkeit, sowohl bei der Herstellung als auch bei der Reaktion auf Kundenwünsche, die immer wichtiger werd.en Denn mit herkömmlichen Produktions- und Designmethoden dauert es zwischen 12 und 18 Monate, bis ein neues Kleidungsstück endlich im Laden bereitliegt. Verglichen mit nur vier Stunden ist das ganz schön lange. Zu lange auf jeden Fall, um endlich zum Konkurrenten Nike aufzuschließen. Deshalb muss Adidas sich etwas einfallen lassen.

Konkret funktioniert die Herstellung der Zukunft so: Kunden lassen zunächst ihre Körpermaße einscannen und können durch Gesten verschiedene Muster auf ihren Körper projizieren, um zu sehen, welches am besten zu ihnen passt. Am Computer wird dann noch die gewünschte Farbkombination ausgesucht (das Material ist bis jetzt noch auf Merinowolle begrenzt) und dann muss nur noch gewartet werden - vier Stunden, in denen der Pullover maschinell gestrickt, gewaschen, getrocknet und mit Etiketten versehen wird.

Angesichts des relativ hohen Produktpreises (200 Euro pro Pullover) und relativ geringer Kundenfrequenz (maximal zehn Pullover am Tag in Stoßzeiten) geht es Adidas sicher nicht um Umsatz und Massenproduktion - noch nicht, denn zunächst werden die gewonnenen Informationen zu Kundenanforderungen und -vorlieben ausgewertet, bevor das Projekt weiterentwickelt wird. „Wir gehen dorthin, wo sich der Konsument aufhält und wo wir direktes Feedback von ihm bekommen können - in den Laden“, bestätigt Tanieff Eckhardt, Projektleiter beim Adidas Future Team.

Und dieses Feedback ist wichtig, denn damit steigt die Anpassung an Kundenwünsche, die wiederum dazu führt, dass mehr Produkte zum vollen Preis gekauft werden - und diesen Anteil, der derzeit bei 50 Prozent liegt, möchte Adidas bis 2020 auf 70 Prozent steigern.

„Wenn wir Verbrauchern das geben können, was sie möchten, wo und wann sie möchten, dann können wir das Risiko mindern... Im Moment raten wir, was gefragt sein könnte“, gab Adidas-Markenchef Eric Liedtke gegenüber Investoren Mitte März zu. Man darf gespannt sein, was Adidas sich als nächstes ausdenkt.

Fotos: Adidas

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