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US-amerikanisches Design und heimische Produktion stehen im Fokus der New York Fashion Week

Von Rachel Douglass

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Mode
Rodarte HW23 Modenschau, NYFW. Bild: Launchmetrics Spotlight

Die Modemetropole New York erwachte in dieser Woche für die HW23-Saison der New York Fashion Week (NYFW) zum Leben, bei der neue und etablierte Designer:innen sich in einer Reihe erfrischender Modeschauen auf dem Laufsteg präsentierten. Während die Abwesenheit von bekannten Namen wie Tommy Hilfiger, Ralph Lauren und dem ehemaligen CFDA-Chef Tom Ford nicht zu übersehen war, bot die Stadt neue Möglichkeiten für junge Talente, deren Präsenz in dieser Saison die etablierter Marken überholte.

Dies geschieht zu einem Zeitpunkt, an dem New York seine Bemühungen um die Wiederbelebung der Modebranche mit Unterstützung der derzeitigen Gouverneurin des Bundesstaates, Kathy Hochul, weiter verstärkt. In den letzten Jahren hat Hochul ihre Absicht, die Branche zu fördern, durch eine Reihe von Finanzierungen und Initiativen bekannt gemacht. Auf der letzten NYFW kündigte Hochul an, dass 10 Millionen US-Dollar (9,4 Millionen Euro) an staatlichen Mitteln in die Einrichtung von New Yorks Fashion Innovation Centre fließen würden, der für die gemeinschaftliche Produktion lokaler Anbauprodukte und Technologie zur Faserherstellung sorgen würde. Später unterzeichnete die Gouverneurin auch den “New York Textile Act” mit dem Ziel, Landwirt:innen in der Textilindustrie zu unterstützen, um eine nachhaltige Entwicklung und neue Absatzmöglichkeiten zu fördern.

Neue und bekannte Gesichter auf den Laufstegen

Dieser Fokus auf US-amerikanisches Design war ein integraler Bestandteil der NYFW in dieser Saison, was sich auch in der Auswahl des Council of Fashion Designers of America (CFDA) zeigte, die hauptsächlich aus aufstrebenden Designer:innen und bemerkenswerten Persönlichkeiten des amerikanischen Designs bestand. Zu den Hauptdarstellern gehörte Thom Browne, der nach seiner Ernennung zum neuen Vorsitzenden des CFDA wieder Teil des Programms war. Seine Anwesenheit und Rolle wurden auf einer von Anna Wintour moderierten Veranstaltung gefeiert, auf der er vor einem von Designer:innen geprägten Publikum erklärte, dass es seine Aufgabe sei, die amerikanische Modebranche voranzubringen.

In seiner Rede auf der Veranstaltung sagte Browne: “Jede:r Einzelne von Ihnen hat mich dazu inspiriert, mich jeden Tag aufs Neue herauszufordern, um pure Kreativität zu erreichen. Meine Aufgabe ist es, die Kreativität in den Vordergrund zu stellen. In dieser Position verpflichte ich mich Ihnen gegenüber, all die wirklich einzigartigen und vielfältigen Geschichten zu fördern, die die amerikanische Mode auf der ganzen Welt so einzigartig machen ... auf die reinste Art und Weise ... denn wahrer Erfolg, so glaube ich, sollte nicht auf Kosten der Kreativität gehen.”

Thom Browne HW23, NYFW. Bild: Launchmetrics Spotlight
Thom Browne HW23, NYFW. Bild: Launchmetrics Spotlight

In dieser Saison war Browne zum ersten Mal seit September 2021 in New York zu sehen, nachdem er zuvor in Paris eine Modenschau präsentiert hatte, und dennoch brachte er seine theatralische Essenz in die Veranstaltung ein. In “The Shed” wurde Zuschauer:innen ein extravaganter Anblick geboten, mit Planeten und Sternen, die von der Decke über einem abgestürzten Doppeldecker hingen, der in der Mitte des Laufstegs stand. Die Kollektion selbst bestand aus Variationen von Brownes charakteristischer dekonstruierter Schneiderei, neben gesteppten Raumanzügen, einer Auswahl an bedruckten Seidenkleidern und aufgefrischten Klassikern, die alle in einer Show präsentiert wurden, die sich auf die Geschichte des Kleinen Prinzen bezog.

Brownes Unterstützung und Förderung der Produktion in den USA und des US-amerikanischen Designs spiegelten sich auch im Programm der diesjährigen NFYW wider, wo aufstrebende Designer:innen die Zügel in die Hand nahmen, um ihre Kreationen zu präsentieren, was für viele ihre erste Show war. Unter ihnen waren Maya J, die Designerin der mit dem Amiri-Preis ausgezeichneten Marke Ayama, die eine feminine Variante ihrer normalerweise von Männern inspirierten Kollektionen vorstellte, und Kate Barton, eine Designerin, die sich auf technologisch fortschrittliche Produktionsverfahren für ihre Abendmode konzentriert.

Aknvas HW23, NYFW. Bild: Launchmetrics Spotlight

Neben den neuen Gesichtern gab es auch bekannte, die eine neue Sichtweise ihrer Arbeit präsentieren. Der Kreativdirektor von Hervé Legér, Christian Juul Nielsen, zeigte auf der NYFW, allerdings mit seiner minimalistischen Marke Aknvas, die zum zweiten Mal teilnahm. Ein ebenfalls neues, aber wiedererkennbares Gesicht war Robert Rodriguez, ein ehemaliger Dior-Designer, der sich mit der Einführung seiner neuen Luxus-Abendmode-Marke Kolston selbstständig machte. Die Linie soll Kunst und Luxus miteinander verbinden und wurde deshalb neben expressionistischen Gemälden von Vicky Barranguet gezeigt.

Heron Preston war ein weiterer bekannter Neuling auf der NYFW und präsentierte sein gleichnamiges Label fast sechs Jahre nach seiner letzten Show auf der Pariser Modewoche. Während ein Großteil seiner Kollektion auf die Bedeutung des Recyclings hinwies, nutzte Preston auch die Gelegenheit, seine erste Skibekleidungskollektion vorzustellen. Damit reiht sich Preston in eine wachsende Gruppe von Designermarken ein, die ihre ersten Schritte in die Wintersportkategorie machen. Auch Louis Vuitton, Armani und Off-White haben kürzlich spezielle Kollektionen für diesen Markt herausgebracht. Laut WWD wird erwartet, dass der Markt für Skijacken in den USA bis zum Jahr 2031 einen Jahresumsatz von 2,26 Milliarden US-Dollar (2,12 Milliarden Euro) erreicht. Dies entspricht einer Steigerung gegenüber der Einschätzung von Verified Market Research, die den Markt für Skibekleidung im Jahr 2022 auf 1,45 Milliarden US-Dollar (1,36 Milliarden Euro) schätzte.

Looks von Heron Preston HW23 für NYFW. Bild: Launchmetrics Spotlight
Looks von Heron Preston HW23 für NYFW. Bild: Launchmetrics Spotlight

Auch Jonathan Simkhai, der die erste Kollektion seiner gleichnamigen Marke unter dem “neuen” Namen Simkhai (ohne “Jonathan”) vorstellte, aktualisierte seinen Auftritt. Mit der Namensänderung wurde auch die Identität der Marke überarbeitet, die sich durch eine Verlagerung auf die Schneiderei und die Kreation traditioneller Stücke auszeichnet, die die Handwerkskunst in den Vordergrund stellen. Ein Großteil der HW23-Kollektion bezog sich auf Simkhais Verbindung zu iranischen Produktionsmethoden, die sich in der Verwendung von Spitze widerspiegeln. Die Zusammenarbeit der Marke mit Wolford zeigte sich auch in Bodywear und Kleidungsstücken, die die charakteristischen Techniken des Designers beinhalten.

Looks von Simkhai HW23 für NYFW. Bild: Launchmetrics Spotlight
Looks von Simkhai HW23 für NYFW. Bild: Launchmetrics Spotlight

Stammgäste geben Strategien bekannt

In der Tat waren Kollaborationen auf der NYFW allgegenwärtig. Im Vergleich zu den europäischen Laufstegen waren die New Yorker jedoch subtiler und wurden in Form von Accessoire-Linien und Schuhen präsentiert. Khaite beispielsweise zeigte auf dem Laufsteg seine Brillenkollaboration mit Oliver Peoples, während Kate Spade eine grüne Pantone-Linie vorstellte und Heron Preston und Area Schuhkooperationen mit Zellerfield beziehungsweise Serigo Rossi präsentierten. Kollaborationen sind zwar nicht gerade eine neue Form des Marketings, aber sie bieten die Möglichkeit, neue Kund:innenkreise anzusprechen. Dies gilt insbesondere für Marken auf der NYFW, deren Designer:innen eine eher geringere Reichweite haben als Luxusgiganten wie Gucci oder Prada, die beide bereits Kollaborationen mit großen Sportbekleidungsunternehmen vorstellten.

In der Zwischenzeit bemühten sich andere Marken, ein jüngeres Publikum anzusprechen - einige mit einem neuen Sinn für Design, andere mit Popkultur-Hinweisen. Während NYFW-Rückkehrer Rodarte eine Gothic-Variante von Cocktailkleidern präsentierte, für die der CFDA eine Verbindung zum aktuellen Netflix-Favoriten Wednesday herstellte, zeigte Christian Siriano Looks, die vom 90er-Jahre-Kultklassiker Clueless inspiriert waren, der bereits als Teil der Super-Bowl-Kampagne 2023 des Finanzunternehmens Rakuten enthüllt worden war.

Looks von Coach HW23 für NYFW. Bild: Coach
Looks von Coach HW23 für NYFW. Bild: Coach

Eine neu belebte Sicht der Jugend wurde besonders bei Coach mit Codes der jungen Generationen deutlich, die Kreativdirektor Stuart Vever in den Mittelpunkt der Linie stellte. Das Ergebnis war eine Aktualisierung von Coachs amerikanischer Tradition “mit den Augen einer neuen Generation”, wie es in einer Pressemitteilung hieß, sichtbar an den jugendlichen Proportionen und modernisierten Klassikern. Vever bemühte sich auch um Coachs jüngste Auseinandersetzung mit der Kreislaufwirtschaft. Dies zeigte sich in Konfektionsartikeln und Accessoires aus upcycelten Materialien sowie in der Ausweitung des (Re)Loved-Programms der Marke, das ursprünglich für gebrauchte Taschen gedacht war, auf Schuhe und Schmuck. Es wurde eine Kollektion von Ledersneakern präsentiert, deren Obermaterial aus wiederverwendeten Coach-Taschen hergestellt wurde, während Schmuck aus wiederverwendeten Vintage-Stücken neu gestaltet wurde.

Eine Marke, die ihren Wurzeln treu blieb, war Khaite, die wieder einmal eine gehobene Luxuskollektion für die trendbewusste Verbraucherin präsentierte. Die Silhouetten waren stark und strukturiert und kontrastierten mit weicheren Strukturen wie plüschigem Shearling, mehrlagigem Chiffon und geschmeidigem Jersey. Während die bodenlangen Mäntel, die aufwendigen Miederwaren und die hochwertigen Strickwaren der Marke beim Publikum gut anzukommen schienen, war der Standort des Laufstegs eine Besonderheit: Die Modenschau fand in Khaites erstem Flagshipstore statt, der am 16. Februar eröffnet wurde und Teil des Plans der Marke ist, in den nächsten fünf Jahren zu expandieren, nachdem sie die Umsatzgrenze von 100 Millionen US-Dollar überschritten hatte (WWD berichtete). Der Raum selbst spiegelte das industrielle und kreative Umfeld der Soho-Basis durch die Verwendung voluminöser Architektur und Hinweisen auf die Art der Umgebung wider.

Looks von Khaite HW23 für NYFW. Bild: Hanna Tveite / Khaite
Looks von Khaite HW23 für NYFW. Bild: Hanna Tveite / Khaite

Die Lieblinge der sozialen Medien

Während Marken ihre eigenen internen Strategien in Angriff nahmen, sorgten andere für Diskussionen in den sozialen Medien und zogen die Aufmerksamkeit auf sich, sei es durch ihre skurrilen Präsentationen oder ihren flapsigen PR-Stil. Dion Lee und Collina Strada fingen ein Gefühl für die Natur in ihren Kollektionen ein, indem sie die Tierwelt wortwörtlich in ihre Präsentationen einfließen ließen. Letztere hinterließ jedoch einen besonderen Eindruck bei den Zuschauer:innen, da die Designerin Hillary Taymour sich dafür entschied, Models mit Tiermasken auf dem Laufsteg zu zeigen. In einem Gespräch mit Vogue erklärte die junge Designerin, dass die Kollektion, die größtenteils eine gehobene Version amerikanischer Sportswear darstellte, das Ergebnis ihres Experiments zwischen dem Gleichgewicht der Mode und der Rezession war - ein unausweichlicher Faktor jeder Modewoche bisher.

Looks von Collina Strada HW23 für NYFW. Bild: Launchmetrics Spotlight
Looks von Collina Strada HW23 für NYFW. Bild: Launchmetrics Spotlight

Während die einen auf dem Laufsteg zu unauffälliger Extravaganz griffen, setzten andere auf ihren Kommunikationsstil, der sich in ihren Einladungen widerspiegelt - ein Element der Modewoche, das zunehmend an Einfluss gewinnt - man denke nur an Balenciagas kaputte iPhones für HW22 oder Virgil Ablohs Louis Vuitton-Uhr. In Anbetracht des makroökonomischen Klimas entschieden sich die Designer:innen auf der NYFW jedoch für etwas dezentere Ideen. Area zum Beispiel forderte seine Gäste mit einer vermeintlichen Lebensmitteltüte mit lebensechten Bananennachbildungen zur Teilnahme auf. Die Frucht fand auch ihren Weg in die Kollektion der Marke und inspirierte Formen von Röcken und Kleidern.

Ähnlich wie bei seiner auf Upcycling ausgerichteten HW23-Kollektion rückte Heron Preston das Thema Recycling noch weiter in den Vordergrund, indem er 400 Einladungen aus weggeworfenen Gegenständen aus dem New Yorker Müll entwarf, den er in einer Videovorschau vor der Show durchwühlte. Die in Kunstwerke verwandelten Einladungen basieren auf Prestons Philosophie der “geringeren Umweltzerstörung”, die er sowohl in seinen Kreationen als auch in seinen Arbeitsmethoden deutlich macht. Zu den Einladungen erklärte der Designer auf seiner Instagram-Seite: “Wenn sie weggeworfen werden, werden sie wieder zu Müll, und wenn man sie behält, ist es ein Schatz, den man sammeln kann. So oder so, es ist ein Gewinn. Wenn eine Modenschau-Einladung keinen Nutzen hat, dann ist die Wahrscheinlichkeit, dass sie weggeworfen wird, sehr hoch. Verschwendung.”

Looks von Area HW23 für NYFW. Bild: Launchmetrics Spotlight
Looks von Area HW23 für NYFW. Bild: Launchmetrics Spotlight
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Dieser Artikel erschien ursprünglich auf FashionUntited.uk. Übersetzt und bearbeitet von Simone Preuss.

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