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Verbrennt H&M mehr Kleidung als angenommen?

Von Simone Preuss

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Mode

Nach Enthüllungen des dänischen TV-Programms ‚Operation X‘ musste sich der schwedische Moderiese H&M erst im Oktober Anschuldigungen stellen, er verbrenne jährlich 12 Tonnen unverkaufter Kleidungsstücke. Branche und Kunden haben sich von dem Schock noch immer nicht erholt, und schon geht es weiter: Jetzt berichtete das dänische Medienunternehmen SVT, dass H&M im Jahr 2016 19 Tonnen neuer Kleidung im Müllverbrennungswerk im schwedischen Västerås vernichtet haben soll.

Statt der ursprünglich angenommenen 60 Tonnen neuer Kleidung hat H&M seit 2013 nach den neuen Erkenntnissen sogar wesentlich mehr verbrannt. H&M bestreitet die Anschuldigungen weiterhin und betont, nur Kleidung zu verbrennen, die nicht den Sicherheitsvorschriften entspricht. Bleibt die Frage, wie H&M soviel potentiell schädliche Kleidungsstücke überhaupt produzieren kann, besonders angesichts der Verpflichtung des Unternehmens, bis 2020 alle gefährlichen Chemikalien aus seinen Produkten verbannen zu wollen?

„Sollte ein Unternehmen, das sich dem Recycling verschrieben hat, nicht einen Weg finden, kontaminierte Etiketten aus seinen Jeans zu entfernen und den Rest zu recyceln?“, argumentierte auch Kirsten Brodde, Projektleiterin von 'Detox my Fashion' bei Greenpeace. „Wenn sie das Problem mit gefährlichen Chemikalien ernst nehmen, dürfen sie keine potenziell schädlichen Substanzen in die Atmosphäre abgeben.“

„Die erste Frage, die sich mir stellt, ist, warum es so hohe Chemikalienmengen in Produkten gibt, dass sie nicht verkauft werden können?“, kommentierte die schwedische Umweltministerin Karolina Skog gegenüber SVT. „Ich denke, es ist ein Zeichen, das etwas problematisch ist. Dies spiegelt den verstärkten Gebrauch von Chemikalien in der Produktion wider.“

Das Recycling von Kleidungsstücken, insbesondere von potentiell schädlichen, bleibt jedoch ein Problem, dem die gesamte Branche gegenübersteht. „Wir sehen definitiv, dass dies ein Problem ist, das wir ansprechen wollen“, sagte Cecilia Strömblad Brännsten, Umweltkoordinatorin bei H&M gegenüber SVT.

Leider ist die Praxis, ungewünschte Kleidung zu vernichten, in der Branche kein Einzelfall, sondern eher gang und gäbe. Der dänische Modekonzern Bestseller zum Beispiel, zu dem die Marken Vero Moda, Only und Jack & Jones gehören, soll im letzten Jahr sogar über 49 Tonnen Kleidung, Schuhe und Accessoires verbrannt haben. Die Anschuldigungen treffen H&M jedoch besonders hart, da sich das Unternehmen seit Jahren bemüht, führend in puncto Nachhaltigkeit zu werden.

„Wir sehen Kleidung und Textilien als Ressourcen, die viel zu wertvoll sind, um sie zu zerstören“, sagte H&M in einer Erklärung an FashionUnited UK. „Stattdessen werden alle Produkte, die sicher sind, in unseren Filialen verkauft oder wiederverwendet und recycelt. Darüber hinaus möchten wir, dass unsere Kunden wissen, dass die Kleidung, die wir in unseren Filialen durch unsere Sammelaktion zusammengebracht haben, direkt zur Wiederverwendung und zum Recycling geschickt wird. Seit 2013 haben wir 55.000 Tonnen Textilien gesammelt und wollen es unseren Kunden auch weiterhin leicht machen, gebrauchter Kleidung ein neues Leben zu geben.“

H&M betont auch, dass die Langlebigkeit von Produkten aus Umweltaspekten wichtig für das Unternehmen ist, unabhängig davon, ob die Kleidung an eine Wohltätigkeitsorganisation oder an eine Wiederverwertungs- oder Recyclingfirma geht. Zudem will der Konzern sich bemühen, die Menge der Kleidungsstücke, die jedes Jahr verbrannt wird, zu reduzieren. „Wir möchten natürlich alle unsere Produkte an unsere Kunden verkaufen. Deshalb arbeiten wir gemeinsam mit Zulieferern vorbeugend an der Verbesserung der Prozesse - und die Menge an Kleidungsstücken, die zur Vernichtung geschickt wird, nimmt jedes Jahr ab. Wir haben strenge Vorschriften für Chemikalien und unser Ziel ist es, die Chemikalien bis 2020 zu eliminieren, die wir in unserer Produktion als gefährlich eingestuft haben“, heißt es abschließend vom Unternehmen.

Fotos: H&M Holiday Edition und Erdem x H&M; brennendes T-Shirt: William Farr
überproduktion
H&M