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Vietnamesischer Jeansproduzent Saitex setzt auf Produktion in den USA

Von Robyn Turk

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Die vietnamesische Fabrik Saitex, die Denim-Linien für Marken wie Everlane, G-Star Raw, Polo Ralph Lauren und Target produziert, sorgte kürzlich für Schlagzeilen, als J.Crew und Madewell die Einführung von Fair-Trade-Linien ankündigten. Die "weltweit sauberste Denimfabrik", wie Everlane Saitex auf seiner Website beschreibt, bringt ihre ökologische Denimproduktion zurück auf amerikanischen Boden.

Saitex-Gründer Sanjeev Bahl setzte sich mit FashionUnited zusammen, um seine Pläne für Saitex-Werke in den USA zu besprechen, die in Los Angeles im ersten Quartal 2019 und im New Yorker Tri-State-Bereich im vierten Quartal 2020 eröffnet werden sollen.

Die vietnamesische Fabrik, die seit 2010 in Betrieb ist, hat die Auswirkungen der Denimproduktion auf die Umwelt durch eine neue Technologie und ein exklusives Verfahren, das 98 Prozent des eingesetzten Wassers recycelt, stark verringert. Insgesamt verbraucht Saitex etwa 0,8 Liter pro Jeans bei 18.000 Paar, die es jährlich produziert. Es hofft, den Wasserverbrauch bis Ende dieses Jahres auf nur noch 0,5 Liter pro Jeans zu senken.

Damit hat Saitex bewiesen, dass eine nachhaltige Denimproduktion die Produktionskosten für die Marke nicht erhöhen muss. Die von Blue Sign-geprüfte, Fair Trade- und LEED-zertifizierte Einrichtung gibt jährlich 350.000 Dollar für Wasser aus. Zum Vergleich: Die meisten Mitbewerber geben jährlich 750.000 Dollar für Wasser aus.

Für die nächste Herausforderung will Saitex die Kosten für in den USA hergestellte Denim durch die Schaffung eines automatisierten Prozesses in den geplanten amerikanischen Werken senken.

„Es handelt sich um ein sehr modernes Format. Mehr Robotik, mehr Automatisierung, weniger Menschen“, sagte Bahl. „Wir haben diesen Prozess in der Saitex-Fabrik in Vietnam in den letzten fünf Jahren entwickelt. Es ist eine großartige Gelegenheit für uns, all die Komponenten, die wir in Einzelteilen aufgebaut haben, unter einem Dach in Los Angeles zusammenzubringen. Um 1.000 Jeans pro Tag in Vietnam herzustellen, brauchen wir 100 Menschen. In LA schaffen wir es mit 50.“

Auf welche Bereiche können sich Denim-Marken konzentrieren, um Nachhaltigkeit zu fördern?

„Man kann weiterhin eine Sache nach der anderen angehen, aber das löst das Problem nicht. Wenn du mich fragst: hasse ich das Wort "Nachhaltigkeit". Es ist das am häufigsten missbrauchte Wort.“

„Stattdessen benutze ich "Folgen". Ich möchte nicht nur Marken, sondern auch Fabriken und Unternehmen ermutigen, die Folgen ihrer Produktion zu kartografieren. Es ist ein allmählicher Prozess, solange die positiven Aspekte die negativen überwiegen. Man schafft so einen positiven Nettoeffekt. Wenn alle zurück zum Reißbrett kommen.“

Wenn wir über die Folgen sprechen, können die Säulen dessen soziale, ökologische, finanzielle und steuerliche Folgen sein. Man muss finanziell gesund und profitabel sein, denn wenn man es nicht ist, gibt es nur wenig, was man tun kann, um einen kreativen positiven Einfluss auf die soziale und ökologische Bilanz zu erzielen. Blickt man auf die Länder der Dritten Welt, dann geht es darum, das Leben der Arbeitskräfte zu verbessern und positive Folgen für die Menschen jenseits der Grenzen, jenseits des weißen Zauns hiesiger Konsumenten zu erzielen.

Wie schaffen Sie positive soziale Auswirkungen in westlichen Ländern?

Für uns ist es wirklich interessant, hier in den USA ein Modell zu errichten, das auf Automatisierung und Effizienz basiert. Die Technologie ist so weit fortgeschritten, und es besteht derzeit eine große Chance, diese Technologie in den USA oder Europa wieder einzusetzen, um positive soziale Ergebnisse zu erzielen und verloren gegangene Arbeitsplätze zu schaffen

Unser Mantra ist einfach. Wir würden das Produkt zu wahrscheinlich den gleichen Preisen positionieren, die die Marken heute aus Mexiko beziehen. Unser erstes Ziel ist es, auf Augenhöhe mit den üblichen Preisen der westlichen Hemisphäre zu sein, aber ‘Made in USA’. Das ist etwas, von dem wir glauben, dass wir es schaffen können. In dem Moment, in dem wir das schaffen, ist es wohl klar, dass jeder, der in Mexiko produziert, stattdessen lieber hier produzieren wollen wird.

Haben Sie bemerkt, dass es bei amerikanischen Denim-Marken, die auf diese "Made in U.S." Komponente setzen, seit der Schließung von Cone's White Oak Mill eine Lücke zu füllen gibt?

Es ist sehr traurig, was passiert ist. White Oak war eine besondere Marke und eine Institution. So ist ein strahlendes Vorbild einfach verschwunden. Abgesehen davon gibt es aber noch einige Fabriken, die in Betrieb sind, es ist nicht so, als wäre das das letzte Aufgebot gewesen. Für jedes Produkt, das hier hergestellt wird, brauchen wir ein Ökosystem um es herum. Wir sprechen über das Ökosystem in Stoffen, Zutaten, Wäschereien und Produktionsquellen. Ich denke, jemand muss diese Hoffnung zurückbringen, damit dies ein skalierbares Modell sein kann. Sobald wir das geschafft haben, ist es unsere Aufgabe, sicherzustellen, dass das Ökosystem funktioniert und finanziert wird. Ich denke, es ist möglich, aber es wird eine Menge Arbeit erfordern.

Wie lange würden Sie brauchen, um dieses Ökosystem wieder aufzubauen?

Woran Saitex gerade arbeitet, ist genau dieser Aufbau unseres eigenen Ökosystems, während wir andere ermutigen, sich an diesem Bereich des Wandels zu beteiligen. Wir kommen ziemlich schnell in die Vertikalisierung und wollen zu einem zirkulären Wirtschaftsakteur werden. Zu diesem Bereich des Wandels gehören massive Investitionen. Der Aufau einer Stofffabrik würde es uns ermöglichen, Materialien für einen bestimmten Zweck herzustellen. Dieser Stoff aus unserer eigenen Fabrik kann vorerst in die Produktionsstätten in Vietnam oder LA integriert werden. Dann werden wir sehen, wie alles läuft. Phase zwei könnte dann sein – sobald wir in den USA auf der Produktionsseite hochgestuft haben – die USA dann als eine eigenständige Einheit zu sehen. Anstatt Stoffe von Asien in die USA zu transportieren, würde es Sinn ergeben, dass wir uns in der nächsten Phase mit dem Aufbau einer Stofffabrik hier befassen. Die Möglichkeiten sind endlos. Aber wir müssen irgendwo anfangen.

Dieser Artikel wurde zuvor auf FashionUnited.uk veröffentlicht. Übersetzung und Bearbeitung: Barbara Russ

Foto: Pexels

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