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Wie Next-Gen-Leder die Textilbranche aufmischt

Von Don-Alvin Adegeest

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Mode

Bild: Planet Tracker

Lederwaren sind seit langem ein wichtiger Gewinnbringer für Mode- und Luxusunternehmen, und die weltweite Nachfrage nach Lederwaren wie Handtaschen wird weiter steigen. Nach Angaben von Marketwatch wird der Wert von derzeit 95,5 Milliarden US-Dollar (gut 89 Milliarden Euro) bis Ende 2026 auf 122,7 Milliarden US-Dollar (fast 115 Milliarden Euro) ansteigen.

Diese wachsende Nachfrage nach Leder und Materialien tierischen Ursprungs verschärft laut Planet Tracker die Nachhaltigkeitskrise und hat einen übergroßen Einfluss auf Klimawandel, Ressourcennutzung, Umweltzerstörung, die öffentliche Gesundheit, Menschenrechte und den Tierschutz. Planet Tracker ist eine Organisation, die sich zum Ziel gesetzt hat, die Praktiken von Finanzentscheidenden zu ändern, um einen ökologischen Kollaps zu vermeiden.

Im letzten Monat stellte Stella McCartney unter großem Aufsehen eine vegane Luxushandtasche aus Myzel vor, aber das Londoner Modehaus wird ein Nischenanbieter bleiben, da es keine Massenware verkauft.

Angesichts von Unternehmen wie LVMH, die für ihre Mode- und Lederwarenkategorien Rekordgewinne verbuchen (etwa einen Anstieg um 51 Prozent im Jahr 2019), suchen Verbraucher:innen und Unternehmen gleichermaßen nach nachhaltigen Alternativen, die funktional, modisch und kostengünstig sind.

Wie würde eine Modebranche ohne Tierleder aussehen?

Eine neue Studie von Planet Tracker geht der Frage nach, wie die Modebranche ohne Leder aussehen würde - und vor allem, was dies für die Umwelt bedeuten würde. Pionier:innen, die alternative Textilien entwickeln, könnten schon bald den Markt für Lederwaren verändern; mit weitreichenden Auswirkungen nicht nur für die Umwelt, sondern auch für Landwirt:innen und diejenigen, deren Lebensunterhalt von der Aufzucht und dem Verkauf von Vieh abhängt.

Untersuchungen von Dr. Catherine Tubb, Leiterin des Bereichs Textilien bei Planet Tracker, zeigen, dass jede Störung der Textilindustrie den Zugang zu billigeren und besseren Alternativen zu den heute verwendeten Materialien ermöglichen sollte. Die Gewinner:innen werden deshalb immer diejenigen sein, die besser und billiger sind, was bedeutet, dass ein Umbruch aus wirtschaftlicher Sicht unvermeidlich ist.

Von Kühen gewonnenes Rinderleder macht über 65 Prozent des weltweiten Ledermarktes aus, und mehr als die Hälfte davon wird zur Herstellung von Schuhen verwendet. Dr. Tubb stellt fest, dass die Lederindustrie selbst äußerst ineffizient ist, da die Häute nur eine begrenzte Größe haben und die Qualität variiert. Vor allem fällt viel Abfall an, nicht nur bei der Verarbeitung, sondern auch bei der Nutzung der unkonventionellen Formen, die Tierhäute haben, und vieles bleibt ungenutzt.

In der Vergangenheit wurden viele Lederalternativen aus Kunststoff hergestellt, was auch heute den Großteil der synthetischen oder Kunstleder/veganen Optionen ausmacht. Neue Möglichkeiten auf der Grundlage von Inhaltsstoffen wie von im Labor gezüchteten Lösungen bis hin zu biobasierten Materialien der nächsten Generation bieten Alternativen zu fossilen Materialien. Diese aufregende neue Phase ist bereits dabei, die Branche umzukrempeln und ein überlegenes Endprodukt zu liefern, das Eigenschaften von Leder wie Geschmeidigkeit, Finish, Haltbarkeit, Durchlässigkeit und Wärme aufweist.

FashionUnited fragte Dr. Tubb, wie sich die Umstellung auf neue Materialien auf Luxusunternehmen und -marken auswirken würde und welche Anreize für sie bestünden, sich an der Pionierphase zu beteiligen.

Da Luxusmarken sich ihr Leder bereits Jahre im Voraus sichern, leiden sie weniger unter Lieferkettenproblemen und sind besser in der Lage, höhere Preise zu verkraften. Könnte dies darauf hindeuten, dass die Umstellung dieser Unternehmen auf alternative Ledersorten langsamer und weniger dringend ist?

Luxusgüterunternehmen haben das Kapital und die Zeit, um bessere alternative Lederquellen zu finden. Während sie also weniger unmittelbare Probleme mit der Lieferkette haben, können sie jetzt in neue Technologien investieren, auch wenn es sich erst in drei bis fünf Jahren auszahlt. Diese Materialien der nächsten Generation bieten weitere Vorteile, die für Luxusgüterunternehmen attraktiv sind, zum Beispiel eine bessere Umweltbilanz sowohl bei der Herstellung als auch am Ende ihrer Lebensdauer. Es ist wahrscheinlich, dass Luxusgüterunternehmen die ersten Anwender sein werden, da die Produkte zunächst noch teurer sind; die Kosten werden jedoch schnell sinken.

Letztendlich werden Technologie und das Aufkommen neuer Materialien triumphieren und den Markt für Tierhäute verändern, was sich positiv auf die Abholzung und den CO2-Ausstoß auswirken wird. Wie schnell könnten diese Auswirkungen realistischerweise zu beobachten sein?

Die Branche steckt noch in den Kinderschuhen und wird Kapital benötigen, um diese Anstrengungen auszuweiten. Wenn sich Unternehmen und Verbraucher:innen jedoch erst einmal auf die neuen Technologien eingelassen haben, wird die Umwälzung wahrscheinlich schneller vonstatten gehen, als erwartet. In zehn Jahren werden diese Technologien wahrscheinlich so viel besser und billiger sein, dass es wirtschaftlich keinen Sinn mehr macht, traditionelle tierische Quellen für Leder zu verwenden.

Keine Zeit zu verlieren

Jedes Jahr werden unvorstellbare vier Milliarden Landtiere für die Materialindustrie geschlachtet, gerupft oder geschoren. 25 Prozent des weltweiten Kohlenstoffbudgets werden bis 2050 von der Modebranche verbraucht, wenn keine Änderungen vorgenommen werden. Da mehr als die Hälfte der Verbraucher:innen bereit ist, aufgrund der Umweltauswirkungen Alternativen zu Leder zu kaufen, kann dieser Wandel nicht früh genug kommen.

Quellen: Planet Tracker und Initiative für Materialinnovation

Dieser Artikel erschien ursprünglich auf FashionUnited.uk. Bearbeitet und übersetzt von Simone Preuss.

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