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Zwischen Gorpcore, Jugend und Tradition: Drei Trends von der Messe Chic Shanghai

Von Rachel Douglass

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Mode

Shi San Yu, Chic Shanghai HW23. Bild: FashionUnited

Von der Shanghai Fashion Week zur Modemesse Chic Shanghai – nur wenige Wochen nach der Öffnung der chinesischen Grenzen für ausländische Besucher:innen kommt die Modeindustrie des Landes wieder in Schwung. Shanghai geht voran, setzt sich für lokales Design und Handwerk ein und nimmt damit starken Einfluss auf die gesamte Modeszene Chinas. Beide Veranstaltungen fanden in der letzten Märzwoche statt. Dabei bot besonders die Modemesse Chic Shanghai einen umfassenden Überblick über die derzeitige Situation auf dem chinesischen Markt.

Auf der Veranstaltung, die vom 28. bis zum 30.März stattfand, waren fast 1.300 Aussteller:innen auf einer Fläche von 117.200 Quadratmetern vertreten. Es ist das erste Mal seit 2019, dass die Messe ihre Türen öffnet, nachdem sie pandemiebedingt schließen musste – doch ihr Einfluss blieb unangefochten.

Die ausstellenden Marken nutzten die Gelegenheit, ihre Produkte zu präsentieren. Bei den Designs und Trends wird deutlich wie die letzten drei Jahre die Branche beeinflussten und auch, wie sich die Design- und Kund:innenwerte angesichts der schwierigen Zeiten veränderten. Vor allem junge Menschen, die sich in einem prägenden Lebensabschnitt befinden, war es eine Zeit, in der sie herausfanden, wer sie sind oder wer sie sein wollen. Die Trends, die von dieser jungen Altersgruppe ausgingen, wurden stark von dem beeinflusst, was die Pandemie ihnen genommen hat. Nun kehren sie entweder zu traditionellen Werten zurück oder gehen hinaus in die Natur, um die Welt zu erkunden.

FashionUnited hat die drei wichtigsten Trends der Chic Shanghai zusammengetragen, die das Gen-Z-Publikum in China und seine heutigen Werte definieren.

Guochao – traditionelle Werte

Shi San Yu, Chic Shanghai HW23. Bild: FashionUnited

'Guochao' – auch bekannt als nationaler Trend – hat sich 2020 in der Jugendszene durchgesetzt. Seitdem hat der Trend jedoch eine neue Form angenommen, da sich die Kund:innen zunehmend mit sich selbst und ihrem individuellen Stil auseinandersetzen. Ursprünglich bezieht sich 'Guochao' eher auf die älteren Generationen, doch die Gen Z und die Millennials haben begonnen, den Trend für sich neu zu definieren. Der Begriff selbst steht für Kleidung, die die traditionelle chinesische Designästhetik aufgreift – wenn auch in modernisierter Form. Verbraucher:innen haben sich Marken und Werten zugewandt, die stärker mit ihrer eigenen Kultur verbunden sind. In der Vergangenheit erschien 'Guochao' näher an historischen Designtechniken, doch unter dem Blick der jüngeren Kundschaft hat sich der Trend zu subtileren Ausdrucksformen des traditionellen Designs verlagert. So entsteht Kleidung, die moderne Details aufweist und in eine moderne Garderobe integriert werden kann.

Hua Mu Shen, Chic Shanghai HW23. Bild: FashionUnited

Diese neue Variante des Trends, ausgelöst durch den Generationswechsel, führt dazu, dass viele jüngere Kund:innen einheimische Marken bevorzugen. Sie wenden sich von namhaften, globalen Marken ab und lokalen Labels zu, da diese ihre Ideale verkörpern und ihre Kultur repräsentieren. Diese lokalen Marken wurden auf der Messe in einem speziellen Bereich direkt am Eingang des Veranstaltungsortes hervorgehoben. Auf 13 Ausstellungsflächen waren Labels und Einzelhändler:innen vertreten, die sich auf den 'Guochao'-Trend spezialisiert haben und aufwendige, technische Kleidungsstücke mit Stickereien und klassischen Silhouetten präsentierten. Unter den Ausstellenden waren auch Shi San Yu und Double Seventh. Beide Modeschaffenden haben eine große Fangemeinde in den Sozialen Medien und ihre Stände wurden von zahlreichen jungen Besucher:innen aufgesucht . Um nach wie vor in ihrer Nische zu agieren, sind Labels aus diesem Bereich überwiegend online vertreten und selten physisch präsent.

Double Seventh, Chic Shanghai. Bild: FashionUnited

Songchi Gan – lässige Damenmode

Calm Breeze, Chic Shanghai HW23. Bild: FashionUnited

Ein weiterer Trend, der ebenfalls in den Sozialen Medien auf große Resonanz stößt, ist ‘Songchi Gan’. Ein Trend, der eng mit Bequemlichkeit verbunden ist. Der Begriff ‘Songchi’ bezieht sich weniger auf Kleidung, sondern vielmehr auf eine Lebenseinstellung. Diese wird typischerweise von jüngeren Verbraucher:innen eingenommen , die mit starren Schönheitsidealen und Normen brechen und eine entspanntere, selbstbewusstere Haltung einnehmen. Diese Haltung hat sich natürlich auch in der Mode niedergeschlagen. In Form von mühelosen Looks, die mehr auf Komfort als auf Stil ausgerichtet sind. Das zeigt sich vor allem in der Verwendung von übergrößen und entspannten Passformen, dezenten Tönen, minimalistischen Details und monochromen Farbpaletten.

Calm Breeze, Chic Shanghai HW23. Bild: FashionUnited

Eine ganze Reihe von Marken hat diesen Trend auf der Messe aufgegriffen. Allen voran das Label Calm Breeze, das Mensch und Natur in Einklang bringen will. Für ihre Kollektion aus locker sitzender und bequemer Kleidung verwendet die Marke verschiedene traditionelle asiatische Produktionstechniken, wie Batik, Uragiri – das ‘Schnitzen’ von Materialien – und Wabi-Sabi, eine japanische Philosophie, bei der es darum geht, den Wert in der Unvollkommenheit und der Reparatur von Gegenständen zu finden. Eine weitere Marke, die den ‘Songchi Gan’-Trend aufgreift, ist das Taschenlabel Wow-In. Seine Auswahl an Accessoires basiert auf der Idee, benutzerfreundliche, leichte Produkte anzubieten, die sowohl simpel als auch praktisch sind.

Wow-In, Chic Shanghai HW23. Bild: FashionUnited

Gorpcore

Tiform, Chic Shanghai HW23. Image: FashionUnited

Wie überall auf der Welt hat die Pandemie auch bei den chinesischen Verbraucher:innen den Wunsch geweckt, die Natur zu entdecken und sich von den Zwängen ihres Zuhauses zu befreien. Als Reaktion haben vor allem die Verbrauchenden in den Städten begonnen, ihren urbanen Lebensstil mit ihrem Bedürfnis, sich in der Natur aufzuhalten, zu verbinden. Das Ergebnis? Eine Mischung aus Alltags- und Oberbekleidung mit modischen Statement-Pieces. Bei Gorpcore nehmen praktische und funktionale Kleidungsstücke eine modische Rolle ein. So können sie sowohl im Alltag, als auch zu bestimmten Anlässen getragen werden. Es geht um das Zusammenspiel aus Performance und Stil.

Dieser Trend wurde zunächst durch die zunehmende Zusammenarbeit mit namhaften internationalen Marken wie The North Face und Supreme ausgelöst. Die Labels auf der Chic Shanghai gingen noch einen Schritt weiter und brachten mehr modische Elemente in ihre Looks ein. So zeigte die Marke Tiform ein Kleid mit einem netzartigen Reifrock, das mit einer wasserdichten Jacke kombiniert wurde und lockte damit den ganzen Tag über Menschenmassen an. Diese Ästhetik zog sich durch die gesamte Kollektion der Marke, in der verschiedene Outdoor-Silhouetten in Form von trendigen Modestatements neue Gestalten annahmen. Auch das Label Guan Xuan kombinierte verschiedene Stile miteinander, indem es seine Pufferjacken und gefütterten Mäntel mit fließenden Blumen- und Seidenröcken kombinierte und damit die Wahrnehmung von naturnaher Bekleidung erneut veränderte.

Quan Xuan, Chic Shanghai HW23. Bild: FashionUnited

Dieser übersetzte und bearbeitete Beitrag erschien zuvor auf FashionUnited.uk. Übersetzung und Bearbeitung: Pia Schulz

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