Adidas, Reebok und Patagonia führen 2019 den Fashion Transparency Index an
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Adidas, Reebok und Patagonia waren die drei bestplatzierten Marken im diesjährigen Fashion Transparency Index, der diese Woche von der gemeinnützigen Organisation Fashion Revolution veröffentlicht wurde. Sie alle erzielten 64 Prozent von 250 möglichen Punkten. Auf Adidas, Reebok und Patagonia folgen Esprit und H&M, die beide 61 Prozent erzielten.
Dies ist das erste Mal, dass eine Marke in der Geschichte des Index eine Punktzahl von mehr als 60 Prozent erhält – 2017 erreichten alle noch weniger als 50 Prozent – was zeigt, dass die Modebranche in letzter Zeit bedeutende Schritte unternommen hat, um transparenter zu werden, weil bewusster werdende Verbraucher das von ihnen erwarten. Eine kürzlich von Fashion Revolution und Ipsos Mori durchgeführte Umfrage unter 5.000 Verbrauchern in ganz Europa ergab, dass 80 Prozent von ihnen der Meinung sind, dass Modemarken ihre Hersteller offenlegen sollten.
"Diese Marken legen ein breites Spektrum an Menschenrechts- und Umweltrichtlinien und -verpflichtungen offen, ebenso Informationen darüber, wie die Verantwortung im gesamten Unternehmen geregelt wird, wer ihre Lieferanten sind und einige Angaben zu den Ergebnisse und Auswirkungen ihrer Nachhaltigkeitspraktiken", sagte Fashion Revolution über die Top 5 Unternehmen: "Transparenz bedeutet nicht nur, die guten Geschichten zu teilen oder nur konforme, gut funktionierende Lieferanten zu veröffentlichen. Es geht darum, das Gesamtbild zu präsentieren", erklärte das Unternehmen.
Der Index analysierte in diesem Jahr 200 der weltweit größten Modemarken und Einzelhändler mit Umsatz von 500 Millionen US-Dollar und mehr. Im vergangenen Jahr waren es noch 150. Der Durchschnittswert in diesem Jahr lag bei 21 Prozent (ein Plus von 4 Prozent gegenüber 2018), wobei mehrere Marken erstmals Sozial- und Umweltinformationen veröffentlichten, darunter Chanel, Desigual, Dior, S.Oliver und Sandro.
Lieferanten
Die Anzahl der Modeunternehmen, die ihre Lieferantenliste offenlegen, ist gestiegen: 70 der 200 Konzerne geben 2019 ihre Hersteller der ersten Ebene an, im Vergleich zu 55 im Vorjahr und 32 Brands 2017. Viel seltener verraten Marken ihre Verarbeitungsanlagen, in denen das Entkörnen, Spinnen, Sticken, und Drucken, sowie die Veredelung und das Färben stattfinden: Nur 38 Marken taten das im Jahr 2019, 11 mehr als im Jahr 2018. Ein deutlicher Anstieg verzeichnete die Zahl der Unternehmen, die ihre Rohstofflieferanten offenlegten: 10 Marken gewährten 2019 Einblick, 2018 tat dies nur ein einziges Unternehmen.
CO2-Bilanz
Laut Fashion Revolution haben Modeunternehmen noch einen langen Weg vor sich, wenn es darum geht, ihren CO2-Fußabdruck offenzulegen. Trotz der veröffentlichten Daten bekommen die Verbraucher keinen Überblick über das Gesamtbild. Obwohl 55 Prozent der 200 Marken den CO2-Fußabdruck an den eigenen Standorten veröffentlichen, äußern sich die meisten (79 Prozent) nicht über die CO2-Emissionen entlang ihrer Lieferkette, wo über 50 Prozent der Emissionen der Branche anfallen, so die Nachhaltigkeitsmetrik des Unternehmens Quantis.
Image: Arbeiterinnen in einer Bekleidungsfabrik in Kambodscha. 2014 Samer Muscati/Human Rights Watch; Quelle: Human Rights Watch Website, Creative Commons Lizenz.
Gleichstellung der Geschlechter
Angesichts der Anzahl der Kollektionen, die wir zum Internationalen Frauentag gesehen haben, könnte man davon ausgehen, dass Modemarken und Einzelhändler genauso lautstark über die Schritte sprechen, die sie unternehmen, um die Gleichstellung der Geschlechter in ihren Werken und ihrer Lieferkette zu erhöhen.
Nun könnte nichts weiter von der Wahrheit entfernt sein. Von den 200 in diesem Jahr betrachteten Marken geben nur 37,5 Prozent an, sich an Projekten zu beteiligen, die sich auf die Stärkung von Frauen konzentrieren, verglichen mit 40 Prozent im Vorjahr. Während 37 Prozent der Labels Richtlinien zur Lohngleichheit veröffentlichen, zeigen nur 33 Prozent die tatsächliche Geschlechterdifferenz in ihrem Unternehmen. Darüber hinaus veröffentlichen weniger als 2 Prozent der Marken Daten über das Auftreten von geschlechtsspezifischen Arbeitsrechtsverletzungen in den Einrichtungen der Lieferanten.
Wenn man bedenkt, dass in der Modebranche Millionen von Frauen beschäftigt sind, sollten Marken viel mehr Informationen darüber kommunizieren, wie sie die Gleichstellung der Geschlechter angehen", heißt es in dem Bericht von Fashion Revolution. Das Unternehmen schätzt, dass 70-80 Prozent aller Menschen, die in der Modebranche arbeiten, von der Fabrik bis in die Werkstatt, weiblich sind.
Nachhaltige Materialien
In letzter Zeit scheint es, dass die meisten großen Modelabels Produkte auf den Markt bringen, die recycelte Kunststoffflaschen enthalten: Adidas, Puma, Everlane, C&A... Die Liste der Marken ist lang. Oft werden diese Linien von Zusagen begleitet, den Einsatz nachhaltiger Materialien wie recyceltem Polyester, Bio-Baumwolle und Lyocell zu erhöhen. Während diese Bestrebungen gewürdigt werden sollten, zeigt der Bericht von Fashion Revolution, dass es noch einen langen Weg zur vollständigen Transparenz bei den verwendeten Materialien gibt: Obwohl 43 Prozent der Unternehmen eine Strategie oder einen Zeitplan für den Einsatz nachhaltiger Materialien veröffentlichen, geben nur 29 Prozent von ihnen den Anteil der in jedem Produkt verwendeten nachhaltigen Materialien an.
Menschenrechte und faire Löhne
Insgesamt scheinen die Themen Menschenrechte und faire Löhne für Modemarken nicht so wichtig zu sein, wie Umweltthemen: Während 54 Prozent der von Fashion Revolution analysierten Unternehmen eine Liste von Zielen zur Verbesserung ihrer Umweltauswirkungen veröffentlichen, taten nur 40 Prozent dasselbe für Menschenrechte.
Laut dem Fashion Transparency Index 2019 veröffentlichen nur 3 Prozent der analysierten Modemarken eine Methode zur Ermittlung der Lohnkosten in ihren Preisverhandlungen mit Lieferanten.
Dieser Beitrag erschien zuvor auf FashionUnited.uk. Übersetzung und Bearbeitung: Weixin Zha
Bild: Adidas Facebook, mit freundlicher Genehmigung von H&M, Pexels, Everlane Facebook, mit freundlicher Genehmigung der Clean Clothes Campaign.