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Bangladesh Accord endet acht Jahre nach Rana Plaza: Arbeiter brauchen weiterhin Rechtsverbindlichkeit

Von Simone Preuss

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Zum achten Mal jährt sich am Samstag der traurige Jahrestag des Rana Plaza-Unglücks in Bangladesch: Dort war am 24. April 2013 in der Nähe von Dhaka ein fünfstöckiges Gebäude eingestürzt, das auch Bekleidungsfabriken beherbergte. Aufgrund von Zeitdruck und Gier wurden die Arbeiter und Arbeiterinnen gezwungen, weiter im Gebäude zu arbeiten, nachdem sich bereits Tage zuvor große Risse an der Fassade zeigten und andere Büros evakuiert wurden. 1.336 Arbeiter und Arbeiterinnen kamen ums Leben; etliche Hundert wurden verletzt und haben heute noch unter den Folgen zu leiden.

Am 15. Mai 2013 wurde das Abkommen zur Brand- und Gebäudesicherheit in Bangladesch (Bangladesh Accord) mit nur 19 Marken und Einzelhändlern sowie zwei Gewerkschaften ins Leben gerufen, die sich für bessere und sichere Bedingungen in den Bekleidungsfabriken in Bangladesch einsetzen wollten. In den acht Jahren seines Bestehens ist es stark gewachsen - heute sind es mehr als 200 Unternehmen, zwei Gewerkschaften, acht Verbände, vier NGOs, die fast 1.700 Bekleidungsfabriken mit über 2 Millionen Arbeitern und Arbeiterinnen vertreten.

Bangladesh Accord umfasst 200 Auftraggeber und mehr als 2 Millionen Arbeiter

Das traurige Ereignis bewirkte etwas Gutes: Auftraggeber und Fabrikbesitzer fühlten sich verantwortlich und taten etwas, um die Lebens und Arbeitsbedingungen der für sie Arbeitenden zu verbessern. Jedes Jahr veröffentlicht das Abkommen einen Bericht, in dem es seine Fortschritte darlegte - Ziele, die erreicht wurden, und solche, die es noch zu erreichen galt.

Jeden Monat wurde zudem ein detailliertes Factsheet veröffentlicht, das den Status der benötigten Brandschutz-, elektrischen und gebäudetechnischen Maßnahmen auflistete. Außerdem gab es vierteljährliche Berichte, Aufzeichnungen der Sitzungen des Beratungsausschusses, Pressemitteilungen und einen Newsletter, die das Tagesgeschehen dokumentierten. Doch Ende Mai 2021 läuft das Abkommen aus und Gewerkschaften und Organisation wie die Kampagne für Saubere Kleidung (CCC-DE) befürchten, dass Auftraggeber und Fabriken bald nicht mehr zur Rechenschaft gezogen werden können.

„Der Accord ist sehr wichtig, da er unabhängig und neutral arbeitet und sich sowohl im Ausland als auch bei den Arbeitern und Arbeiterinnen einen guten Ruf und Glaubwürdigkeit erworben hat. Er garantiert die Sicherheit des Arbeitsplatzes für die Arbeiter und Arbeiterinnen“, sagt etwa Babul Akhter, Gewerkschafter der Bangladesh Garment & Industrial Workers Federation (BGIWF), eine der unterzeichnenden Gewerkschaften.

CCC fordert neues, rechtsverbindliches Abkommen

Um weitere Vorfälle wie Rana Plaza zu vermeiden, fordert die Clean Clothes Campaign (CCC) von Modemarken und Einzelhändlern, bis Juni 2021 ein internationales rechtsverbindliches Abkommen zum Arbeitsschutz und zu einem starken Beschwerdemechanismus zu unterzeichnen.

„Ein internationales verbindliches Abkommen muss unterzeichnet werden, um die effektivsten Elemente des Accords beizubehalten. Es kann ebenfalls dazu genutzt werden, um sicherzustellen, dass schließlich auch andere Länder von einem ähnlichen Programm erfasst werden“, sagt Artemisa Ljarja, Eilaktionskoordinatorin bei CCC-DE.

Auch die Politik ist gefragt und in Deutschland wurde bereits ein Lieferkettengesetz beschlossen. CCC-DE appelliert an die Abgeordneten, die Arbeiter und Arbeiterinnen nicht erneut im Stich zu lassen und für ein starkes Lieferkettengesetz einzutreten.

„Gerade Deutschland hat aufgrund seiner wirtschaftlichen Stärke eine große Verantwortung. Betroffene von Menschenrechtsverstößen brauchen eine Chance, deutsche Firmen zivilrechtlich vor deutschen Gerichten zur Verantwortung zu ziehen. Das Lieferkettengesetz muss Menschen wirksam schützen, also Unternehmen dazu verpflichten, ihre gesamte Lieferkette vorbeugend auf die Einhaltung der Menschenrechte zu überprüfen, nicht nur die direkten Zulieferer. Ohne vorbeugende Maßnahmen, wird es immer wieder zu Unfällen kommen. Es braucht ein starkes Lieferkettengesetz, damit Menschenrechte in den Lieferketten wirklich geachtet werden“, heißt es bei CCC.

Mit 48 unterzeichnenden Modemarken und Einzelhändlern liegt Deutschland auch weit vor anderen Ländern, was die Anzahl der Unternehmen angeht, die den Bangladesh Accord unterzeichnet haben. Diese sollten ihre Bemühungen nahtlos weiter fortsetzen und zusammenarbeiten können, damit ein Zusammenschluss wie der Accord endlich auch auf andere bekleidungsherstellende Länder angewendet werden kann.

Bild: Clean Clothes Campaign

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