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Gap vor der Spaltung: Old Navy passt nicht mehr zum Rest

Von Jan Schroder

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Der US-amerikanische Bekleidungskonzern Gap Inc. schafft sich ab. In der vergangenen Woche verkündete das Unternehmen entsprechende Pläne. Demnach wird das preisgünstige Konzept Old Navy zu einer eigenständigen, börsennotierten Firma unter Leitung der bewährten Chefin Sonia Syngal. Die übrigen Konzernmarken – darunter das traditionsreiche Label Gap – sollen nach der Trennung, die voraussichtlich im Jahr 2020 vollzogen wird, unter dem Dach einer neuen Muttergesellschaft weitermachen. Die wird aber einen anderen, noch unbekannten Namen tragen.

Die Entscheidung zur Aufspaltung resultierte aus gegensätzlichen Entwicklungen bei den einzelnen Konzernsparten in den vergangenen Jahren. Konstante Zuwächse erzielte seit geraumer Zeit nur noch die Marke Old Navy, die mit ihren erschwinglichen Angeboten in einem ganz anderen Marktsegment operiert als die übrigen Segmente. Sie steuerte zuletzt mit 7,8 Milliarden US-Dollar 47 Prozent des Konzernumsatzes bei, einen weitaus größeren Anteil als die viel bekanntere Marke Gap, die seit langem schwächelt und im vergangenen Geschäftsjahr nach einem weiteren Umsatzrückgang nur noch auf knapp 5,2 Milliarden US-Dollar kam.

Die erfolgreiche Marke Old Navy soll eigenständig werden

Angesichts des anhaltenden Erfolgs bedarf Old Navy nun einer ganz anderen Leitlinie als die übrigen Segmente. „Es ist eindeutig, dass sich das Geschäftsmodell und die Zielgruppe von Old Navy in letzter Zeit immer weiter von den anderen Marken entfernt haben. Die Unternehmen benötigen nun unterschiedliche Strategien, um erfolgreich voranzukommen“, erklärte Robert Fisher, der Chairman von Gap Inc., in einer Mitteilung. Beiden Unternehmen bietet die Trennung jedenfalls die Chance, maßgeschneiderte Pläne zu entwickeln und die zur Verfügung stehenden Finanzmittel entsprechend einzusetzen.

Dem Label Gap stehen weitere schmerzhafte Einschnitte bevor

Während es bei Old Navy darum gehen wird, die weitere Expansion vernünftig zu managen und dabei die Kosten im Blich zu behalten, haben die übrigen Marken des Konzerns andere Bedürfnisse. So geht die Marke Gap gerade in die nächste schmerzhafte Restrukturierungsrunde: Etwa 230 Shops der Marke würden in den kommenden beiden Jahren geschlossen, kündigte das Unternehmen vor wenigen Tagen an. Dadurch wird der Jahresumsatz voraussichtlich um weitere 625 Millionen US-Dollar sinken, zudem sind die Einschnitte erst einmal äußerst kostspielig: Gerechnet wird mit Einmalbelastungen vor Steuern im Bereich von 250 bis 300 Millionen US-Dollar. Langfristig verspricht sich Gap von den Maßnahmen jährlichen Kostenersparnissen im Volumen von neunzig Millionen US-Dollar. Außerdem wird durch die Reduzierung der stationären Stores der Umsatzanteil des margenstarken Online-Geschäfts auf etwa vierzig Prozent erhöht.

Die übrigen Konzernmarken müssen nach der Aufspaltung eine gemeinsame Identität finden

Die restlichen Marken, die zusammen mit Gap in der noch namenlosen neuen Dachgesellschaft untergebracht werden, sind äußerst unterschiedlich. Da ist die Premium-Marke Banana Republic, die in den vergangenen Jahren immer wieder schwächelte, aber im Portfolio sind auch jüngere, durchaus wachstumsträchtige Konzepte wie Intermix, Athleta, die erst im vergangenen Jahr gestartete Sportswear-Marke Hill City und künftig auch das gerade zugekaufte Kidswear-Label Janie and Jack. Vereinen soll die verschiedenen Formate unter anderem die Ausrichtung auf ein markenübergreifendes Multi-Channel-Modell, bei dem die digitalen Vertriebskanäle naturgemäß an Bedeutung gewinnen werden. Zudem soll die Selbstverpflichtung auf Werte wie „Nachhaltigkeit und soziale Verantwortung“ für eine gemeinsame, zeitgemäße Identität sorgen.

Ob das nach der Trennung tatsächlich funktioniert, oder ob die Unternehmensgruppe weiter zerfallen wird, muss sich zeigen. Auf Art Peck, den heutigen CEO des Konzerns, der auch die Nachfolgegesellschaft leiten soll, wartet jedenfalls mehr Arbeit als auf Sonia Syngal, die Old Navy als eigenständige, börsennotierte Firma vorerst nur auf dem bewährten Kurs halten muss.

Foto: Old Navy Facebook-Page
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