„Made in China“ nicht länger negativ für Verbraucher
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Die Herkunftsbezeichnung „Made in China“, lange mit minderwertiger Ware und Materialien verbunden, ruft nicht länger negative Assoziationen bei Verbrauchern hervor. In der Modebranche machen chinesische Designer schon seit einiger Zeit auf internationalen Modenschauen von sich reden und auch als Herstellungsland hat China in den letzten Jahren die Löhne für Bekleidungsarbeiter und -arbeiterinnen auf den Mindestlohn oder darüber (aber immer noch unter Existenzminimum) gebracht.
Mit der Folge, dass einige internationale Auftraggeber in günstigere asiatische Länder abgewandert sind, gerade für Bekleidung, die nicht aufwendig herzustellen ist, während China sich auf spezielle Produkte wie Jeans, Stickereien und andere konzentriert hat. „Made in China“ heißt also inzwischen höhere Löhne, gute Verarbeitung und kreative Designs.
„Wir beginnen zunehmend zu sehen, dass Mode, die aus China kommt, sich an die ganze Welt richtet und neue Ideen über das Land schafft - ein neues 'Made in China', das von Qualität und Raffinesse zeugt“, bestätigt Isabelle Capron, Leiterin des Pariser Büros des chinesischen Modekonzerns Icicle, laut AFP.
Chinesische Designer machen sich in Europa einen Namen
Icicle wurde 1997 in Shanghai gegründet, betreibt derzeit über 270 Geschäfte in China und erzielt einen Jahresumsatz von 250 Millionen Euro. Im Sinne seines Mottos „Zurück zur Natur“ bevorzugt das Unternehmen natürliche Stoffe wie Kaschmir, Seide, Baumwolle, Wolle und Leinen. In den drei eigenen Fabriken in China werden natürliche Farbstoffe aus Zwiebeln, Walnussschalen, Deutschem Indigo und Tee zum Färben der Kleidung verwendet.
Trotz dieser Vorteile erntete Capron erstaunte Blicke, als sie sich vor sieben Jahren für den chinesischen Konzern entschied. „Vorurteile sind sehr hartnäckig: Als ich vor sieben Jahren sagte, dass ich mich einer chinesischen Gruppe anschließe, sahen mich einige Leute an und es war klar, dass sie dachten 'die Chinesen haben keinen Geschmack’ und 'sie stellen Waren schlechter Qualität her“, erinnert sich Capron. Seitdem hat jedoch ein Umdenken stattgefunden: „Aber heutzutage gibt es eine Umkehrung, diese neue Welle von chinesischen Marken ist eine Flutwelle“, fügt Cabron hinzu.
In der Tat machen chinesische Designer schon seit einiger Zeit von sich reden, etwa Guo Pei, die mit einem kanariengelben Kleid für die Sängerin Rihanna für die New York Met Gala im Jahr 2015 Schlagzeilen machte. Guo hat inzwischen eine eigene Boutique in Paris und wird auch dieses Jahr zusammen mit Landsleuten wie Uma Wang, Masha Ma, Yang Li, Jarel Zhang, Dawei and Shangguan Zhe in Februar auf den Pariser Laufstegen zu sehen sein.
Designer Shangguan Zhe aus Xiamen und Gründer des Labels Sankuanz debütierte 2015 in London und ist seitdem regelmäßig bei den Paris Männermodeschauen dabei und begegnete keinen Vorurteilen. „Leute von außerhalb der Branche haben eher diese Vorurteile“, sagte der Designer gegenüber AFP in China. „Die Leute aus der Branche sind sich des Niveaus der chinesischen Produktion voll bewusst. Die Qualität wird tatsächlich immer besser“, fügte Shangguan Zhe hinzu.
Paris ist das Zentrum für chinesische Designer in Europa
Das 1978 in Taiwan gegründete Modehaus Shiatzy Chen produziert seine Kleidung in Shanghai und Taipeh und betreibt 70 Boutiquen in Asien. Es ist seit zehn Jahren bei den Pariser Modeschauen dabei und hat eine eigene Boutique in einer der exklusivsten Straßen von Paris. „Paris ist das Zentrum der westlichen Mode und der Geburtsort der Couture. Ein Designstudio in Paris, dem Herzen der Couture, hilft uns, komplexe westliche Konstruktionstechniken zu erforschen und die neuesten Trends zu verfolgen“, erklärt Shiatzy Chen-Gründerin Wang Chen Tsai-Hsia, die als ‘Coco Chanel von Taiwan’ bekannt ist.
„Um attraktiv zu sein, auch für chinesische Kunden, kann sich ein chinesisches Label nicht nur auf Boutiquen im eigenen Land beschränken, es muss auch in Paris präsent sein, was die Chinesen fasziniert“, so der Luxusgüterexperte und Gründer der Paris School of Luxury, Eric Briones. Er weist darauf hin, dass China heute rund 35 Prozent des globalen Luxusgütermarktes ausmacht.
Chinesische Labels drängen nicht nur mit Haute Couture auf den Markt, sondern auch mit Fast Fashion, dem anderen Ende des Modespektrums. Die Modekette Mulaya etwa wird mit chinesischem Kapital betrieben, aber ausschließlich von Europäern geführt. Auch die chinesischen Labels Okeysi und Modelisa sind als solche nicht mehr zu erkennen, sondern bieten modische Kollektionen von angemessener Qualität zu erschwinglichen Preisen an, die zudem in Europa hergestellt werden. „Dieser Aufstieg eines neuen 'Made in China' ist erst der Anfang einer Revolution, initiiert von einer jungen Generation, die chinesische Produkte konsumieren will“, fasst Briones zusammen.
Und eine solche Konsumrevolution dürfte reiferen oder geschichtsinteressierten deutschen Verbrauchern nicht unbekannt sein. Schließlich wurde die Herkunftsbezeichnung „Made in Germany“ in Deutschland nach dem Zweiten Weltkrieg eingeführt, um deutsche, minderwertige Nachahmungen von europäischen Originalen zu unterscheiden. In nur wenigen Jahrzehnten wendete sich jedoch das Blatt und dieselbe Bezeichnung wurde zum Qualitätsmerkmal, das auf der ganzen Welt geschätzt ist. Man darf also auf Chinas Entwicklung gespannt sein.
Foto: Twicepix, Creative Commons