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Nach Pleitewelle bei Esprit: Lizenzmodell als Befreiungsschlag?

Von Jan Schroder

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Ein Store der Marke Esprit Bild: Esprit

Der in Hongkong ansässige Bekleidungsanbieter Esprit Holdings Limited hat angesichts der anhaltenden finanziellen Turbulenzen einen radikalen Schnitt beschlossen.

Das Unternehmen werde sich künftig auf die Verwaltung seiner geistigen Eigentumsrechte und das Lizenzgeschäft beschränken, teilte der Konzern am Montag mit. Alle operativen Aktivitäten von der Produktion über den Vertrieb bis zum Einzelhandel sollen demnach komplett an Lizenzpartner abgegeben werden.

Das Unternehmen will sämtliche operativen Aktivitäten an Lizenzpartner abgeben

Nach den Insolvenzen zahlreicher operativer Tochtergesellschaften sei die Marke Esprit „der wertvollste Vermögensbestandteil“ des Unternehmens, hieß es zur Begründung. Das Unternehmen werde nun in eine reine IP-Management-Firma umgewandelt. „Wenn die richtigen strategischen Partner bereitstehen, bietet ein auf Lizenzen basiertes Geschäftsmodell ein erhebliches Wachstumspotenzial“, teilte Esprit mit.

Das neue Modell bringt nach Angaben des Konzerns zudem Effizienzvorteile auf verschiedenen Ebenen: „Die Lizensierung ermöglicht es dem Unternehmen, die Marke ohne die erheblichen Kapitalaufwendungen für die Produktion, den Vertrieb und die Einzelhandelsaktivitäten zu nutzen“, heißt es in einer Mitteilung. Zudem erhalte es „berechenbare Lizenzeinnahmen“, die den Schwankungen der Nachfrage weniger unterworfen seien, und könne „seine Ressourcen ganz auf das strategische IP-Management und das Marketing konzentrieren“.

Geplant sind strategische Partnerschaften für einzelne Regionen und Kategorien

Darüber hinaus biete das kleinteilig ausgelegte Konzept erhebliche Flexibilität: „Anstatt sich auf einen einzigen globalen Lizenznehmer oder Betreiber zu verlassen, kann das Unternehmen strategische Partnerschaften mit regionalen Akteuren eingehen“, betonte Esprit. Die Zusammenarbeit mit „starken lokalen Partnern“ könne „die Marktdurchdringung verbessern, da diese über ein tiefes Verständnis der örtlichen Vertriebskanäle und regulatorischen Anforderungen verfügen und in der Lage sind, maßgeschneiderte Produkte zu entwickeln, die den Präferenzen der lokalen Kund:innen entsprechen.“ Angedacht ist demnach auch, die Lizenzen für einzelne Produktkategorien in einer Region an verschiedene Partner zu vergeben.

„Durch die sorgfältige Auswahl der Lizenzpartner und die Nutzung der Vorteile des Lizenzmodells strebt das Unternehmen an, die Monetarisierung der globalen Marke Esprit auf nachhaltige Weise zu maximieren“, erklärte der Bekleidungsanbieter. Nach eigenen Angaben befindet er sich bereits in Gesprächen „mit potenziellen Partnern, um strategische Lizenzoptionen für die IP von Esprit zu entwickeln“.

Nach zahlreichen Insolvenzen in Europa: Auch zwei in Hongkong ansässige Tochtergesellschaften werden liquidiert

Neben dem neuen Geschäftsmodell verkündete der Konzern auch die bevorstehende Liquidierung der beiden in Hongkong ansässigen Tochtergesellschaften Esprit Regional Distribution Limited und nd Esprit Retail (Hong Kong) Limited. Im Laufe der vergangenen Monate hatte bereits eine Vielzahl der europäischen Töchter Insolvenz angemeldet. Damit befinden sich nun Gesellschaften, die im vergangenen Geschäftsjahr für insgesamt 98,9 Prozent des Konzernumsatzes verantwortlich waren, in Insolvenz- oder Sanierungsverfahren.

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