P&C ist insolvent - was bis jetzt bekannt ist
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Der größte Multimarken-Modehändler Deutschlands ist insolvent. Peek & Cloppenburg Düsseldorf beantragte am vergangenen Freitag ein Schutzschirmverfahren. Dass dieser Schritt notwendig wurde, überraschte viele in der Modebranche. Bis zuletzt machten sich keine Anzeichen bemerkbar, der Konzern expandierte noch mit neuen Filialen und Übernahmen.
Doch wer steht eigentlich hinter dem Familienkonzern und was ist bisher über die Auswirkungen der Insolvenz bekannt?
Welche Gesellschaften sind betroffen?
Für die Peek & Cloppenburg KG, Düsseldorf, und für die Peek & Cloppenburg Retail Buying GmbH & Co. KG wurde ein Schutzschirmverfahren beantragt. Bei dieser Art von Sanierungsverfahren kann das Unternehmen selbst die nötigen Schritte bestimmen und umsetzen; die Leitung von P&C bleibt bei der Geschäftsführung, die von dem Sanierungsexperten Dirk Andres und dem gerichtlich bestellten Sachwalter Horst Piepenburg begleitet wird. Die Geschäfte in den Filialen und im Onlineshop laufen indes weiter.
Andere Gesellschaften von Peek & Cloppenburg sind nicht betroffen, wie die Gesellschaft von Peek & Cloppenburg in Österreich oder auch der Herrenausstatter Anson’s.
Wer leitet jetzt die Geschäfte?
Die Geschäftsführung besteht nun aus CEO Thomas Freude, Finanzchef Steffen Schüller und dem Sanierungsexperten Dirk Andres. Das bestätigte das Unternehmen am Dienstag.
Online-Chef Sven Bernhardt, Logistikchef Ricardo Carballo, Vertriebschefin Melanie Kleemann, Personalchefin Carolin Schwarz, Damenmode-Einkaufschefin Henriette Tesch und Geschäftsführungsmitglied John Cloppenburg sind nicht mehr in der Geschäftsführung.
Das trifft auch auf Managing Director Edgar Hert zu, dessen Profil auf dem Karrierenetzwerk Linkedin zeigt bereits an, dass er nicht mehr bei P&C tätig ist. P&C hat bestätigt, dass Hert das Unternehmen “auf eigenen Wunsch” zu Ende Februar verlassen hat. Laut einem Bericht der Zeitung Der Welt soll er vor seinem plötzlichen Weggang aber noch ein Interview über die neue Strategie von P&C am 13. März geplant haben.
Was hat zur Insolvenz geführt?
Nach den eigenen Angaben des Unternehmens lag der Grund vor allem in den hohen Investitionen für das Onlinegeschäft. Hier soll ein dreistelliger Millionenbetrag geflossen sein. Aber der Ausbau der Online-Aktivitäten brachte nicht die erhofften Einnahmen. Hinzu kamen noch die Umsatzeinbrüche durch die Pandemie 2020 und 2021, deren Auswirkungen summieren sich laut P&C auf einen dreistelligen Millionenverlust.
Zusätzlich belastet hätten Inflationssorgen auf der Seite der Konsument:innen sowie steigende Kosten für Energie, Löhne, Sourcing und Zinsen. Das sind Probleme mit denen die gesamte Modebranche in den vergangenen Jahren zu kämpfen hat, P&C hat aber in dieser Zeit nicht nur online weiter expandiert sondern auch stationär – mit Filialeröffnungen in Brüssel und Berlin beispielsweise und der Übernahme der dänischen Kaufhäuser Magasin du Nord. Ein komplett auf Nachhaltigkeit ausgerichteter Store sollte Ende März noch eröffnen.
Es ist auch unklar, welche Rolle die Eigentümer gespielt haben, bevor es zum Schutzschirmverfahren kam.
Was sagen die Eigentümer zur Insolvenz?
„Die Familie Cloppenburg hat bereits grundsätzlich Unterstützung signalisiert. Alle Beteiligten sind sich sicher: Peek & Cloppenburg ist als Marke so stark, dass das Unternehmen schnell einen Weg aus der Krise finden wird”, teilte Peek & Cloppenburg Düsseldorf am Freitag auf Anfrage mit. Geschäftsführer Thomas Freude hatte zuvor diesselbe Botschaft bereits in einem Interview mit der Wirtschaftswoche verkündet.
Wie genau die Eigentumsverhältnisse der Gründerfamilie bei einem der größten Modekonzerne Europas tatsächlich aussehen, ist aber nicht bekannt. So ist der haftende persönlich haftende Gesellschafter der insolventen Peek & Cloppenburg KG eine Gesellschaft mit Sitz im niederländischen Roermond, die wiederum zu 100 Prozent im Besitz einer Stiftung in Liechtenstein ist. Der Vorstandsvorsitzende der Stiftung mit Sitz in Vaduz ist seit Juni 2019 nicht mehr Harro Uwe Cloppenburg, sondern sein Sohn Patrick Cloppenburg. Zuvor war dieser seit 2010 bereits zusammen mit seiner Schwester Catharina Cloppenburg Mitglied des Stiftungsrates. P&C wollte die Verteilung der Eigentümerverhältnisse auf Anfrage nicht kommentieren.
Was bedeutet die Insolvenz für die Modebranche?
Als einer der größten Multimarken-Modehändler Europas ist Peek & Cloppenburg einer der größten Kunden von Bekleidungsherstellern. Wird die zumeist ausgelieferte Frühjahrsware noch bezahlt und sollen die georderten Herbstwaren produziert werden? Das sind Fragen, die sich zur Zeit viele Modemarken stellen.
„P&C ist einer der größten Kunden von uns und die Nachricht hat uns auch überrascht, aber wir glauben, dass P&C sich unter dem Schutzschirm optimieren wird“, sagte Daniel Grieder, Geschäftsführer des Bekleidungskonzerns Hugo Boss, während ein Telefonkonferenz zu den Geschäftszahlen am Donnerstag. „Auch in den Gesprächen, die wir gehört haben, ist es P&C Intention, dass sie das Geschäft weiter betreiben. Jetzt müssen wir schauen, wie es mit P&C Deutschland weitergeht, aber auch da sind wir eher zuversichtlich.” Über die Orders von P&C bei Hugo Boss sagte Grieder: „Im Moment haben wir kein Signal von P&C gekriegt, dass wir hier große Probleme erwarten können und wir gehen davon aus, (...), dass wir uns hier gegenseitig unterstützen.”
Wie viele Arbeitsplätze stehen auf dem Spiel?
Die Peek & Cloppenburg KG, Düsseldorf beschäftigt rund 6800 Mitarbeitende, wovon 800 in der Zentrale arbeiten und der Rest in den Filialen. Stellenstreichungen sollen vor allem in der Zentrale vorgenommen werden, die 67 Verkaufshäuser sollen nicht davon betroffen sein und auch nicht von Schließungen.
Die Unternehmensgruppe Peek & Cloppenburg mit all ihren Gesellschaften beschäftigt insgesamt rund 16.000 Mitarbeitende in 16 Ländern. Zu ihr gehören sechs Onlineshops und 160 Verkaufshäuser. Neben den P&C-Filialen in Deutschland, den Niederlanden, Wien und Süd- und Osteuropa gehören auch der Herrenausstatter Anson’s und die dänische Kaufhauskette Magasin du Nord zum Konzern.
Bis wann könnte das Sanierungsverfahren abgeschlossen sein?
Das Schutzschirmverfahren solle spätestens Ende des Jahres über einen Insolvenzplan abgeschlossen sein, bestätigte P&C auf Anfrage. In dem Plan soll geregelt werden, welche Gläubiger zu welchen Zugeständnissen bereit seien, sagte Geschäftsführer Thomas Freude in einem Interview gegenüber der Wirtschaftswoche. In den kommenden Wochen soll bereits mit Gläubigern wie Lieferanten, Vermietern und Finanzierern im Detail gesprochen werden und die ersten Restrukturierungsmaßnahmen umgesetzt werden.
Dieser Beitrag wurde zuletzt um 16:53 Uhr am 14. März mit Angaben zu den Gesellschaftern von P&C aktualisiert.