Re'aD Summit: Wo steht die Digitalisierung der Mode-Lieferkette?
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Die deutschen Bekleidungshersteller müssen noch viel tun um ihre Lieferkette zu digitalisieren, zeigte die zweite Ausgabe des Re’aD Summits in Düsseldorf. Von der Produktentwicklung, über das Sourcing bis hin zur Herstellung von Kleidung: Die Konferenz des Deutschen Mode-Instituts fasste klar zusammen, wo die Modebranche auf ihrem Weg in eine digitale Zukunft steht.
Produktentwicklung
Computer und Software helfen bereits beim Entwickeln von Bekleidung, bei der Konferenz ging es vor allem um die Digitalisierung von Farben und Kleidungsentwürfen.
Vor drei Jahren wurde noch diskutiert, ob ein Computer überhaupt Entwürfe zufriedenstellend in 3D abbilden kann, sagte Andreas Seidl, Geschäftsführer bei der Human Solutions Gruppe auf dem Summit. Mittlerweile nutzen aber vermehrt Unternehmen Software für das Entwickeln von Kollektionen. Kleidungsentwürfe können bereits am Computerbildschirm angezeigt werden, wodurch das Anfertigen von Prototypen reduziert werden kann oder ganz entfällt, wie Hugo Boss bei seiner Präsentation in Düsseldorf gezeigt hat. Der Metzinger Modekonzern ist im Branchenvergleich schon recht weit. Rund 20 Prozent seiner Kunden entwickeln Produkte mit 3D-Technologie, sagte Seidl, dessen Software auch bei Hugo Boss verwendet wird. Vor zwei Jahren seien es gerade einmal 5 Prozent gewesen.
Farben
Bei einem Einkauf entscheidet zu 65 Prozent die Farbe, sagte Tobias Rausch, Portfolio Manager Appearance bei X-Rite, zu Beginn seines Vortrages in Düsseldorf. Trotz der bereits vorhandenen technischen Möglichkeiten Farbe, Materialien und Produkte am Computer mithilfe von CAD Software oder der Virtual Light Booth fotorealistisch und dreidimensional darzustellen, geschieht vieles im Bereich der Farbe in der Lieferkette noch manuell und physisch. Der Schweizer Outdoor-Konzern Mammut will das ändern. Anstelle von Farbkarten und Farbproben, die Lieferanten wiederholt per Post zusenden bis es stimmt, setzt Julian Jetten, Head of Materials bei der Mammut Sports Group, nun auf den digitalen Prozess. Mit einem digital eingelesenen Farbwert soll die Anzahl an Labormustern (lab dips) reduziert werden und damit auch die Entwicklungszeit eines Produkts sowie die farblichen Abweichungen innerhalb einer Kollektion. Den digitalen Wandel bei verschiedenen Lieferanten durchzusetzen, kann sich aber wegen mangelnder Bereitschaft oder veralteter Software als schwierig erweisen, erzählte Jetten über die Umstellung.
Produktion
Viele Modeunternehmen haben ihre Produktion ausgelagert und arbeiten meist mit verschiedenen Lieferanten zusammen. Das erschwert den digitalen Wandel in der Herstellung, der aber unerlässlich ist, wenn Konzerne schneller auf Konsumententrends reagieren wollen. Während das computerunterstützte Design schon eingesetzt wird, hat sich bei den Maschinen in der Bekleidungsproduktion in den vergangenen 80 Jahren nichts getan, sagte Daniel Bücher, Doktorand am Institut für Textiltechnik der Rheinisch-Westfälisch Technischen Hochschule Aachen und meint damit die Nähmaschine. Die Herstellungsprozess, der zwischen Design und dem Onlineshop liegt, müsse auch in den digitalen Wandel eingebunden werden.
“Wirklich flexibel sind wir noch nicht. Hier ist noch riesiger Bedarf”, sagte Bücher bei der Konferenz. Er hat schon bei dem “Knit for you” Projekt des Sportartikelherstellers Adidas mitgearbeitet: Kunden konnten einen Strickpullover an ihre Wünsche anpassen, ein Bodyscanner nimmt die Maße auf, anschließend wird der Pullover vor Ort im Berliner Pop-Up Store von Adidas hergestellt. Das Projekt zeige die Möglichkeiten auf, aber “wir müssen noch viel mehr tun”, sagt Bücher. Das heutige Modell des Outsourcings funktioniere nicht mehr und neue Maschinen könnten helfen die Produktion wieder näher an den Ort der Kaufentscheidung zu bringen.
Ordern
Der private Austausch über soziale Medien ist mittlerweile eine Selbstverständlichkeit, aber die Kommunikations-Kanäle in der Modebranche sind die tradierten geblieben. Ein Messebesuch oder Showroombesuch zum Begutachten der Ware werden so schnell nicht durch Onlineplattformen ersetzt, aber diese können zusätzliche Vorteile bieten. Die Material-Messe Premiere Vision stellte ihren neuen Marketplace auf dem Summit vor, der das Sourcing von Stoffen zukünftig unterstützen soll.
Foto: DMI